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Davos
Weltwirtschaftsforum ohne Trump und May

In Davos beginnt heute das Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums. Trotz der Absage von US-Präsident Trump ist der Auflauf der Mächtigen im Schweizer Bergdorf groß. Sie wollen über globale Herausforderungen im Zeitalter der Digitalisierung beraten - und räumen auch den Themen ihrer Kritiker Raum ein.

Von Dietrich Karl Mäurer | 22.01.2019
    Vor dem Weltwirtschaftsforum 2019 in Davos
    Vor dem Weltwirtschaftsforum 2019 in Davos (dpa / ZUMA Wire)
    Absperrgitter, Soldaten, Sicherheitskontrollen wie am Flughafen.
    Das Weltwirtschaftsforum - das WEF wie die Davoser die Mega-Veranstaltung abkürzen - sorgt in der mit 1560 Metern höchstgelegene Stadt Europas wieder einmal für einen Ausnahmezustand. Im gut abgeschirmten Kongresszentrum soll ab heute über die Welt im Zeitalter der Digitalisierung diskutiert werden, über die Globalisierung 4.0, wie es in der WEF-Sprache heißt.
    Globalisierung ist eine Tatsache - sagt Klaus Schwab, der Gründer des WEFs. Sie habe in den letzten Jahrzehnten viele Gewinner geschaffen, aber eben auch Verlierer. Um die müsse man sich nun kümmern:
    "Wenn wir von Globalisierung 4.0 sprechen, muss sie integrativer, nachhaltiger sein und stärker auf moralischen Prinzipien basieren. Was wir brauchen, ist eine Moralisierung oder Remoralisierung der Globalisierung."
    "Das Informelle in Davos ist der Kern seines Erfolgs"
    An nur vier Tagen sind rund 600 Veranstaltungen geplant - über Integration, Nachhaltigkeit und natürlich über die Herausforderungen für die globale Wirtschaft, in Zeiten sich eintrübender Konjunkturerwartungen. Doch das ist nur ein Teil dessen, was Davos ausmacht - erklärt Sebastian Buckup, der Programmdirektor des Treffens:
    "Natürlich spielt das Informelle in Davos eine große Rolle. Ich würde sogar sagen, das Informelle in Davos ist der Kern seines Erfolgs. Denn Davos bedeutet auch, dass Politiker und Wirtschaftslenker ohne Protokoll als Menschen sich begegnen können und Ideen austauschen können."
    Blick auf eine Fensterscheibe mit dem Logo des Weltwirtschaftsforums. 
    Blick auf eine Fensterscheibe mit dem Logo des Weltwirtschaftsforums. (Dietrich Karl Mäurer / Deutschlandradio )
    Kritik an Undemokratie und Verschwiegenheit
    Eine durch eine Stiftung privat organisierte Veranstaltung, die sich anschickt Lösungen für die Welt zu suchen. Hier setzen die Kritiker an. Etwa Tamara Funiciello, die Präsidentin der Schweizer Jusos, die für den Donnerstag zu einer Demonstration gegen das WEF aufgerufen haben:
    "Wir protestieren ganz klar gegen die undemokratische Art und Weise, wie das WEF abgeht. Wer da überhaupt alles eingeladen ist und wer nicht. Wer sprechen darf und wer nicht. Wir wehren uns dagegen, dass alles hinter verschlossenen Türen passiert oder zumindest das was dann wirklich wichtig ist, hinter verschlossenen Türen passiert und ganz klar. Wir wollen dieses Jahr einen Fokus legen auf den Klimawandel."
    Die schwedische Schülerin Greta Thunberg während des Klimagipfels in Kattowitz
    Auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg bekommt in Davos eine Bühne (dpa / MAXPPP / Franck Dubray)
    Doch ausgerechnet dem Thema Klimaschutz wird beim diesjährigen Forum viel Raum eingeräumt. So will die 16-jährige schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg in Davos ähnlich eindringlich auf die Teilnehmer einreden, wie beim Weltklimagipfel.
    Wegen des Haushaltsstreits in den USA hat Start-Gast Donald Trump abgesagt. Fern bleiben auch Frankreichs Präsident Macron und die britische Premierministerin May. Das Treffen bleibe dennoch attraktiv - meint WEF-Dauergast Hans-Paul Bürkner, der Verwaltungsratschef der Unternehmensberatung Boston Consulting Group:
    "Es bedeutet eigentlich nur, dass diese Personen nicht anwesend sind, aber das schmälert nicht die vielen Gespräche und die vielen Diskussionen, die stattfinden. Und diese Konzentration natürlich der Medien und des öffentlichen Interesses auf wenige herausragende Personen, wird natürlich dem Wert des WEFs nicht gerecht."
    Die Trump-Lücke könnte zudem der sogenannte Tropen-Trump füllen. Brasiliens neuer ultrarechter Präsident Jair Bolsonaro soll heute in Davos sprechen. Mit Spannung wird erwartet, ob er zu den Themen des Weltwirtschaftsforums, wie Integration und Nachhaltigkeit etwas zu sagen hat.