Harald Renz leitet das Instituts für Laboratoriumsmedizin am Uniklinikum Gießen-Marburg. Für einen wie ihn sind Tests nichts anderes als Werkzeuge. In der Corona-Pandemie bedeutet das: „In diesem Werkzeugkasten haben wir einmal die PCR- und dann haben wir die Antigen-Tests. Und bei den Antigen-Tests können wir noch mal unterscheiden zwischen den sogenannten Schnelltests, die so aussehen wie Schwangerschaftstests, und sogenannten automatisierten Antigen-Tests.“
In der Praxis kommt es immer darauf an, das richtige Werkzeug zu wählen. PCR ist supergenau, aber aufwendig. Der Antigen-Schnelltest ist günstig und funktioniert bei Menschen mit Symptomen gut, die viel Virenmaterial ausscheiden. Aber, so Renz:
„Patienten, die eben infiziert sind, Virus ausscheiden, geringe Mengen, werden mit dem Antigen-Schnelltest nicht erfasst und fallen im Prinzip durchs Raster. Und dieses Raster ist eben jetzt gerade bei Omikron sehr großmaschig, da fallen uns viele durch. Und jetzt der automatisierte Antigentest: Der füllt jetzt genau die Lücke, kommt also der PCR-Sensitivität sehr nahe.“
In der Praxis kommt es immer darauf an, das richtige Werkzeug zu wählen. PCR ist supergenau, aber aufwendig. Der Antigen-Schnelltest ist günstig und funktioniert bei Menschen mit Symptomen gut, die viel Virenmaterial ausscheiden. Aber, so Renz:
„Patienten, die eben infiziert sind, Virus ausscheiden, geringe Mengen, werden mit dem Antigen-Schnelltest nicht erfasst und fallen im Prinzip durchs Raster. Und dieses Raster ist eben jetzt gerade bei Omikron sehr großmaschig, da fallen uns viele durch. Und jetzt der automatisierte Antigentest: Der füllt jetzt genau die Lücke, kommt also der PCR-Sensitivität sehr nahe.“
Abstrich wird normal in Nase und Rachen genommen, kommt aber ins Labor
Der automatisierte Antigentest - das derzeit wenig beachtete dritte Werkzeug. Er erkennt auch Infizierte mit nicht ganz so großer Virenmenge, weil er anders abläuft als der verbreitete Schnelltest. Genau wie bei diesem, wird die Probe wird ganz normal in Nase und Rachen genommen, kommt dann aber ins Labor:
„Es sitzen da nicht 50 Personen und haben ganz viele Kassetten und tropfen die rein. Sondern diese Reaktion wird automatisiert durchgeführt", erklärt Michael Müller, der Vorsitzende des Interessenverbands der Akkreditierten Medizinischen Labore. Die Probe kommt also in ein Analysegerät, „das diese ganzen Pipettier-Vorgänge - so nennen wir das, wenn eine Flüssigkeit von einem Näpfchen ins andere übertragen wird - automatisiert durchführt. Und dann findet die Reaktion statt, die so ähnlich ist wie auf dem Kassetten-Streifen.“
Präziser als normale Schnelltests
Auch hier reagiert der Test mit bestimmten Bestandteilen des Virus – dem namensgebenden „Antigen“. Diese Reaktion lässt sich messen. Dieses Verfahren ist tatsächlich empfindlicher als die Kassetten für Schnelltests: Bei mittleren Virenlasten, wo der Schnelltest versagt, erreichen sie noch eine 90- bis 95-prozentige Übereinstimmung mit dem PCR-Ergebnis.
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Ein verstärkter Einsatz der automatisierten Antigentests im Labor würde die PCR-Kapazität nicht beeinträchtigen, weil man dafür ganz anderes Personal braucht. Die Frage ist nur: Gibt es genug dieser Maschinen in den Laboren, damit die automatischen Antigentests in dieser Pandemie noch einen Unterschied machen? Und gibt es genug Menschen, die sie bedienen könnten?
Michael Müller beantwortet die Frage so: Er sagt, dass es bisher noch keinen Mangel an PCR-Tests gab. „Deswegen gab es bis jetzt noch gar keinen richtigen Bedarf für Antigen-Labortests. Wenn die in das Konzept eingebunden werden sollen, dann können die Labore die Kapazität für die Labor basierten Antigentests aufbauen. Sie würde einen Unterschied machen, wenn wir es in einem Testkonzept oder der Teststrategie für erforderlich halten, dass wir diese Mengen an Testungen tatsächlich benötigen“
Einsatz an Schulen oder Arbeitsplätzen möglich
Tatsächlich spielen die präziseren Antigentests im Labor bislang keine Rolle in der nationalen Teststrategie. Und Harald Renz findet, es wäre Zeit das zu überdenken, denn ihr Einsatz könnte vielerorts hilfreich sein: Etwa beim Screening in Schulen oder an Arbeitsplätzen. Denn hier versucht man ja gerade, die Fälle auszufiltern, bereits infiziert sind, aber – noch – keine Symptome haben, die also durchs Schnelltest-Raster fallen.
„Ich hatte gerade gestern einen sehr intensiven Austausch mit unserer Stadträtin für den Kita und Jugendbereich hier in Marburg, wo wir jetzt ein kleines Pilotprojekt uns überlegen, dass wir den Labor-Antigentest als Pool-Testung in Kitas machen wollen anstelle der PCR.“
Bislang kein Interesse aus der Politik
Das ist eine mögliche Anwendung des Werkzeugs „automatisierter Antigentest im Labor“. Der Wissenschaftler Harald Renz hält sie für vielversprechend. Sie aber in eine echte Strategie zu überführen, ist keine wissenschaftliche Frage, sondern eine politische.
„Wir wollen ja Infizierte erfassen. Denken wir nur mal an die kritische Infrastruktur, Krankenhaus, Polizei, Feuerwehr, Schulen. Und wir kommen auch zukünftig um das Testen, nicht drum herum. Deswegen ist jetzt der Zeitpunkt, eine Infrastruktur aufzubauen, dass wir im Sommer, im Herbst und im nächsten Winter und im nächsten Jahr parat stehen, wenn das Thema wiederkommt. Schön, wenn wir es nicht brauchen. Aber besser, wir sind vorbereitet, als dass wir wieder in eine Situation hineinschlittern mit einer irgendwie dann neuen Welle, wie wir das jetzt schon ein paar Mal erlebt haben.“