
Ohne die Zölle könnten die Wachstumsraten der Wirtschaft in Deutschland deutlich höher ausfallen. Das Ziel müsse sein, dass die Zölle, die es jetzt schon gebe, verschwinden. Das wäre Nagel zufolge die Ideallösung. Man müsse daran arbeiten, dass ein gemeinsames Verständnis entstehe, dass Zölle eigentlich nur Verlierer kennen. Das Treffen von Bundeskanzler Merz mit US-Präsident Trump in Washington bewertete der Bundesbankpräsident positiv. "Die Art, wie Merz Deutschland und auch Europa präsentiert hat, hat uns allen, glaube ich, gut getan."
Bundesbankpräsident spricht sich für Reformen in Deutschland aus
Nagel mahnte rasche Reformen in Deutschland an. Das von der Bundesregierung geplante Steuerentlastungspaket für Unternehmen sei ein notwendiger Baustein, sagte Nagel. Er verwies im Deutschlandfunk-Interview zugleich auf Herausforderungen wie die Digitalisierung, die Infrastruktur und die Demographie.
Das Sonderprogramm für Infrastruktur und Verteidigung wird nach Einschätzung des Bundesbankpräsidenten die deutsche Wirtschaft "anschieben" und auch positive Auswirkungen auf andere europäische Länder haben. Man erwarte, dass das zusätzliche Geld zielgerichtet investiert werde. Insgesamt müsse die Wettbewerbsfähigkeit steigen, damit mehr Investitionen ermöglicht würden, betonte der Bundesbankpräsident. In der Vergangenheit sei man zwar gut in der Analyse der Probleme gewesen. Nun müsse aber die Umsetzung besser werden.
Nagel: gute Nachrichten bei Inflation - aber gestiegene Preise für viele Menschen große Herausforderung
Die jüngste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) bezeichnete Nagel als richtig und angemessen. Mit Blick auf die Inflation sprach der Bundesbankpräsident von guten Nachrichten. Man sei bereits in der Nähe des selbst gesteckten Ziels und werde dort in diesem Jahr auch ankommen. Stabile Preise seien die Grundvoraussetzung dafür, dass künftig auch höhere Wachstumsraten möglich seien.
Der Bundesbankpräsident räumte allerdings ein, dass viele Verbraucherinnen und Verbraucher zu Recht das Gefühl hätten, das alltägliche Leben werde zunehmend unbezahlbar. Als Beispiel nannte Nagel den gestiegenen Butterpreis. Im Jahr 2020 habe eine typische Packung im Schnitt knapp 1,50 Euro gekostet. Jetzt liege der Preis beim Discounter ungefähr bei 2,30 Euro. Das sei natürlich eine erhebliche Steigerung. Es müsse in Zukunft insgesamt darum gehen, wie man es schaffe, die Menschen zu entlasten - gerade auch beim Thema Sozialabgaben.
Diese Nachricht wurde am 08.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.