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Der Fall Portakal
Sendeverbot für die Orange

Wegen Kritik an Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die türkische Rundfunkbehörde eine Strafe ausgesprochen: Sendepause für drei Shows. Im Falle des Senders Fox TV stößt sich die Behörde an einer Aussage des Moderators Fatih Portakal. Doch der will weiter über die "wahren Probleme des Landes" berichten.

Von Katrin Senz |
    Recep Tayyip Erdogan spricht bei der Eröffnung der DITIB-Zentralmoschee. Er hebt die Hände.
    Portakal ist nicht nur der Nachname des Moderators, es ist auch das türkische Wort für Orange. Darum griff der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan das Thema in dem Sinne auf. (dpa / Henning Kaiser)
    Nicht in gelben, sondern in roten Westen protestierten Anhänger des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan neulich vor dem Fernsehsender FOX TV in Istanbul. Es ging tatsächlich indirekt um die Gelbwesten-Proteste in Frankreich. Über die wurde auch in der Türkei viel berichtet.
    Ungewöhnlich deutliche Worte
    Der bekannte Fox-Moderator Fatih Portakal griff das auf mit Blick auf die Möglichkeit von Protesten in der Türkei: "Man weiß doch, dass man es mit der Polizei zu tun kriegt, wenn man in der Türkei nur friedlich demonstrieren will."
    Und er wählte ein Beispiel, das viele in den wirtschaftlich schweren Zeiten bewegt:
    "Probieren wir’s doch mal! Gehen wir doch mal auf die Straße um... beispielsweise gegen die Preiserhöhungen zu protestieren... sagen wir: gegen die beim Erdgaspreis. Wie viele Leute würden sich denn trauen auf die Straße zu gehen; ohne Angst zu haben, dass ihnen was passiert?"
    Ungewöhnliche deutliche Worte, die Fatih Portakal da wählte. Erdogan muss sich darüber ziemlich geärgert haben. Denn er reagierte prompt, wenn auch nur indirekt. Portakal ist nicht nur ein Nachname, es ist auch das türkische Wort für Orange. In einer Rede vor Anhängern spielte der türkische Präsident spöttisch damit:
    "Da kommt einer daher... so eine gewisse Orange oder Mandarine oder Zitrusfrucht... und ruft die Leute zu Demonstrationen auf die Straßen. Pass auf..! Wenn Du nicht aufpasst, dann wird Dir das Volk schon einen Nackenschlag verpassen. Über das Volk kann man sich nicht lustig machen."
    Drei Sendungen müssen ausfallen
    Türkische Oppositionelle sahen dahinter eine versteckte Anweisung Erdogans an die Justiz gegen Portakal vorzugehen. Journalisten-Kollegen fürchteten sogar, Erdogan-Anhänger könnten eine Art Selbstjustiz verüben. Zumindest die Rot-Westen vor dem Fox TV-Gebäude in Istanbul dürfte der Präsident ermuntert haben.
    Portakal selbst konnte sich einen Kommentar in seiner Show zu Erdogans Bemerkung nicht verkneifen:
    "Wird er hier im Fernsehen wohl auf seine Reaktion antworten? Nein, auf keinen Fall. Sehen Sie, wer sich heute Abend vor den Fernseher gesetzt hat, weil er damit rechnet, dass ich darauf eingehe, der muss wissen, dass ich es nicht tun werde. Weder heute, noch morgen. Wir beschäftigen und hier nur mit den echten Nachrichten der Türkei. Wir berichten hier nur über die wahren Probleme des Landes, sodass die Zuständigen darauf aufmerksam werden und was dagegen unternehmen. Und wir haben große Probleme."
    Vorerst wird er die allerdings nicht thematisieren können. Portakal, hat Sendepause. Die türkische Rundfunkbehörde entschied, drei seiner Shows müssen ausfallen, sie sind gesperrt. Und FOX TV muss eine saftige Geldstrafe zahlen. Danach könnte es allerdings wieder weiter gehen in der Show von Portakal, der Orange, der Zitrusfrucht.