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Bundestag
Der Sportausschuss auf Tour

Die erste Delegationsreise des Bundestags-Sportausschusses führt nach Südafrika - und damit an der aktuellen sportpolitischen Debatte vorbei. Der politische Nutzen des Trips dürfte sich in Grenzen halten, andere Reiseziele hätten für die anstehenden Debatten einen höheren Mehrwert gehabt.

Von Robert Kempe |
    Zu einer Sondersitzung ist am 02.09.2013 im Marie-Elisabeth- Lüders-Haus in Berlin der Sportausschuss zusammen gekommen.
    Für einige Mitglieder des Sportausschusses heißt es bald: Südafrika statt Sitzungssaal. (picture alliance 7 dpa / Rainer Jensen)
    Der Bundestags-Sportausschuss geht wieder auf Tour. Und die Abgeordneten zieht es mal wieder in die Ferne. Die erste Delegationsreise in dieser Wahlperiode führt unter anderem nach Südafrika. Die Reiseleiterin ist die Ausschussvorsitzende und SPD-Politikerin Dagmar Freitag. Ihr wird selbst in der eigenen Fraktion eine große Affinität zur sonnigen Südregion des Kontinents nachgesagt, die sie bereits als Abgeordnete bereiste.
    Begleitet wird sie von ihrer Parteikollegin Michaela Engelmeier, vom Grünen Özcan Mutlu sowie von Andre Hahn von der Linken – allesamt sportpolitische Sprecher ihrer Fraktion. Von der Union steigen Dieter Stier und Stephan Mayer mit in den Flieger. Die Fernreisenden wollen Sportentwicklungsprojekte besuchen, die vom Auswärtigen Amt oder vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit finanziert oder angestoßen wurden, und sich mit Funktionären und Politikern treffen.
    An der aktuellen sportpolitischen Debatte vorbei
    Doch an der aktuellen sportpolitischen Debatte touren die Abgeordneten vorbei. Andere Reiseziele hätten einen größeren Mehrwert für die anstehenden Beratungen im Ausschuss. Angesichts einer möglichen deutschen Olympiabewerbung und damit verbundenen massiven Kosten für den Steuerzahler zum Beispiel Norwegen, das sich gerade aus dem Rennen für die Winterspiele 2022 zurückzog.
    Oder aber Baku. Aserbaidschan, wo systematisch Menschenrechte missachtet werden, wird im nächsten Jahr Ausrichter der ersten European Games sein. Für die Debatte um die Rolle von Menschenrechten bei Sportgroßveranstaltungen hätte man ein Zeichen setzen können.
    Sportpolitischer Nutzen in überschaubaren Grenzen
    Hingegen dürfte sich der politische Nutzen des Afrika-Trips in überschaubaren Grenzen halten - dies auch eingedenk der geringen Posten im Sportetat des Bundes. Das Auswärtige Amt und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit geben zusammen gerade einmal 7,5 Millionen Euro aus für Projekte, die oft nur mittelbar mit Sport zu tun haben. Ein Bruchteil von den 240 Millionen, deren Verwendung der Sportausschuss zu kontrollieren hätte.
    Immerhin, der fragwürdige Trip ist nur die Auftakt-Reise des Sportausschusses in dieser Legislaturperiode. So soll es bald auch nach Nordamerika, nach Russland und in die Schweiz gehen.