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Clinton und Trump
Rededuell vor US-Veteranen

Gut 60 Tage vor der Präsidentschaftswahl in den USA haben sich Donald Trump und Hillary Clinton in der vergangenen Nacht ein erstes Rededuell geliefert - wenn auch nur indirekt. Im Beisein von Veteranen äußerten sie sich nacheinander zu wichtigen außen- und sicherheitspolitischen Themen.

Von Martin Ganslmeier | 08.09.2016
    Hillary Clinton beim "Commander-in-Chief-Forum" in New York.
    Hillary Clinton während des Rededuells vor US-Veteranen. (AFP/Brandan Smialowski)
    "Commander-in-Chief-Forum" hieß die gemeinsame Veranstaltung eines Veteranen-Verbandes und des Senders NBC. Umgeben von ehemaligen Soldaten sollten Clinton und Trump Auskunft darüber geben, wie sie als Oberbefehlshaber der Supermacht in schwierigen Situationen reagieren würden. Anders als bei den TV-Duellen, die in knapp drei Wochen beginnen, traten die beiden Kandidaten nicht gemeinsam auf, sondern nacheinander.
    Ein Münzwurf entscheidet: Zuerst tritt Clinton an
    Ein Münzwurf hatte entschieden, dass Clinton als erste Rede und Antwort stehen musste. Auf die Frage nach den wichtigsten Eigenschaften, die ein Präsident haben müsse, sagte Clinton:
    "Standfestigkeit, eine felsenfeste Standfestigkeit, das richtige Temperament und Einschätzungsvermögen."
    Auch von Donald Trump wollte der NBC-Moderator wissen, welche Eigenschaften ihn zum Oberbefehlshaber qualifizieren:
    "Ich habe ein großartiges Unternehmen aufgebaut, war überall auf der Welt. Und das Wichtigste: Ich habe ein großartiges Urteilsvermögen. Ich weiß, wie man Entscheidungen trifft."
    Kritische Fragen zu Clintons E-Mail-Affäre
    Clinton musste sich auch von Veteranen kritische Fragen zu ihrem privaten Mail-Server gefallen lassen. Sie beteuerte, dass sie die nationale Sicherheit Amerikas zu keinem Zeitpunkt gefährdet habe. Auch Kritik an der von ihr maßgeblich betriebenen Militärintervention in Libyen wies Clinton zurück. Es sei besser gewesen, Libyens Diktator Ghaddafi zu stürzen als nicht zu handeln. Außerdem machte Clinton deutlich, dass sie im Nahen Osten für eine Fortsetzung der Politik von US-Präsident Obama stehe.
    "Nie wieder werden wir Bodentruppen in den Irak schicken und auch nicht nach Syrien. Wir werden den IS ohne amerikanische Bodentruppen besiegen."
    Dagegen kritisierte Donald Trump die gegenwärtige US-Außenpolitik als führungsschwach. Er werde Amerikas Militär wieder deutlich stärken, das Militärbudget erhöhen, ebenso wie die Zahl der aktiven Soldaten.
    "Unter der Führung von Barack Obama und Hillary Clinton sind die Generale doch zu einem Trümmerhaufen reduziert worden. Soweit, dass es peinlich für unser Land ist."
    Trump verspricht Plan zur Zerschlagung des "IS"
    Als Präsident werde er seinen Generalen 30 Tage Zeit geben, um einen Plan zur Zerschlagung des Islamischen Staates vorzulegen. Im Unterschied dazu hatte Trump im Vorwahlkampf behauptet, mehr über den Islamischen Staat zu wissen als die Generale.
    Erneut lobte Trump den russischen Präsidenten Putin als starken Führer, der sein Land unter Kontrolle habe. Anders als Obama und Clinton werde er ein gutes Verhältnis zu Putin und zu Russland aufbauen:
    "Putin hat auch nach Umfragen unserer Institute eine Zustimmung von 82 Prozent in seinem Land. Und wenn Putin mich lobt, dann nehme ich das Kompliment gerne an."
    Dass er zum Präsidenten und Staatsmann geeignet sei, habe auch seine Reise nach Mexiko gezeigt, betonte Trump. Dass diese für Turbulenzen und Rücktritte in der mexikanischen Regierung gesorgt habe, zeige nur - so Trump wörtlich - "wie gut wir waren".
    Kein klarer Sieger
    Nach Einschätzung der Kommentatoren hatte das erste indirekte Duell zwischen Clinton und Trump keinen klaren Sieger. Die ehemalige Außenministerin wirkte zwar in Detailfragen deutlich kenntnisreicher. Aber Donald Trump trat selbstsicher auf und leistete sich keine größeren Patzer.