
Die Waffenruhe in der Ostukraine wird weiterhin gebrochen. Auch am Wochenende starben mindestens zwei ukrainische Uniformierte bei Kämpfen, teilte ein Sprecher des Rats für Sicherheit und Verteidigung mit. Sechs Soldaten seien verletzt worden. Separatistische Kämpfer versuchen weiterhin, den Flughafen in Donezk einzunehmen. Heute Morgen griffen sie dort zweimal die ukrainischen Positionen an, so Militärsprecher Wladyslaw Seleznjow.
"Die Körper getöteter Kämpfer bedecken die Wege zu den Terminals, niemand holte sie ab. Dabei wäre das doch ein Grund für die Separatisten, das Feuer zumindest vorübergehend einzustellen."
Insgesamt hätten Separatisten in den vergangenen 24 Stunden 40 Mal Stellungen der ukrainischen Armee beschossen, erklärte ein Sprecher.
Außerdem schlagen im ganzen Stadtgebiet von Donezk weiterhin Granaten ein. Heute Morgen starb dabei ein Zivilist, teilte die Stadtverwaltung mit. Sieben Wohnhäuser wurden beschädigt, in manchen Straßen fiel die Gasversorgung aus. Bereits gestern kamen zwei Bewohner von Donezk ums Leben. In Zhurets im Bezirk Donezk starben gestern zwei Kinder. Sie spielten mit einer Granate, die nicht explodiert war.
Für den Beschuss von Wohnvierteln machen sich die ukrainische Armee und separatistische Kämpfer gegenseitig verantwortlich.
Rotes Kreuz reagiert auf Tod eines Mitarbeiters
Das Internationale Rote Kreuz stellte wegen der Beschüsse seine Tätigkeit im Donezk-Becken vorübergehend ein. Zunächst müsse die Organisation die Sicherheit ihrer Mitarbeiter garantieren können, sagte eine Sprecherin. Am Donnerstag war ein 38-jähriger Mitarbeiter des Roten Kreuzes, ein Schweizer, von den Splittern einer Granate getroffen wurden und starb. Das ukrainische Innenministerium behauptet, es verfüge über Beweise, dass die tödliche Granate von Separatisten abgeschossen wurde.
Immer deutlicher werden indes die verheerenden Folgen der Kämpfe auf die Wirtschaft des Donezk-Becken. In Donezk stünden 80 Prozent der Unternehmen still, sagte Präsident Petro Poroschenko beim Besuch einer Rüstungsfabrik. Der Staatshaushalt nehme deshalb deutlich weniger Steuern ein als geplant. Außerdem liefere die Ukraine Gas und Strom in das von Separatisten kontrollierte Gebiet, ohne dass die Rechnungen dafür beglichen würden.
In Donezk feierten die Separatisten gestern, dass sie vor sechs Monaten eine Volksrepublik ausgerufen hatten. Ein paar hundert Bewohner kamen auf den Leninplatz. Pawel Gubarjew, einer der Anführer, sagte:
"Ich werde der Idee eines großen Neurussland nie entsagen. Das ist das Projekt eines neuen Staates, einer neuen zivilisatorischen Idee. Und dieser Staat wird Teil der russischen Welt sein."
Ein kleines Mädchen trug auf der Bühne eine Gedicht vor, das die Regierung in Kiew als nationalsozialistische Ungeheuer beschimpfte und ihr einen Genozid an den Menschen des Donezk-Becken vorwarf.
Die Separatisten im Bezirk Luhansk wollen indes einen weiteren Schritt machen, um die von ihnen ausgerufene Volksrepublik an Russland anzunähern. Sie würden die russische Gesetzgebung übernehmen, hieß es dort heute. Außerdem wollen die Aktivisten ein eigenes Gerichtssystem schaffen.
Deutsche Hilfskonvois erwartet
Der erste deutsche Hilfskonvoi für die Ostukraine wird am Dienstagmorgen an der polnisch-ukrainischen Grenze erwartet, teilte der ukrainische Rat für Sicherheit und Verteidigung mit. Der Konvoi besteht aus etwa 100 Lastwagen mit Hilfsgütern im Wert von zehn Millionen Euro. Sie wurden in 17 deutschen Städten gesammelt. In den Lastwagen befinden sich unter anderem Elektro-Generatoren, Winterkleidung, Decken, Hygieneartikel und Heizplatten.
Offizielle Informationen über Bundeswehrsoldaten, die in der Ostukraine zum Einsatz kommen könnten, habe die Ukraine aber bisher nicht, so der Rat. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte den Bundestag über den Plan informiert, Soldaten zur Überwachung der ukrainisch-russischen Grenze mit Drohnen und zum Schutz der dortigen OSZE-Beobachter zu entsenden.