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Champions-League-Finale
Reibach für Berliner Wirtschaft?

Das Champions-League-Finale in Berlin ist ein Fan-Event der Superlative. Hunderte Extra-Flüge starten und landen dieser Tage in der Hauptstadt, manche Fußballverrückte reisen gar aus Südamerika an. Davon könnte auch die lokale Wirtschaft profitieren. Tickets kosten im Internet mehrere Tausend Euro.

Von Anja Nehls |
    Die Skyline von Berlin
    Berlin ist voll wie selten: Fußballfans aus aller Welt, Offizielle und Sponsoren. (dpa picture alliance/ Paul Zinken)
    Auf dem UEFA Fanfest am Brandenburger Tor stimmen sich drei jungen Männer mit einem Bier in der Hand schon mal ein. Vorgestern sind sie aus Brasilien extra nach Berlin geflogen:
    "Wir sind extra für das Finale gekommen, haben aber noch kein Ticket für das Spiel. Wir versuchen jetzt irgendwo eins zu bekommen, oder Informationen, wo es noch welchen gibt, egal was für Plätze, Hauptsachen im Stadion. Ich bin ein Barcelona Fan und er hier ist für Juventus. Am Sonntag reisen wir wieder ab."
    900 Euro kostet das Hotel für die drei, sie sind zufrieden, dass sie überhaupt noch etwas bekommen haben.
    Berlin ist voll wie selten. Fußballfans aus aller Welt, die Anhänger vom FC Barcelona und von Juventus Turin, Offizielle und Sponsoren. Mehrere Millionen Euro hat sich Berlin die Ausrichtung des Finales, die Umbauten am Stadion und sie Organisation eines Galadinners kosten lassen. Gut angelegtes Geld für die Stadt, sagt Christian Tänzler von den Tourismus Werbern von Visit Berlin:
    "Auf der einen Seite spülen natürlich die Gäste die hier kommen - und das sind ja einige Zehntausend - Geld in die Kassen, in die Kassen der Hotels, in die Kassen der Gastronomie und natürlich wird auch der Einzelhandel sehr stark profitieren. Auf der anderen Seite ist es auch so, dass das für das Image der Sportstadt Berlin ein wichtiger Punkt ist. Champions League Finale ist nicht alle Tage hier in Berlin. Das ist schon ein großer Wurf auch."
    Hoffnung auf großen Umsatz
    Die Besucher der Leichtathletik WM 2009 haben nach Angaben der Berlin Tourismus Marketing GmbH 120 Millionen Euro in der Stadt gelassen. Das Onlineportal Onefootball und der Reiseveranstalter GoEuro schätzen die Einnahmen Berlins aus Anreise und Übernachtung für das Finale auf 36,1 Millionen Euro. Im Hotel Scandic am Potsdamer Platz braucht heute niemand mehr nach einem freien Zimmer zu fragen.
    "Also von Samstag auf Sonntag? Ja. Schauen wir mal. Geht leider nicht. Voll ausgebucht."
    Und das im Wesentlichen schon seit einem Jahr. Denn hier nächtigen die Sponsoren der Champions League. Die restlichen Zimmer haben dann relativ kurzfristig Fangruppen aus Spanien und Italien belegt, erzählt Steffen Seichter vom Scandic. Natürlich erhofft er sich guten Umsatz:
    "Volles Haus. Das Restaurant wird besondere Angebote liefern, es wird Barbecue geben, es wird live übertragen, die Mitarbeiter des Hauses werden sich auch in den Farben der Sponsoren und Teams ein bisschen kleiden. Natürlich, wenn das Hotel gut belegt ist und wir viele bunte Gruppen im Haus haben, die vielleicht keine Tickets mehr ergattert haben und im Hotel bleiben zur live Übertragung, dann freuen wir uns, wenn sie sich noch ein zweites oder drittes Bier bestellen."
    Nachtflugverbot teilweise aufgehoben
    In ganz Berlin haben die Übernachtungspreise der Hotels erst mächtig angezogen, seit heute scheinen sie wieder zu fallen. Es gibt immer noch freie Zimmer. Da es auf dem UEFA Fanfest am Brandenburger Tor aus Sicherheitsgründen kein Public Viewing geben wird, werden viele kleinere Biergärten und Kneipen in der ganzen Stadt von den Fußballfans profitieren. Auf dem Breitscheidplatz vor der Gedächtniskirche wollen Spanier eine Barca-Fiesta feiern, der Alexanderplatz ist Treffpunkt für die Juve-Anhänger. Dazwischen kurvt Wolfgang gut gelaunt mit seiner Fahrrad Rikscha:
    "Wir sind hier von der UEFA gesponsert worden, es macht so schon Spaß, aber wenn natürlich die Leute und die ganze Stadt in so einer tollen Stimmung ist, dann sitzt das Geld auch ein bisschen lockerer, muss man schon so sehen."
    Um die Fußballfans wieder nach Hause zu befördern gibt es am Flughafen Schönefeld 370 zusätzliche Starts und Landungen. 25.000 Fans werden mit Sonderflügen abgefertigt, sagt die Flughafengesellschaft. Das sonst in Berlin geltende Nachtflugverbot wurde für Schönefeld dafür teilweise außer Kraft gesetzt. Dennoch werden viele Privat- und Business-Jets bis Sonntagnachmittag warten müssen, um eine Startzeit in Schönefeld oder Tegel zu bekommen.