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Corona
Schnelltests funktionieren bei der Omikron-Variante schlechter

Während die Schnelltests weiterhin eine wichtige Rolle bei der Pandemiebekämpfung spielen, mehren sich die Hinweise, dass sie bei der Omikron-Variante nur schlecht funktionieren. Eine große Studie aus München bestätigt nun diese Einschätzung. Doch es bleiben offene Fragen.

Von Piotr Heller | 24.02.2022
Ein positives Testergebnis bei einem COVID-19-Schnelltest
Ein positives Testergebnis bei einem COVID-19-Schnelltest (picture alliance / ANP / Vincent Jannink)
In der Corona-Pandemie werden die Antigen-Schnelltests immer wichtiger. Heute reicht ein solcher Test etwa, um sich nach sieben Tagen Isolierung oder Quarantäne „freizutesten“. Auch in Schulen und Kindergärten sind sie weiterhin verbreitet.
Es gibt aber ein Problem: Man weiß nicht genau, wie gut diese Tests bei Omikron anschlagen. Eine Studie aus München lässt nun erneut Zweifel daran aufkommen, dass sie so gut funktionieren wie bei früheren Varianten.


Was haben die Forscher aus München herausgefunden?

Neun Schnelltests wurden untersucht. Alle bis auf einen erkannten Proben von Infizierten mit Omikron schlechter als Proben von Delta-Infizierten. Das bedeutet: Man kann erwarten, dass jetzt, wo Omikron dominiert, mehr Menschen einen negativen Test haben, obwohl sie infiziert sind, als das noch bei Delta der Fall war.

Wie viel schlechter haben die Tests bei der Omikron-Variante abgeschnitten?

Es gab große Unterschiede. Manche Tests sackten richtig ab: Bei Delta erkannten sie sieben von zehn Infizierten, bei Omikron nur noch vier von zehn. Entscheidend dabei: Acht der Tests waren vorher vom Paul-Ehrlich-Institut untersucht und für gut befunden worden, jedoch mit anderen Corona-Varianten. Der Grenzwert bei dieser Untersuchung ist: Mehr als sieben von zehn Infektionsfällen muss so ein Test erkennen, damit er als gut gilt. Und bei Omikron landeten sieben der Tests deutlich unter diesem Wert.

Wie sind die Forscherinnen und Forscher aus München in ihrer Studie vorgegangen?

Sie haben alte Abstiche von Corona-Infizierten genutzt, die in München gesammelt worden waren. Die Proben waren zwischen Oktober und Januar gesammelt worden und seitdem konserviert. Damit haben die Forscher untersucht, ob die Schnelltests anschlagen. Das ist ein gängiges Verfahren. Das Paul-Ehrlich-Institut untersucht die Tests auch nicht mit frischen Proben direkt aus der Nase oder dem Rachen. Das wäre – da sind sich Experten einig – kaum machbar, wenn man viele Tests vergleichen will.

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Wie aussagekräftig sind die Ergebnisse der Münchner Studie?

Das ist jetzt schwer zu beurteilen. Einerseits gibt es ähnliche Studien, die zu ähnlichen Ergebnissen kommen. Andererseits gibt es auch Studien, die nicht auf eine geringere Trefferquote bei Omikron hindeuten. Man muss mit Schlussfolgerungen also vorsichtig sein.
Ein Beispiel aus ganz anderen Untersuchungen mit Omikron: Es gibt einen Schnelltest, der hatte in einer solchen Studien mit konservierten Abstrichen eine schlechte Trefferquote. In einer anderen Studie mit frischen Abstrichen schnitt er gut ab. Es könnte also sein, dass die Aufbewahrung der Abstriche die Ergebnisse etwas verfälscht. Außerdem gab es in der aktuellen Studie keine Infos zum Impf- oder Genesenenstatus der Personen.
Was man aus der Münchner Studie auf jeden Fall mitnehmen kann: Erstens gibt es große Unterschiede zwischen den Tests. Zweitens kann man bei Omikron man eine grobe Tendenz in die Richtung erkennen, dass die Tests schlechter funktionieren.  

Wie soll ich mich verhalten, wenn ich jemanden aus einer Risikogruppe besuche?

Generell – das sagte auch einer der Autoren der Münchner Studie – sollte man einen negativen Test nicht als „Freifahrtschein“ nehmen. Wenn man jemanden besucht, der stark gefährdet, zum Beispiel Ungeimpfte oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem - sollte man eine Maske anziehen. Ganz generell wäre es natürlich auch gut zu wissen, welche Schnelltests explizit bei Omikron gut anschlagen..

Sollte die Qualität von Schnelltests künftig besser überprüft werden?

Im Mai tritt eine neue EU-Verordnung in Kraft, die besagt: Bestimmte Diagnoseprodukte, darunter auch die Corona-Schnelltests, müssen extern von einer benannten Stelle überprüft werden. Also nicht mehr nur vom Hersteller selbst. Ein Problem dabei: Das scheint zu aufwendig zu sein. Die Labore sind nicht bereit. Darum gibt es jetzt eine Übergangsphase. Und die läuft bis 2025! Bis dahin wird diese Unsicherheit also noch bleiben.