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David Enrich
Der Mann, den die "New York Times" auf die Deutsche Bank angesetzt hat

Der Journalist David Enrich hat über die Geschäftsbeziehungen der Deutschen Bank mit US-Präsident Donald Trump recherchiert. Er kam für die "New York Times" an brisante Informationen, die Trump umgehend zu Dementi-Tweets veranlassten. Eine wichtige Quelle ist eine ehemalige Mitarbeiterin der Bank.

Von Thilo Kößler |
Hauptsitz der Deutschen Bank in Lower Manhattan
Von der Deutschen Bank bekam US-Präsident Donald Trump Kredite in dreistelliger Millionenhöhe - noch zu einem Zeitpunkt, als amerikanische Banken ihm keinen Cent mehr leihen wollten (picture alliance / photoshot)
David Enrich heißt der Reporter, den die "New York Times" auf Donald Trump und die Geschäftsbeziehungen mit der Deutschen Bank angesetzt hat. Mit seiner jüngsten Story hat David Enrich nicht nur Donald Trump aufgeschreckt, sondern dürfte unmittelbar vor der Hauptversammlung auch für Unruhe in den Frankfurter Banktürmen gesorgt haben. Zielten seine Recherchen doch in beide Richtungen: In Richtung des Präsidenten und seines Schwiegersohnes Jared Kushner. Und in Richtung der Deutschen Bank.
"Mitarbeiter der Deutschen Bank aus der Abteilung zur Abwehr von Finanzverbrechen in Jacksonville/Florida sind über etliche Warnsignale gestolpert – sie ließen darauf schließen, dass es verdächtige Aktivitäten auf den Konten von Donald Trump und Jared Kushner in den Jahren 2016 und 17 gab. Sie taten, was sie in solchen Fällen immer tun: Sie bereiteten einen Bericht für die Aufsicht des US-Finanzministeriums vor und brachten ihn auf den Weg durch die Instanzen innerhalb der Deutschen Bank. Dort wurde er sofort gekillt."
Natürlich interessierte sich David Enrich brennend dafür, warum die Deutsche Bank diese Verdachtsmomente nicht an die US-Finanzaufsicht weiterleitete, sondern sich dazu entschloss, sie zurückzuhalten.
Der "New York Times"-Journalist David Enrich
Der "New York Times"-Journalist David Enrich (David Enrich privat)
"Die Bank sagt, dies sei geschehen weil sich herausstellte, dass die Sorgen ihrer Mitarbeiter unbegründet gewesen seien. Die Mitarbeiter, die ich gesprochen habe, sprachen aber allesamt von der Wahrnehmung, dass so entschieden wurde, um die lukrativen Geschäftsbeziehungen der Bank mit der Familie Trump und der Familie Kushner nicht zu gefährden."
Hausbank der Trump-Familie und der Kushners
Tatsächlich ist die Deutsche Bank nicht nur die Hausbank der Trump-Familie, sondern auch der Kushners. Von der Deutschen Bank bekam Trump Kredite in dreistelliger Millionenhöhe selbst noch zu einem Zeitpunkt, als amerikanische Banken ihm keinen Cent mehr leihen wollten. Als Trump Präsident wurde, stand er mit über 300 Millionen Dollar bei dem Frankfurter Bankhaus in der Kreide. Damals, 2016, wurde in den USA gegen die Deutsche Bank wegen Geldwäsche-Geschäften mit russischen Oligarchen ermittelt und es war längst klar, dass Russland im US-amerikanischen Wahlkampf zugunsten Trumps interveniert hatte. Als sich dann auch noch herausstellte, dass vom Konto Jared Kushners Gelder in Richtung Russland flossen, wie Enrich jetzt herausfand, hätten bei der Bank alle Alarmglocken schrillen müssen, sagt er.
Wie kam David Enrich zu dieser brisanten Information, die Donald Trump umgehend zu mehreren aufgeregten Tweets veranlasste, in denen er behauptete, niemals Geld von Banken gebraucht und schon gar nicht von Russen genommen zu haben. David Enrich kam über eine nicht genannte Quelle auf eine Frau namens Tammy. Sie war Mitarbeiterin bei der Deutschen Bank in Jacksonville gewesen, die auf verdächtige Bewegungen auf den Trump- und Kushner-Konten aufmerksam wurde.
Er habe lange gebraucht, um den Nachnamen von Tammy herauszufinden. Doch dann fand er sie, fuhr nach Jacksonville und überzeugte sie, nicht nur ihr Wissen preiszugeben, sondern auch ihren Namen. Das und ihr Leumund mache Tammy McFadden zu einer ausgesprochen glaubwürdigen Zeugin, sagt David Enrich.
Zum ersten Mal gibt es in der Affäre um Donald Trump und die Deutsche Bank jetzt eine Zeugin, die nicht nur anonym aussagt. Tammy McFadden wurde letztes Jahr entlassen – die Deutsche Bank dementierte umgehend, dass sie gefeuert wurde, um Bedenken in Bezug auf Kunden zu unterdrücken. Tammy McFadden habe ihre Verdachtsmomente dokumentiert, sagt Enrich. Sie sei nicht nur eine zuverlässige Quelle, sondern auch eine mutige Frau.
Finanzen des Trump-Konsortiums
Die Recherchen David Enrichs werfen ein neues Licht auf alle Versuche Donald Trumps, auf dem Klageweg zu verhindern, dass die Deutsche Bank ihre Unterlagen an die Staatsanwaltschaft in New York und an den US-Kongress weiterleitet – beide haben die Deutsche Bank unter Strafandrohung dazu aufgefordert. Am Mittwoch-Nachmittag wies ein Bundesrichter in New York die Klage der Trump-Familie erstinstanzlich zurück. Er werde keine Bedenken gegen die Überlassung der Unterlagen der Deutschen Bank geltend machen, erklärte der Rochter. David Enrich sagt: Die Deutsche Bank ist gewissermaßen der Rosetta-Stein zur Aufdeckung der Finanzen des Trump-Konsortiums.
"Ich weiß, dass die Deutsche Bank zunehmend als Rosetta-Stein, als Schlüssel zum Verständnis der Finanzen Donald Trumps gesehen wird: Sie hat seine Steuererklärungen. Sie hat sämtliche Trump-Finanzen dokumentiert, seine eigenen, der Familie, der Gesellschaften. Wenn die Deutsche Bank alle Unterlagen dem Kongress aushändigen muss und wenn der Kongress die Erkenntnisse dann auch noch öffentlich macht, dann gäbe es eine Menge zu erfahren."
Möglicherweise ist die Deutsche Bank damit auch zu einem entscheidenden Faktor bei der Aufklärung der Russland-Affäre geworden. Denn wenn tatsächlich russische Oligarchen für die Kredite Donald Trumps bürgten, wie die Demokraten vermuten, stünde der Präsident im Verdacht, von russischem Geld abhängig zu sein.