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CIA-Folterreport
Öffentlichkeitsarbeit beim US-Geheimdienst

Nach Veröffentlichung des Berichts über seine Foltermethoden startet der US-Geheimdienst eine mediale Gegenoffensive. Auf der Website CIAsavedlives.com machen "ehemalige CIA-Funktionäre" anonym den sogenannten Feinstein-Bericht nieder. Auch der umstrittene Sender "Fox News" wird dafür genutzt.

Von Maximilian Schönherr |
    CIA-Zentrale in an Langley/Virginia
    Mit einer eigenen Website versucht die CIA ihr Image wieder aufzupolieren. (dpa / picture-alliance / Dennis Brack / Blackstar / Pool)
    Der CIA-Report des US-Senats schlug am 9. Dezember ein wie eine Bombe. Die Koordinatorin der Studie, die frühere Bürgermeisterin von San Francisco Dianne Feinstein, kam zu dem Schluss, die CIA habe über 100, teilweise unschuldige Menschen gefoltert. Und ihr politischer Gegner, der Republikaner John McCain, sprang ihr zur Seite: Waterboarding sei eine Scheinhinrichtung und damit eine besonders ausgefeilte Art der Folter.
    Nach diesem Auftakt konnte man erwarten, dass den ehemaligen Folterern und ihren Vorgesetzten Klagen drohten. Dazu passte, dass sich bereits am Abend der Veröffentlichung Ex-CIA-Chef Michael Hayden auf NBC News für seine Verhältnisse betroffen und verhalten zu Wort meldete. Hayden schob die Verantwortlichkeit seinem Vorgänger zu.
    Die großen US-Zeitungen berichteten am nächsten Morgen über das, was am meisten in dem Report schockiert: die bisher nicht bekannten Techniken, Gefangene zu quälen. Beispiel: Ihre Nahrung pürieren und ihnen den Brei in den After spritzen.
    In den Tagen danach gehörte die "rektale Zwangsernährung" zu den Standard-Zwischenfragen der Politikmoderatoren. Neben dem wieder angriffslustigeren Ex-General Michael Hayden trat nun, mehrmals täglich, sein politischer Freund und ehemaliger Förderer Dick Cheney vor die Kameras. Der Bush-Vizepräsident war einer der drei Masterminds des Irakkriegs gewesen. Er machte sich in mehreren Rundfunk- und Fernsehinterviews über die CIA-Studie lustig. Die "erweiterten Verhörtechniken", so Cheney am Sonntag in NBC "Meet the Press", seien ein voller Erfolg, sie hätten 13 Jahre lang Großangriffe auf die USA verhindert und dazu geführt, Osama Bin Laden aufzuspüren. Und er betonte: Er würde es jederzeit wieder so machen.
    Kampagne gegen den Senats-Report
    Während das Duo Hayden und Cheney den Talkshow-Hunger stillten, blieb der vielleicht wichtigste "Täter" von damals stumm: George Tenet, der Vorgänger Michael Haydens als CIA-Chef. Tenet lebt zurückgezogen und gibt keine Interviews. Aber er steckt vermutlich, zusammen mit anderen, hinter der frisch aufgestellten Webseite CIAsavedlives.com – die CIA rettete Leben. Dort machen anonyme, sogenannte "ehemalige CIA-Funktionäre" den Feinstein-Report nieder.
    Neuerdings findet sich da ein Link zum rechtskonservativen Fernsehsender "Fox News". Grund: Da war jetzt ein der CIA willfähriger James Mitchell zu Gast, der Mann, der schon 2002 nach Thailand flog, um dem Geheimdienst zu helfen, mehr aus den ersten Gefangenen herauszupressen. Mitchell gilt als Architekt dessen, was der Report "Folter" nennt.
    "Sie kamen also in einen Raum und trafen auf Chalid Scheich Muhammed", fragt die Moderatorin. "Wie sah er aus? War er gefesselt? Was hatte er an?" Mitchell lacht: "Was er anhatte? Glaube nichts."
    James Mitchells Auftritt im nationalen Fernsehen und in einem halbstündigen Interview auf Vice News, wo man ihn in Florida rudern sieht, ist der bisherige Höhepunkt der Kampagne gegen den Senats-Report. Der ursprüngliche 500-Seiten-Bericht spielt keine Rolle mehr, wenn ein gut aussehender, gebildeter Dr. James Mitchell, Anfang 60 mit Tränen in den Augen erzählt, er sei vom Einsturz des World Trade Centers so beeindruckt gewesen, dass er der Nation einfach nur habe helfen müssen.