Sonntag, 05. Mai 2024

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Der Dirigent und Ensembleleiter Konrad Ruhland
Mit Vorliebe Gregorianik

In einer Fülle von Aufnahmen hat Konrad Ruhland einem breiten Publikum die Welt der Gregorianik erschlossen, die damit nicht mehr nur eine Domäne singender Mönche war. Ruhland starb vor zehn Jahren, Anlass, ihn und sein besonderes Repertoire vorzustellen.

Am Mikrofon: Helga Heyder-Späth | 23.04.2020
    Nahaufnahme der Nadel eines historischen Grammophons
    Ein historisches Grammophon mit 78 Umdrehungen pro Minute. (imago images/YAY Images)
    Selbst wenn sein Name selten in einem Atemzug mit Nikolaus Harnoncourt, Gustav Leonhardt oder anderen Wegbereitern der Alten Musik genannt wird: Konrad Ruhland war ein Pionier der historischen Aufführungspraxis. Dass er da heute etwas im Schatten steht, mag unter anderem an seinem vielleicht nicht ganz so prominenten Repertoire liegen. Pionierarbeit leistete Ruhland nämlich vor allem mit seinen Einspielungen gregorianischer Gesänge. Noch als Student gründete er 1956 das Vokalensemble "Capella Antiqua München", später leitete er außerdem seine "Niederaltaicher Scholaren". Seine Vorliebe galt der mittelalterlichen Musik, aber auch den Werken der Renaissance. Dazu kamen Ausflüge in den Frühbarock, etwa als seine Capella 1969 die Chorpartien in Nikolaus Harnoncourts Einspielung von Claudio Monteverdis "L’Orfeo" übernahm. Als Musikwissenschaftler gab Ruhland diverse Noteneditionen heraus, als Interpret und Ensembleleiter war ihm auch das historische und liturgische Umfeld der Werke wichtig, wobei er gerne weniger gängiges Repertoire in den Blick nahm.