Dienstag, 19. März 2024

Archiv

Coronakrise
„Oper! Awards“ kritisiert Opferhaltung mancher Opernhäuser

Die „Oper! Awards“ küren 2020 in der Kategorie „Größtes Ärgernis“ „die Fantasielosigkeit und Opferhaltung“ mancher Opernhäuser zum Beginn der Corona-Pandemie. Doch es habe auch Häuser gegeben, die kreativ und produktiv mit dieser Krise umgehen konnten - wie in Hannover, sagte Jury-Vorsitzender Ulrich Ruhnke im Dlf.

Ulrich Ruhnke im Gespärch mit Raoul Mörchen | 30.11.2020
Schild mit dem Schriftzug "Oper"
Ulrich Ruhnke von den "Oper! Awards" kritisiert auch die mangelnde Solidarität von manchen Opernhäusern gegenüber ihren Mitarbeitern (imago / allOver)
Durch die Corona-Pandemie konnten viele Opern-Aufführungen nicht stattfinden. Die Spielzeit sei aber doch länger gewesen als vermutet, sagte Mitbegründer der "Oper! Awards" Ulrich Ruhnke im Dlf. "Corona droht zwar alles in Vergessenheit und ins Dunkle zu schieben, aber es hat doch einige ganz herausragende Produktionen gegeben und auch ganz herausragende künstlerische Einzelleistungen." Als Zeitraum für die Auszeichnungen wurden die zurückliegende Spielzeit sowie die Festspiele 2019 und 2020 gewählt.
Coronavirus
Übersicht zum Thema Coronavirus (imago / Rob Engelaar / Hollandse Hoogte)
Bestes Opernhaus 2020
Als bestes Opernhaus wurde die Staatsoper Hannover ausgezeichnet. "Hannover ist ein Beispiel dafür, wie man kreativ und produktiv mit der Krise umgehen konnte," sagte Ruhnke. Doch das sei bei Weitem nicht bei allen Opernhäusern der Fall gewesen. Deswegen sei für die Reaktion mancher Opernhäuser in diesem Jahr die Kategorie "Größtes Ärgernis" eingerichtet worden. Der Gründer der "Oper! Awards" kritisierte bei manchen Opernhäusern zu Beginn der Corona-Pandemie "die Fantasielosigkeit und Opferhaltung". "Als der erste Lockdown kam und alle nur guckten wie die Kuh, wenn es blitzt. Und man merkte, wer geht kreativ, produktiv mit dieser Situation um auch mit einer gewissen Vorausschau oder wer zieht sich zurück – auf seine Position als nachgeordnete Behörde." Aus seiner Sicht ist diese Haltung verwerflich, weil viele Intendanten von Opernhäusern ansonsten Gesellschaft und Politik gerne kritisierten. "Jetzt wo sie selbst mal gefordert waren, waren sie maximal ohnmächtig," so Ruhnke.
Kritik an mangelnder Solidarität
Zudem hätten einige Opernhäuser in dieser Krise keine Solidarität gegenüber ihren verdienstvollen freien Mitarbeiten gezeigt. "Und das aus einer Institution heraus, die sonst immer groß verkündet: Wir müssen solidarisch sein. Wir brauchen eine bessere Welt - und die haben sich ganz danebenbenommen", so Ruhnke.
"Oper! Awards" wurde 2019 unter anderem von Ulrich Ruhnke gegründet. In 20 Kategorien werden Künstler für ihre Leistungen im Bereich der Oper in der vergangenen Spielzeit ausgezeichnet. In diesem Jahr findet die Verleihung aufgrund der Corona-Pandemie digital statt.