
Das Dengue-Virus wird von Mückenarten wie der Asiatischen Tigermücke und der Gelbfiebermücke übertragen. Und es tritt mittlerweile nicht mehr nur in tropischen Gebieten auf. Auch in Europa kam es schon zu einzelnen Dengue-Fällen, zuletzt etwa am Gardasee.
Das Dengue-Fieber verläuft oft harmlos und ohne Symptome, viele Kranke merken gar nicht, dass sie angesteckt wurden. Doch in seltenen Fällen kann die Krankheit auch lebensgefährlich verlaufen. Das Auswärtige Amt hat die Warnung vor Dengue-Fieber deswegen in die Reise- und Sicherheitshinweise für Italien aufgenommen.
Wie viele Fälle von Dengue-Fieber gibt es jährlich weltweit?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist besorgt wegen der Ausbreitung des Dengue-Virus. Seit dem Jahr 2000 habe sich die Zahl der jährlichen Fälle verachtfacht, sagt Raman Velayudhan, Leiter der WHO-Abteilung für vernachlässigte Tropenkrankheiten. Die Organisation schätzt, dass es 2022 weltweit rund 4,2 Millionen registrierte Fälle gab. “Inzwischen ist die Hälfte der Weltbevölkerung einer Dengue-Gefahr ausgesetzt“, sagt Velayudhan.
Nord-, Zentral- und Südamerika hätten bis Juli 2023 schon so viele Infektionen und Todesfälle gemeldet wie im ganzen vergangenen Jahr, so Velayudhan. 2022 gab es in der Region 2,8 Millionen registrierte Infektionen und 1.280 Todesfälle.
Die WHO rechnet allerdings mit einer riesigen Dunkelziffer: Insgesamt geht sie von bis zu 400 Millionen Infektionen weltweit aus. Die Schätzung ist schwer, weil 80 Prozent der Betroffenen bei einer ersten Infektion kaum oder nur milde Symptome haben und nicht zum Arzt gehen.
Welche Länder sind aktuell vor allem betroffen?
Die jüngsten Meldungen über massive Probleme mit dem Dengue-Fieber kommen aus Guatemala. Dort wurde nach zahlreichen Todesfällen und tausenden Infektionen Anfang September 2023 der Gesundheitsnotstand ausgerufen. In den Monaten davor waren 22 Menschen an der Krankheit gestorben. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden seit Jahresbeginn mehr als 12.200 Infektionen registriert, doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum. 2019 hatte Guatemala mit mehr als 50.000 Fällen den bisher größten Dengue-Ausbruch in der Geschichte des Landes verzeichnet.

Noch schlimmer hat es Bangladesch getroffen. Dort ist – Stand August 2023 – nach Angaben der Regierung eine Rekordzahl an Menschen am Dengue-Virus gestorben. Bislang seien mehr als 380 entsprechende Todesfälle registriert worden und damit mehr als je zuvor bei einem Dengue-Ausbruch seit Beginn dieser Statistiken, teilte das Gesundheitsministerium in Dhaka mit. Insgesamt habe es mehr als 82.000 bestätigte Dengue-Fälle gegeben.
Anfang 2023 war in Bolivien das Dengue-Fieber ausgebrochen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums starben bis Mitte Februar mindestens 26 Menschen an der Krankheit. Krankenhäuser in der Region Santa Cruz im Osten des Landes hatten Probleme, noch Patienten unterzubringen. Seit Januar waren knapp 7.000 Fälle registriert worden.
Warum wird Dengue in Deutschland und anderen europäischen Ländern zur Gefahr?
Das liegt vor allem am Klimawandel. Laut dem Robert Koch-Institut erhöht die globale Erwärmung das Risiko für Infektionskrankheiten in Deutschland. Wärmere Temperaturen hierzulande führen demnach unter anderem dazu, dass krankheitserregende Bakterien sich besser vermehren können - und sich Tiere, die Erreger von Infektionskrankheiten übertragen können, ausbreiten.
Schon jetzt wirkten sich gestiegene Temperaturen auf die Verbreitung einiger hierzulande untypischer Tiere aus, sagt der RKI-Epidemiologe Klaus Stark. Das gelte für bestimmte Zeckenarten, aber auch für die Asiatische Tigermücke – und diese kann Dengue-Fieber, Gelbfieber oder auch das Zika-Virus auf Menschen übertragen.
