Freitag, 29. März 2024

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Coronakrise im Gastgewerbe
Umsatzeinbruch bedroht Tausende Jobs

Die Coronokrise hat das Gastgewerbe weiter fest im Griff. Zwar gab es im Mai einen kleinen Hoffnungsschimmer. An der dramatischen Lage der Branche ändert sich dadurch aber nicht viel. Ein Überlick.

Von Günter Hetzke | 20.07.2020
Ein Kellner serviert mit Mundschutz in einem Restaurant Essen.
"Die fehlenden Umsätze bedrohen die Existenz von zigtausenden Betrieben und Arbeitsplätzen", warnte Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Branchenverbandes Dehoga. . (imago images/ZUMA Wire/Greg Lovett)
Die Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen hatten im Mai 2020 Auswirkungen auf das Gastgewerbe in Deutschland. Wie das Statistische Bundesamt am Montag (20.07.2020) mitteilte, stieg der Umsatz im Gastgewerbe im Mai 2020 nach Kalender- und Saisonbereinigung real um fast 45 Prozent gegenüber April 2020.

Warum ist die Lage im Gastgewerbe weiter kritisch?

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Lage weiterhin unerfreulich. Dort war der Gastgewerbeumsatz real um 64 Prozent und nominal um 64,4 Prozent geringer als im Mai 2019. Zigtausend Betriebe kämpfen hier um das wirtschaftliche Überleben und damit auch um Arbeitsplätze – und bei manchem auch um die mühsam über Jahre aufgebaute eigene Existenz.
Ab dem 18. März 2020 waren im Zuge der Coronakrise in Hotels und anderen Übernachtungsbetrieben die Aufnahme von Touristen untersagt und vier Tage später wurden auch Gaststätten, Restaurants oder Kneipen geschlossen, erlaubt war nur ein Abhol- oder Lieferservice. Die Einschränkungen wurden dann erst seit Mitte Mai nach und nach gelockert. Deshalb sind die Mai-Zahlen noch besonders schlecht, doch auch aktuelle kurzfristige Umfragen für den Juni zeigen, für ein Aufatmen in der Branche gibt es auch weiterhin keinen Grund.
Heil (SPD): "Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz"
Trotz aller Anstrengungen könne in der gegenwärtigen Krise nicht jeder Arbeitsplatz erhalten werden, sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) im Dlf. Aber was jetzt mit dem Konjunkturpaket investiert werde, sei richtig gut angelegtes Geld.

Wie unterschiedlich sind die einzelnen Zweige betroffen?

Noch immer sind umfangreiche Auflagen, wie Abstandsregeln oder Belegungsobergrenzen in Kraft, die die Kapazitäten in den Hotels im Vergleich zu der Zeit vor Corona begrenzen. Deswegen sind die Einbußen auch weiterhin so hoch. Sie sind um 80 Prozent niedriger als im Mai 2019. Katastrophal ist die Lage bei den Clubs und Diskotheken, sie sind immer noch ganz geschlossen oder dürfen nur vereinzelt ihre Räume für kleinere Veranstaltungen vermieten. Da gibt es gar keine Umsätze.

Zudem sind die Ausgaben höher als sonst, weil es beispielsweise neue Hygienestandards oder Registrierungspflichten gibt. Die Einnahmen sind gering, die Ausgaben sind aber zugleich höher als sonst. Schon jetzt sind deutlich weniger Menschen in dieser Branche beschäftigt als im Mai 2019. Mitarbeiter wurden in Kurzarbeit geschickt oder studentische Aushilfen noch nicht wieder angerufen.

Wie kann der Branche geholfen werden?

Es gibt auch in dieser Branche Corona-Soforthilfen. Das läuft nicht alles glatt, das ist bekannt. Das Geld darf etwa nicht für Personalkosten verwendet werden, was viele in Rage brachte. Aber es gibt ein neu aufgelegtes Überbrückungsprogramm, das auch Personalkosten berücksichtigt. Für die meisten im Gastgewerbe wäre allerdings eine Mietreduzierung extrem wichtig. Aber hier tut sich nicht genug.
Der Branchenverband hatte vor wenigen Tagen erst darauf hingewiesen, dass es Verpächter gibt, die Gastronomen und Hoteliers entgegenkommen. Aber nach Angaben des Hotel- und Gaststättenverbands bestehen vor allem die großen Verpächter und die Immobilienfonds auf den Pachtzahlungen in vollständiger Höhe. Wer die nicht aufbringt, muss schließen.