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Das neue CDU-Gespann
"Diese Partei ist nicht gespalten"

Am Tag nach der Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer zur Parteichefin beschäftigt die Personalie Paul Ziemiak die CDU. Trotz des schwachen Wahlergebnisses für den neuen Generalsekretär ist Kramp-Karrenbauer sicher, den richtigen Mann an ihrer Seite zu haben. Nun gelte es, an der Einheit der Partei zu arbeiten.

Von Christine Heuer | 08.12.2018
    Annegret Kramp-Karrenbauer beglückwünscht Paul Ziemiak zu dessen Wahl
    Neues Spitzenduo der CDU: Parteichefin Kramp-Karrenbauer und Generalsekretär Paul Ziemiak (imago/Manngold)
    Sie haben ihn gewählt und ihm gleich ordentlich einen mitgegeben: Nicht mal 63 Prozent der Stimmen hat der neue CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak bekommen. Kein blaues, eher schon ein tiefschwarzes Auge. Und Ziemiak hat verstanden: "Ich danke Euch für dieses ehrliche Ergebnis, was für mich Ansporn ist, hart zu arbeiten als Generalsekretär. Ja, ich nehmen die Wahl an und bedanke mich für Euer Vertrauen. Danke schön."
    Auf den Gängen wird spekuliert, wie das schlechte Ergebnis für den 33-jährigen Christdemokraten aus dem Sauerland zustande kam. Ziemiak habe früh mit dem Posten geliebäugelt, wird gemunkelt, und deshalb ein offenes Votum der Jungen Union für Friedrich Merz oder Jens Spahn, die Kandidaten der Merkel-Gegner, verhindert. Dafür habe die Junge Union sich heute per Stimmzettel gerächt. Tatsächlich hat Annegret Kramp-Karrenbauer die Personalie Ziemiak seit Wochen geplant. Sich zunächst aber einen Korb von ihm geholt. Aus Loyalität zu Merz und Spahn, beide wie Ziemiak aus dem NRW-Landesverband, habe er der Saarländerin nicht zugesagt im Vorfeld der Wahl, die sie dann gestern gewann.
    Unterhaltungen am Rande der Tanzfläche
    "Nach der Wahl habe ich das nochmal für mich überlegt und habe gesagt: Es fühlt sich immer noch richtig an, Paul nochmal zu fragen. Und wir haben gestern Abend spät am Rande der Tanzfläche auch nochmal uns unterhalten. Und ich sage ganz offen: Ich bin sehr froh, dass Paul mir gestern Abend zugesagt hat, dass er in dieses Team kommen will. Diese Partei ist nicht gespalten. Wir haben alle die Aufgabe, an der Einheit dieser Partei zu arbeiten. Ich will das gemeinsam mit Paul Ziemiak tun. Und ich bitte Euch um Euer Vertrauen und Eure Unterstützung. Vielen Dank."
    Die neue Vorsitzende muss Brücken schlagen. Mit Paul Ziemiak als Generalsekretär streckt sie die Hand zu den Jungen und zu den Konservativen in der Partei aus. Ganz nach dem noch von Angela Merkel erdachten Parteitagsmotto "Zusammenführen. Und zusammen führen." Und eben damit begründet (oder verteidigt) Ziemiak dann auch seine Bereitschaft, vom Merkel-kritischen Lager an die Seite ihrer Wunschnachfolgerin AKK zu wechseln. Und den Sauerländer Friedrich Merz hinter sich zu lassen:
    "Und dann sagten manche: Mensch, selbst wenn Du so ein Angebot bekommst einen Tag danach – wenn Du aus dem Sauerland kommst, dann kannst Du das doch schwer annehmen. Das ist ein Argument. Aber hier heute geht es nicht um den gestrigen Tag, es geht auch nicht um einzelne Personen, sondern ich bewerbe mich bei Ihnen und Euch heute als Generalsekretär der CDU Deutschlands, weil ich glaube, dass wir gemeinsam viel erreichen können, weil heute etwas Neues beginnt, liebe Freunde."
    "Friedrich, bleib' bitte bei uns"
    Carsten Linnemann, Merkel-Kritiker, Chef der CDU-Mittelstandsvereinigung, will dieses Neue auf keinen Fall ohne Friedrich Merz beginnen.
    "Lieber Friedrich, bleib' bitte bei uns. Unterstütze bitte weiter die Union. Friedrich, wir brauchen Dich. Wir brauchen alle, wir müssen die Partei, wir müssen den Laden hier zusammenhalten, verdammt nochmal. Und ich werde alles dafür tun, dass das klappt. Ich merke auch, dass das nicht einfach wird, aber ich bin der Überzeugung, dass wir das hinbekommen. Und ich bitte alle, jetzt mitzumachen. Alles andere bringt nichts."
    Ihre Zukunft beginnt die CDU danach eher nach gewohntem Muster: Mit ziemlich unspektakulären Debatten über die Leitideen fürs Parteiprogramm. Die große Bewährungsprobe war gestern bei der Wahl, die AKK gegen Merz und Spahn gewonnen hat. Von beiden war am zweiten Tag des Parteitreffens heute nicht mehr viel zu sehen und zu hören.