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"Camp" bei der Met Gala
Mode als politisches Statement

"Camp" lautete das Motto der Gala im Metropolitan Museum in New York: 30.000 Dollar Eintritt, Prominente aus der Kunstwelt und dem Showbusiness. Präsident Trump war nicht eingeladen, aber dennoch da, "weil seine Haare, seine Hautfarbe - symbolisieren "Camp", sagte Modeexperte Alfons Kaiser im Dlf.

Alfons Kaiser im Gespräch mit Fabian Elsäßer |
Lady Gaga auf der Met Gala in einem pink-violettem Kleid, dessen Schleppe von mehreren Männern getragen wird.
Affektiert, übertrieben, gewollt kitschig: der Begriff Camp ist nicht eindeutig (imago / Doug Peters)
Es ist eines der Modeereignisse des Jahres – die Gala des Metropolitan Museums in New York. Die Promis zahlen Zehntausende Dollar Eintritt dafür, dass sie mit ihren ausgefallensten Kostümen schaulaufen dürfen.
Immerhin für einen guten Zweck: die Einnahmen gehen an die Kostümabteilung des Metropolitan Museums. Das Motto dieses Jahr: Camp – ein leicht unscharfes Adjektiv, das man mit affektiert oder kitschig übersetzen kann. Es steht aber auch für übertriebene Kunst oder Darstellung.
Das Motto der diesjährigen Metropolitan Gala "Camp" kann auch als Kommentar zur Präsidentschaft Trumps gelesen werden, so FAZ-Modeexperte Alfons Kaiser im Dlf. Dieser Stil, die Hingabe an den glamourösen Trash, werde von niemanden so perfekt verkörpert, wie vom aktuellen US-Präsidenten. Seine Haare, seine seltsam gebräunte Hautfarbe und seine überlangen Krawatten seien "Camp" in Reinkultur.
Lady Gaga als perfekte "Camp-Folie"
Geprägt habe den Begriff die Schrifstellerin Susan Sonntag, die ihn dezidiert als unpolitisch verstanden wissen wollte, aber die Met Gala zeige, dass "Camp" sehr viel politischer sei als angenommen, so Kaiser.
Die Veranstaltung sei ohnehin häufig politischer als auf den ersten Blick zu erkennen, so auch im letzten Jahr, als Rihanna als falsche Päpstin kam und damit das Motto "Heavenly Bodies" sehr eigenwillig interpretierte.
Katy Perry als Kronleuchter umringt von Fotografen
Katy Perry auf der MET Gala in New York (www.imago-images.de (John Palmer))
Die hohen Eintrittspreise zahlen häufig auch Modehäuser, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Das Schaulaufen der Prominente sei perfekte Werbung für die Firmen, die Fotos generieren hohe Klickzahlen. Kein Modehaus verkörpere das diesjährige Motto "Camp" so gut wie Gucci, und es könne schon sein, dass der Designer ein politisches Statement im Hinterkopf hat, die Prominenten in der Regel eher nicht, so Kaiser.
Ironiefreie Kardashians
Katy Perry als lebender Kronleuchter und Jared Leto mit einer Wachsnachbildung seines Kopfes in der Hand hätten das Motto gut interpretiert, aber niemand habe es so perfekt umgesetzt wie Lady Gaga, sagte Kaiser im Dlf. In ihren vier Looks - vom aufgedonnerten Abendkleid bis hin zum Negligé - habe sie gezeigt, wie vielschichtig der Begriff "Camp" zu deuten sei.
Gar nicht verstanden hätten die Kardashians das Motto, denn ihre eng anliegenden Kleider seien längst Teil der Alltagskultur und keine Ironie mehr, so Kaiser.
Wir haben noch länger mit Alfons Kaiser gesprochen - hören Sie hier die Langfassung des Interviews