Dienstag, 19. März 2024

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Comeback des Musikvideos
"Das geht total viral"

Das Musik-TV stirbt aus - dennoch erlebt das Musikvideo einen Boom: "Die Künstler nutzen die Mittel des Internets", sagte Kuratorin und Buchherausgeberin Jessica Manstetten im Dlf. "Man kann mit weitaus weniger Budget ein erfolgreiches Musikvideo machen." Das ergebe eine ganz neue visuelle Sprache.

Jessica Manstetten im Corsogespräch mit Adalbert Siniawski | 17.07.2018
    Screenshot aus dem Video "Apeshit" von The Carters (Beyoncé und Jay-Z)
    Das Louvre-Video "Apeshit" von Beyoncé und Jay-Z alias The Carters (The Carters / YouTube)
    Das Musikvideo ist tot - es lebe das Musikvideo! Nach dem Niedergang des Musikfernsehens (Ende 2018 wird nun auch Viva eingestellt) bieten Videoplattformen im Netz diesem Genre eine neue Bühne. Ganz aktuell inszenieren sich Beyoncé und Jay-Z im Song "Apeshit" vor Kunstwerken des Louvre. 2016 hatte Beyoncé zu ihrer Platte "Lemonade" ein spielfilmartiges, einstündiges Musikvideo produziert. Und Frank Ocean sorgte mit seinem visuellen Album "Endless" für einen Hype um seine Person.
    Über die Songstruktur hinaus
    "Im Internet hat man sich von den Konventionen und Vorgaben des Musikvideos befreit - und ausdifferenziert: Kunst, Netzkunst, Performance, Grafikdesign und vor allem das Kurzfilmgenre", sagte Jessica Manstetten. Sie ist Co-Herausgeberin des Buches "After YouTube: Gespräche, Portraits, Texte zum Musikvideo nach dem Internet". Es gebe dokumentarische Musikvideos, aber auch klassische Spielfilme, und man gehe in den Visualisierungen oft über die Songstruktur hinaus.
    Wir haben noch länger mit Jessica Manstetten gesprochen - hören Sie hier die Langfassung des Corsogesprächs
    Die Autoren fassen die Strömung im Begriff Post-Internet-Art zusammen: "Die digital sozialisierte Künstlergeneration macht sich die Funktionsweisen des Internets zu nutze und sieht das Netz als Teil der künstlerischen Praxis." Die Welt werde kritisch hinterfragt: Machtverhältnisse, Vereinzelung, Hysterie, Bedeutungswucher. "Oftmals mit Mitteln, die das Internet nutzt: Algoritmen, Found Footage, Tutorials, Online-Foren."
    Gute Aussichten für Beyoncé & Jay-Z
    Bei den kommenden MTV Video Music Awards können sich Beyoncé und Jay-Z als The Carters für ihr Video "Apeshit" Hoffnungen auf acht Auszeichnungen machen, wie heute bei den Nominierungen bekanntgegeben wurde. Childish Gambino für "This is America" und Rapper Drake für "God's Plan" kommen auf jeweils sieben Nennungen. Spitzenreiterin ist Cardi B: Sie ist für zehn Auszeichnungen im Rennen, darunter die begehrten Preise "Künstlerin des Jahres" und "Video des Jahres". Die Verleihung findet am 20. August in New York statt.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.