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D-Day
Gedenken und Diplomatie

In Caen in Frankreich gedenken heute Veteranen, Angehörige sowie die Staats- und Regierungschefs vieler Länder den Opfern des D-Days vor 70 Jahren. Am Rande der Veranstaltung traf Angela Merkel sich mit Wladimir Putin zu Gesprächen über die Ukraine-Krise.

Von Ursula Welter | 06.06.2014
    Die grauen Mauern der Gedenkstätte von Caen waren mit Fotografien verhüllt, Bilder der Zerstörung, des menschlichen Elends darauf, aber auch Menschen, die die Arme aus Freude über die wiedergefundene Freiheit und den Frieden in die Luft recken.
    Der Chor interpretierte Lieder der Résistance, der Befreiung, die Marseillaise.
    20.000 Zivilisten starben in der Schlacht der Normandie, allein am ersten Tag waren es 3.000. Viele kamen im Bombenhagel der Alliierten ums Leben, Dörfer wurden vernichtet, größere Städte wie Caen, Rouen, Le Havre in weiten Teilen durch alliierte Bomben zerstört.
    "Ich möchte heute, und das ist der Sinn, den wir diesem 70. Jahrestag der Landung geben, dass die Ehrung der Nation an diesem 6. Juni 2014 allen gilt, zivilen und militärischen Opfern."
    Sagte Hollande, der in der Normandie geboren wurde.
    Lange Zeit waren diese zivilen Opfer im nationalen Gedenken nicht vorgekommen.
    Obama bedankt sich bei Veteranen
    Auch der die Résistance-Kämpfer wurde gedacht, die in der Nacht vom 5. auf den 6. Juni 1944 durch Sabotage-Akte die Kommunikations- und Transportwege der Nazis gestört hatten, um die Landung der Alliierten zu erleichtern, Hinrichtungen, Folter waren die Folge.
    Von Caen aus ging es weiter Richtung Westen, nach Colleville, in den Landungsabschnitt Omaha-Beach, wo sich oberhalb des Sandstrandes fast zehntausend Gräber befinden, weiße Kreuze, so weit das Auge reicht, amerikanisches Territorium, auf dem heute ausnahmsweise viele französische Fähnchen und Flaggen wehten.
    Das Gedenken auf dem amerikanischen Friedhof begann mit den Hymnen, Francois Hollande erinnerte an die schweren Verluste, die die Alliierten an den Stränden der Normandie erlitten haben, an die fast 21 tausend Amerikaner, die in der Normandie-Schlacht fielen. Frankreich werde das nicht vergessen. US-Präsident Obama bedankte sich zunächst bei den anwesenden, hochbetagten Veteranen.
    Auch Francois Hollande erhob sich von seinem Stuhl und applaudierte.
    "Wir sind nicht nur hier, um den Sieg zu feiern", sagte US-Präsident Obama, der zum zweiten Mal in Colleville an Feierlichkeiten aus Anlass der Landung in der Normandie teilnahm. "Sondern um den Nachfahren die Geschichte zu erzählen, zu erklären, um den Söhnen, die ihre Väter nur von Bildern kennen zu sagen, warum."
    "D-Day der Diplomatie"
    Zur gleichen Stunde gedachten der australische und der britische Premier an der Seite von Prinz Charles und der Queen in Bayeux ihrer Opfer.
    Am Rande diplomatischer Bemühungen zur Lösung der Ukraine-Krise, auf ihrem Weg zum Mittagessen der Staats- und Regierungschefs im Schloss Bénouville, traf Angela Merkel mit dem russischen Präsidenten Putin zu einem Gespräch in Deauville zusammen. Im Schloss dann, unweit der Pegasus-Brücke, ist das Mittagessen geplant, an dem alle unter einem Dach sind - Gastgeber Hollande, der amerikanische Präsident Obama, Bundeskanzlerin Merkel, der russische Präsident Putin und der neu gewählte ukrainische Präsident Poroschenko. "D-Day für die Diplomatie" , titelt die Zeitung Le Monde.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, l.) und der russische Präsident Wladimir Putin
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, l.) und der russische Präsident Wladimir Putin (AFP / Yuri Kadobnov)