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Conti trotzt der Absatzkrise

Dass die Automobilindustrie unter einer Absatzkrise leidet, scheint den Zulieferer Conti vorerst nicht zu treffen. Sein Umsatz stieg im dritten Quartal um gut fünf Prozent auf 8,1 Milliarden Euro. Das Ergebnis hat sich auf 449 Millionen Euro mehr als verdoppelt.

Von Michael Braun |
    Nein, ließ der rustikale Fiat-Chef Sergio Marchionne heute wissen, es sei nichts dran an den Gerüchten. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte berichtet, Fiat wolle sich der Allianz von Opel und Peugeot Citroën anschließen und so einen paneuropäischen Autokonzern formen, der VW Paroli bieten könne. Peugeot Citroën wollte sich nicht zu dem Bericht äußern. Und Marchionne sagte nur, er finde nichts Aufregendes daran, dass er mit Kollegen von Peugeot Citroën, "gemeinsam einen Kaffee trinken gehen".

    Doch die Absatzkrise ist da. Die finde sich, wissen Analysten wie Matthias Jörss von LFG Kronos, vor allem in Europa:

    "Das wird sich in den nächsten Monaten eher noch verschärfen. Wir haben ja in Spanien jetzt die Mehrwertsteueranhebung gehabt. Danach werden die Autoverkäufe massiv einbrechen. Insofern ist die Situation insbesondere in Europa sehr schwer, in den USA etwas besser. Und in China ist es sicherlich so, dass das der Hoffnungsmarkt weiterhin ist."

    Wer in diesen Wachstumsmärkten nicht dabei ist, hat das Nachsehen. Opel etwa. GM berichtete am Mittag, der Gesamtkonzern habe zwar ein solides drittes Quartal erlebt. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen stieg um 4,5 Prozent auf 2,3 Milliarden Dollar. In Europa dagegen stiegen die Verluste, von 300 auf 500 Millionen Dollar. Und das europäische GM-Geschäft besteht vor allem aus Opel.

    Den Autozulieferer Conti scheinen solche schlechten Nachrichten nicht zu treffen. Wenn Hersteller Werke schließen, tangiere das Conti nicht direkt, erklärte Finanzvorstand Wolfgang Schäfer:

    "Wenn der Automobilhersteller Kapazität nicht ausgelastet hat, ist das für uns als Zulieferer ja zunächst mal nicht relevant, weil wir liefern sowieso nur das, was in der Produktion im Moment beim Automobilhersteller gefertigt wird. Und wenn dann ein, zwei Werke geschlossen werden bei einem Automobilhersteller zum Beispiel und in einem Werk dann doppelt so viel produziert wird, ändert sich für uns eigentlich zunächst einmal nichts. Denn wir liefern ja nur auf die Menge, die der Automobilhersteller auch produziert."

    Die jüngsten Quartalszahlen bei Conti zeigen auch das stabile Geschäft. Der Umsatz stieg im dritten Quartal um gut fünf Prozent auf 8,1 Milliarden Euro. Das Ergebnis hat sich auf 449 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Conti hatte im Sommer seine Jahresprognose angehoben und blieb heute dabei. Dafür gibt es mehrere Gründe:

    Conti ist auf den Wachstumsmärkten in Amerika und Asien präsent; das gleicht Schwächen in Europa aus.

    Zudem beliefert Conti die deutschen Premiumhersteller, die bislang noch wuchsen.

    Und Conti profitiert von der Tendenz, dass Autos immer höherwertiger ausgestattet werden. Das bringe Umsatz- und Ertragswachstum, auch wenn anderswo die Stückzahlen sinken, erklärte Finanzvorstand Schäfer. Ein neues Conti-Angebot: Ein Autoradio, das mehrere Sender gleichzeitig abspielen kann, sodass Fahrer und Beifahrer über Kopfhörer unterschiedliche Programme hören können.

    Zur Gänze dürfte die Krise aber nicht an der Zulieferindustrie vorbeigehen. Conti wird die Produktion an einigen Standorten zurückfahren. Beschäftigte werden ihre Arbeitszeitkonten leeren müssen. Kurzarbeit, sagte der Finanzvorstand, sei als letztes Mittel nicht auszuschließen.