
Die Sonne brennt vom Himmel, die Temperaturen steigen: Forschende des Max-Planck-Instituts prognostizieren für den Sommer 2025 in Europa Hitze und Trockenheit. Im Juni kletterten die Temperaturen in einigen Teilen Deutschlands auf über 36 Grad. Südeuropa erlebte bereits eine extreme Hitzewelle mit Temperaturen über 40 Grad.
Ein Blick auf das Vorjahr zeigt, wohin diese Entwicklung führen kann: 2024 war weltweit das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Besonders betroffen waren Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Auch Deutschland verzeichnete 2024 das wärmste Jahr seit Messbeginn. Eine Studie von Climate Central, der World Weather Attribution und weiteren Partnern zeigt außerdem, dass knapp die Hälfte der extremen Hitzetage in Deutschland auf den Klimawandel zurückzuführen sind.
In den Sommern 2023 und 2024 starben in Deutschland jeweils rund 3.000 Menschen an den Folgen von Hitze, wie eine Analyse des Robert Koch-Instituts (RKI) ergab. „Aufgrund des Klimawandels wird sich das Problem der Übersterblichkeit im Sommer in Zukunft noch weiter verschärfen“, sagt Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamts.
Doch es gibt Möglichkeiten, sich zu schützen, wenn die Risiken ernst genommen und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden.
Warum ist große Hitze für den menschlichen Körper gefährlich?
Deutsche Amtsärzte hatten bereits 2023 vorgeschlagen, eine Siesta einzuführen. Das hat einen ernsten Hintergrund: Langanhaltende, große Hitze ist ein Risiko für die Gesundheit.
Große Hitze belastet den menschlichen Organismus. Denn der Körper versucht, seine Temperatur zwischen 36,5 und 37,5 zu halten, um optimal zu funktionieren. Hinzu kommt: Körpereigene Eiweiße funktionieren ab gewissen hohen Temperaturen nicht mehr richtig oder gehen sogar zugrunde.
Welche Gefahren birgt Hitze und für wen ist sie besonders riskant?
Hitze kann viele Beschwerden auslösen, manche sind lebensbedrohlich. Das Spektrum reicht von der Hitzeerschöpfung in Folge eines Flüssigkeitsverlustes über eine gefährliche Austrocknung („Exsikkose“) des Körpers bis hin zum lebensbedrohlichen Hitzschlag, Schlaganfall oder Herzinfarkt.
Besonders gefährdet sind Menschen ab 65 Jahren. Bei ihnen funktionieren die Nieren häufig nicht mehr so gut: Sie scheiden mehr Flüssigkeit aus, als sie trinken. Das kann im schlimmsten Fall zu Verwirrtheit, Stürzen, Schlaganfall oder Herzinfarkt führen.
2023 und 2024 starben dem RKI zufolge insbesondere ältere Menschen mit Vorerkrankungen, wie Demenz, Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen, an den Folgen von Hitze.
Riskant sind die Rekordtemperaturen vor allem auch für Pflegebedürftige und chronisch Kranke. Insbesondere Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Lungenleiden sind bei Hitze gefährdet: Die Symptome von COPD und Asthma können sich verstärken. Laut einer Studie des Medizinmanagement-Professors Jürgen Wasem werden Menschen mit Mukoviszidose und chronischer Hepatitis besonders oft hitzebedingt ins Krankenhaus eingeliefert.
Für Babys und Kleinkinder stellt große Hitze ebenfalls eine Bedrohung dar. Sie können ihren Wärmehaushalt schlechter regulieren als Erwachsene.
Weitere Risikogruppen sind unter anderem Schwangere, Menschen mit psychischen Erkrankungen, alle, die im Freien arbeiten bzw. körperlich schwer arbeiten sowie Obdachlose und Drogenabhängige.
Schon einzelne heiße Tage können laut RKI die Sterblichkeit erhöhen – insbesondere dann, wenn die Temperaturen nachts nicht sinken. Als kritisch gelten Tage mit einer durchschnittlichen Temperatur von über 20 Grad Celsius, also gemittelt über Tag und Nacht. Hält eine solche Hitzeperiode mehrere Tage an, steigt die Sterblichkeit deutlich und bleibt ab dem dritten oder vierten Tag auf einem konstant hohen Niveau.
In Städten ist die Hitzebelastung besonders hoch. Städte wirken als sogenannte Wärmeinseln und kühlen nachts deutlich weniger ab als das Umland. Entsprechend ist die hitzebedingte Sterblichkeit in städtischen Gebieten höher als in ländlichen Regionen.
Welche Beschwerden kann Hitze auslösen und welche Sofortmaßnahmen gibt es?
Es gibt eine Reihe ernst zu nehmender Beschwerden, die man direkt oder indirekt auf große Hitze zurückführen kann. Die wichtigsten sind:
Austrocknen (Exsikkose)
Schwitzen beziehungsweise eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr können zu einem Flüssigkeitsmangel (Exsikkose) im Körper führen. Mögliche Symptome sind laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) neben Durst unter anderem Trockenheit der Haut und der Schleimhäute, Ausscheidung von geringeren Mengen stark konzentrierten Urins, Müdigkeit, Verwirrtheit, Kopfschmerzen und Muskelkrämpfe.
