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China
Der Verbot des Elfenbeinhandels und die Folgen

China hat zum Jahreswechsel den Handel mit Elfenbein verboten. Tierschützer hoffen nun, dass das chinesische Handelsverbot die Nachfrage nach Elfenbein weltweit deutlich senkt. Aber es gibt auch kritische Stimmen, die sich gegen das Verbot wehren.

Von Axel Dorloff | 06.02.2018
    Stoßzähne aus Elfenbein liegen auf einem Tisch.
    Nach China will nun auch Hongkong den Handel mit Elfenbein verbieten (dpa/ picture-alliance/ Paul Zinken)
    Schmuck, Kunst, Malerei und Antiquitäten: Auf neun Etagen wird im Geschäfts-Hochhaus Tian Ya in Peking gehandelt. Auf jeder Etage sind rund 20 kleine Geschäfte, die Kunstgegenstände verkaufen und sich meist auf einen Bereich spezialisiert haben. Chen Ling handelt hier seit zehn Jahren mit chinesischer Kalligrafie und Malerei. Sie behauptet: ihre Elfenbein-Kollegen seien bereits ausgezogen.
    "In der ersten und zweiten Etage waren bis vor kurzem noch die Läden, die Elfenbein verkauft haben. Die hatten alle eine Lizenz der Behörden, wurden aber jetzt geschlossen. Seitdem die Regierung den Elfenbein-Handel verboten hat, gibt es sehr strikte Kontrollen in unserem Gebäude."
    Anfang des Jahres ist in China das Handelsverbot für Elfenbein in Kraft getreten. Der Staatsrat hatte bereits Ende 2016 beschlossen, den Handel und die Verarbeitung von Elefantenstoßzähnen sowie Produkten daraus zu verbieten. Das Verbot war lange gefordert, lange angekündigt – jetzt ist es umgesetzt.
    Dutzende lizenzierte Elfenbeinläden haben die chinesischen Behörden bereits im Laufe des vergangenen Jahres geschlossen. Nun sind auch die restlichen offiziellen Verkaufsstellen dicht gemacht worden. China galt weltweit als der wichtigste und größte Markt für Elfenbein. Ein Großteil der Elefanten-Stoßzähne sind in der Volksrepublik gelandet und hier als Anhänger, Halsketten oder Skulpturen verkauft worden. Auch im Tian Ya Kunst-Kaufhaus. Händlerin Chen Ling bedauert, dass der legale Handel mit Elfenbein nicht mehr erlaubt ist.
    "Ich finde, es ist ein Kulturgut zum Sammeln. Die alten Elfenbein-Produkte, die schon auf dem Markt sind, sollten gehandelt werden dürfen. Warum? Weil es ein kulturelles Relikt ist. Jeder sollte es kennen. Elfenbein ist für China ein wichtiger Sammel-Gegenstand – und es ist wertvoll."
    Händler und Liebhaber haben immer betont: die Elfenbeinschnitzerei habe in China eine Jahrtausend alte Tradition und müsse bewahrt werden. Ähnlich hatte lange auch die chinesische Regierung argumentiert. Noch im Jahr 2006 hat sie die Elfenbeinschnitzerei als nationales Kulturerbe bezeichnet. Teure Geschenke aus Elfenbein galten in China vor allem unter Funktionären der Kommunistischen Partei als äußerst beliebt. Nicht selten zum Zweck der Korruption.
    Kunst, an der Blut klebt
    Aber in den vergangenen Jahren hat in China ein politisches Umdenken stattgefunden. Präsident Xi Jinping gilt selbst als Gegner von Elfenbeinhandel. 2015 wurde zunächst der Import von Elfenbeinprodukten verboten. Das neue Handelsverbot seit Anfang des Jahres wird immer noch von einer riesigen öffentlichen Kampagne begleitet. Im Mittelpunkt: der ehemalige chinesische NBA-Basketball-Profi Yao Ming.
    "China ist der größte Markt, auch innerhalb Asiens. Märkte können gut und Märkte können schlecht sein, je nachdem welche Waren wir dort handeln. Der Elfenbeinhandel geht auf Kosten von Tierleben, in Afrika und auch woanders auf der Welt. Die Elfenbeinprodukte sehen vielleicht schön aus und glänzen – aber es klebt Blut an ihnen. Und dieses Blut lässt sich auch nicht einfach abwaschen."
    Yao Ming sitzt selbst als Politiker im chinesischen Volkskongress und hat dort 2014 einen Entwurf für ein Handelsverbot von Elfenbein eingebracht. Großflächige Poster von ihm schmücken derzeit die Einkaufsstraßen von Peking. Yao Ming, wie er einen Elefanten freundschaftlich mit der Faust abklatscht. Auch im chinesischen Staatsfernsehen laufen Clips mit ihm gegen den Elfenbeinhandel.
    Elfenbein sei in China nicht mehr länger ein Handelsobjekt – im Namen des Gesetzes. So seine Worte im Fernsehen. Yao Ming gilt als einer, wenn nicht der bekannteste Ex-Sportler in der Volksrepublik. Sein Wort hat Gewicht, sagt die 20-jährige Studentin aus Peking, Wen Haoshu.
    "Prominente wie Yao Ming sind einflussreich. Wenn sie aufstehen und sich für oder gegen etwas einsetzen, hat das eine Wirkung auf die Menschen. Im besten Fall kaufen die Leute dann kein Elfenbein mehr."
    Hongkong zieht nach
    Nachgezogen ist jetzt auch Hongkong. Ab 2021 wird dort der lokale Elfenbeinhandel verboten, ab sofort gibt es höhere Strafen auf illegalen Handel.
    Umwelt- und Tierschutzorganisationen nennen das chinesische Handelsverbot für Elfenbein – und auch das in Hongkong – einen Meilenstein. Wenn es gelinge, die Nachfrage nach Elfenbein deutlich zu senken, sei das ein wichtiger Schritt für den Schutz der Elefanten, so die Umwelt- und Tierschutzorganisation WWF Deutschland. Allein in Afrika würden jährlich rund 20.000 Elefanten illegal getötet, um an das Elfenbein zu kommen. Gleichzeitig warnen Experten, dass sich ein Teil des Handels von China in andere asiatische Länder verlagern werde. Und auch ein Schwarzmarkt wird weiter existieren.