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Britische Unternehmen wollen in der EU bleiben

2017 soll es in Großbritannien eine Volksabstimmung über den Verbleib des Landes in der EU geben. Der britische Arbeitgeberverband CBI ist jetzt in die Offensive gegangen und rührt kräftig die Werbetrommel für den EU-Verbleib.

Von Jochen Spengler | 04.11.2013
    Lange hat man in Großbritannien warten müssen, um ein ähnlich eindeutiges Bekenntnis zu hören, wie es Arbeitgeberpräsident John Cridland nun schon vor Beginn der CBI-Jahreskonferenz abgab:

    "The british business – large and small – we should remain in a reformed EU; not be outside with no influence."

    Ob große oder kleine Unternehmen – 78 Prozent hätten sich dafür ausgesprochen, in einer reformierten EU zu bleiben. Nur zehn Prozent seien für einen Austritt. Das ist das Ergebnis einer Studie, für die in den letzten zehn Monaten die britischen Arbeitgeber befragt wurden. Gegenüber dem Deutschlandradio erklärte Verbandschef John Cridland:

    "Unsere Schlussfolgerung ist, dass die Mitgliedschaft in der EU ein lebensnotwendiger Baustein für Großbritannien ist, um eine erfolgreiche globale Handelsnation zu sein – so wie es auch für Deutschland gilt. Trotz mancher Frustration, wie sie jeder in Europa über das bürokratische Regelwerk der EU haben mag, sind wir doch leidenschaftlich davon überzeugt, dass die Europäische Union von großem Nutzen für uns ist. Sie bringt jedem britischen Haushalt 3000 Pfund jährlich."

    Katja Hall, Politikdirektorin der CBI erläuterte, dass man für den 180-Seiten-Bericht "Unsere globale Zukunft" auch Alternativen zur EU-Mitgliedschaft untersucht habe, etwa den Status Norwegens, der Schweiz oder der Türkei:

    "Obwohl all diese Modelle manchen Vorteil haben, bietet keines ein besseres Gesamtpaket als die Vollmitgliedschaft. Die Alternativen sind alle mehr oder weniger Übergangsheime am Rande Europas, die Großbritannien ohne Mitbestimmung über jene Regeln ließen, unter denen es operieren muss."

    Deswegen ist die britische Wirtschaft vom Wert der EU-Mitgliedschaft überzeugt, von dem gewaltigen Absatzmarkt, den gemeinsamen Produktstandards und der Macht beim Aushandeln von internationalen Abkommen. Unter dem Strich hält sie den Status quo für besser als einen Austritt. Aber Reformen seien nötig:

    "Wir brauchen einen Binnenmarkt für Dienstleistungen und einen gemeinsamen digitalen Markt. Die Schranken für den elektronischen Handel müssen fallen, wir wollen, dass die EU neue Handelsabkommen schließt mit etablierten und neuen Märkten und wir möchten einen Abbau der bestehenden Regeln."

    Insbesondere die Arbeitszeitrichtlinie der EU stößt in Großbritannien auf Kritik. Europa solle sich nicht um alles kümmern, verlangt John Cridland:

    "Die großen Herausforderungen Jobs, Wachstum, Klimawandel, Handel sind doch gewaltige Aufgaben – darauf muss sich Brüssel konzentrieren und nicht auf die vielen anderen Dinge, die in das tägliche Leben der Bürger eingreifen. Die sollten nicht Sache der Europäischen Union sein."

    Eine Reform, mit der sich die EU aufs Wesentliche beschränke, so wie sie Premierminister Cameron anstrebe, könne, so glaubt der Arbeitgeberpräsident, auch die skeptische Bevölkerungsmehrheit in Großbritannien von der EU-Mitgliedschaft überzeugen beim Referendum 2017. Nicht zuletzt an sie richte sich der Report.

    "Der CBI-Bericht ist ein Versuch der Geschäftswelt, unsere Mitbürger, Nachbarn und Arbeitnehmer zu erreichen und ihnen zu sagen, ihr habt zu Europa eure ganz verschiedenen Ansichten, aber was die Wirtschaft anlangt, ist das hier unser Standpunkt."