Dagegen hilft, viel zu trinken und wasserhaltige Nahrung zu sich zu nehmen. Auch benötigt der Körper zusätzliche Elektrolyte. Diese Mineralien stecken unter anderem in grünem Gemüse, Käse, Milch, Eiern, Erdnüssen und Geflügel.
Hitzschlag
Gelingt es dem Körper nicht, seine Temperatur durch Schwitzen auf eine Temperatur um die 37 Grad abzukühlen, kommt es zu einem sogenannten Wärme- oder Hitzestau. Die Körpertemperatur steigt dabei innerhalb von Minuten auf mehr als 40 Grad an.
Die Folge: Das Gehirn schwillt an, die Betroffenen erleiden einen Hitzschlag. Dieser kann binnen 30 Minuten zum Tod führen. Typische Anzeichen für einen Hitzschlag sind laut BZgA gerötete, heiße und trockene Haut, Kopfschmerzen, Übelkeit, Bewusstseinsveränderungen und Bewusstlosigkeit. Auch Muskelschmerzen können auftreten.
Bei Verdacht auf Hitzschlag gilt es laut den Gesundheitsexperten sofort und als erstes den Rettungsdienst unter der Telefonnummer 112 zu rufen. Dann Erste-Hilfe-Maßnahmen durchführen: Die betroffene Person umgehend an einen kühlen Ort bringen und den Körper zusätzlich kühlen, etwa durch kühle Umschläge.
Hitzekollaps
Große Hitze kann zu einem Kollaps führen. Bei den hohen Temperaturen weiten sich die Blutgefäße, mit der Folge, dass der Blutdruck abfällt. Im Extremfall wird das Gehirn nicht mehr ausreichend durchblutet, der Betroffene verliert das Bewusstsein.
Bei einem Hitzekollaps können laut BZgA unter anderem auftreten: Ohnmacht, Kopfschmerzen, Schwächegefühl, Schwindel, Übelkeit, Wärmegefühl, Durst und trockene Schleimhäute. Betroffene weisen anfangs meist Hautrötung auf, verbunden mit starkem Schwitzen. Später haben sie oft blasse Haut und kalten Schweiß.
Auch bei einem Verdacht auf Hitzekollaps muss sofort die 112 gewählt werden. „Die betroffene Person sollte sich an einen kühlen Ort begeben, wo ein Ausruhen im Liegen möglich ist. Öffnen Sie die Kleidung, kühlen Sie den Körper und sorgen Sie für ausreichende Flüssigkeitszufuhr“, rät die BZgA.
Hitzeerschöpfung
Wenn man stark schwitzt und nicht ausreichend trinkt, kann das dazu führen, dass der Blutdruck sinkt und gleichzeitig die Körpertemperatur steigt. Dann wird von Hitzeerschöpfung gesprochen.
Betroffene haben laut BZgA etwa starken Durst, Schwäche, kalte feuchte Haut, niedrigen Blutdruck mit hohem Puls und eine schnelle, schwache Atmung. Sie leiden an Übelkeit, Schwindel oder Abgeschlagenheit.
Als Gegenmaßnahmen empfehlen die Experten, reichlich zu trinken und den Körper zu kühlen. Bei Körpertemperaturen über 38 Grad sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Verhaltenstipps: Was hilft gegen Hitze?
Trinken, trinken, trinken lautet das oberste Gebot, wenn es sehr heiß ist. Und das möglichst regelmäßig, auch wenn man keinen Durst verspürt. Ein Glas Wasser pro Stunde gilt als empfehlenswert. Der Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Altersmedizin in Halle, Tino Prell, empfiehlt gerade älteren Menschen, die Flüssigkeitszufuhr zu notieren, damit sich kein Flüssigkeitsdefizit aufbauen kann.
Am besten ist Wasser, Alkohol sollte man meiden. Und auch bei koffeinhaltigen sowie stark gezuckerten Getränken gilt: Besser verzichten, da sie zu Dehydrierung führen können.
Wer kann, sollte sich bei Extremtemperaturen möglichst im Schatten aufhalten. Körperliche Belastung im Freien vermeidet man am besten ganz, rät Ralph Krolewski, Facharzt für Allgemeinmedizin und Mitglied im Netzwerk Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG). Oder man verlegt sie nach Möglichkeit auf die kühleren Morgen- und Abendstunden.
Der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter empfiehlt zudem, vernünftig essen, sich mehr Ruhe zu gönnen und mehr Pausen zu machen. Wer kann, macht Siesta.
Hitzegeplagte können, um sich selbst abzukühlen, Fuß- und Armbäder mit kühlem Wasser nehmen. Weite, leichte und atmungsaktive Kleidung in hellen Farben leitet die Körperwärme ab.
Für zu Hause und im Büro gilt: Rollläden und Fensterläden bieten Schutz vor Hitze, Ventilatoren sorgen für Luftzirkulation. In den kühleren Morgen- und Abendstunden die Fenster zum Durchlüften öffnen und Räume herunterkühlen.
Elena Matera, tkm, MSD Manual