In Deutschland kommt die Asiatische Tigermücke mittlerweile in Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, aber auch stellenweise in Fürth, Jena und Berlin vor. Sie wird zum Teil mit komplexen Methoden bekämpft.
Eine Übertragung von Dengue-Viren ist in Deutschland bislang noch nicht festgestellt worden. Laut dem RKI handelt es sich bei den über 1.000 Erkrankungen jährlich um eingeschleppte Infektionen, meist aus Südostasien.
In anderen europäischen Ländern sind hingegen bereits Ansteckungsfälle festgestellt worden, zuletzt in Italien am Gardasee. Auch in Frankreich, Spanien, Portugal und Kroatien habe es diese bereits gegeben, sagt Carsten Köhler, Leiter des Kompetenzzentrums Tropenmedizin für Baden-Württemberg am Uniklinikum in Tübingen.
"Seit 2010 werden in südeuropäischen Ländern regelmäßig einzelne Übertragungen des Dengue-Virus registriert", berichtet der Mediziner Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des Centrums für Reisemedizin in Düsseldorf. Auf der vor Marokkos Küste liegenden portugiesischen Insel Madeira sei das Virus mittlerweile sogar dauerhaft heimisch.
Welche Symptome deuten auf eine Dengue-Infektion hin?
Die Inkubationszeit ist eher kurz und beträgt vier bis sieben Tage. Dengue-Fieber wurde früher Knochenbrecher-Fieber genannt, weil es starke Gliederschmerzen verursachen kann. Weitere häufige Anzeichen einer Dengue-Infektion sind hohes Fieber, Kopfschmerzen sowie Hautausschlag.
In seltenen Fällen kann die Krankheit auch zu schweren Blutungen, Organversagen und sogar zum Tod führen. Doch tödliche Verläufe seien sehr selten, betont der Tropenmediziner Carsten Köhler. In einer Vielzahl der Fälle verlaufe die Erkrankung ohne Symptome: Rund 80 Prozent der Betroffenen wissen dementsprechend gar nicht, dass sie krank sind.
Wer die Krankheit mit Symptomen hat, muss mit drei bis sieben Tagen Unwohlsein rechnen. Köhler empfiehlt Ruhe, viel trinken und gegebenenfalls die Einnahme von Schmerzmitteln.
Wem es allerdings sehr schlecht geht, der sollte unbedingt ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen: Warnsignale sind vor allem anhaltendes Erbrechen, Luftnot, Schleimhautblutungen, eine vergrößerte Leber, aber auch Verhaltensänderungen wie Lethargie oder Unruhe, sagt der Reisemediziner Tomas Jelinek.
„Dengue ist keine harmlose Virusinfektion“, betont Sebastian Ulbert, Abteilungsleiter Impfstoffe und Infektionsmodelle am Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie Leipzig. „Es gibt keine wirksame antivirale Therapie.“ Besonders kleine Kinder seien gefährdet.
„Natürlich kann man Patienten in guten Gesundheitssystemen wie bei uns besser stabilisieren“, so Ulbert: „Doch insbesondere bei den seltenen schweren Fällen von Dengue-Fieber kann man wenig machen. Deswegen ist Dengue auch für uns eine sehr gefährliche Krankheit.“
Wie kann man sich gegen das Dengue-Virus schützen?
Gegen Dengue gibt es zwei zugelassene Impfstoffe, von denen aber nur einer für die breitere Anwendung taugt, wie Carsten Köhler vom Kompetenzzentrum Tropenmedizin für Baden-Württemberg sagt.
Der erste - Dengvaxia von Sanofi - ist aufgrund von Komplikationen bei Gesunden, die noch nicht infiziert waren, mittlerweile auf Personen im Alter von 9 bis 45 Jahren beschränkt, die in einem Endemiegebiet leben und zuvor bereits eine Dengue-Infektion durchgemacht haben. Der zweite - Qdenga von Takeda - wurde erst im Dezember 2022 durch die EU-Kommission zugelassen; er hat weniger Nebenwirkungen.
Ansonsten empfehlen Tropenmediziner, wachsam zu sein und sich möglichst nicht von Mücken in Risikogebieten stechen zu lassen. Die übertragenden Mücken sind vor allem tagaktiv – hier helfen Anti-Mückensprays, Fliegengitter an Fenstern und lange Hosen sowie langärmelige Oberbeleidung.
ahe, dpa, afp, kna, ap