Die einen glauben an ein gottgegebenes Schicksal, die anderen kontrollieren ihr Leben lieber selbst. Doch was geschieht, wenn ein Angehöriger stirbt? Dieser Frage gehen Forscher in Münster nach. Wie unterschiedlich trauen religiöse und atheistische Menschen?
"Ich hab das Gefühl, dass das Leben es gut mit mir meint. Ich hab immer Glück gehabt im Leben und ich hab auch viel mit dem Kopf gearbeitet und das hat mir geholfen, aber vermutlich werde ich irgend woanders gesteuert, wo weiß ich nicht, was es für Kräfte gibt, ja, wo meine Frau weg war, dacht ich jetzt ist Schluss im tiefen Loch, aber es war mir bewusst, es kommt keiner wieder, ja und nach Tagen hab ich mich mit abgefunden."
Der 88-jährige Rheinländer hat den harten Einschnitt in seinem Leben gut überwunden, auch oder gerade weil er immer in seinem Leben erfahren und akzeptiert hat, dass nicht alles in seinen Händen liegt, und dass das Leben trotzdem für ihn in guten Bahnen weiter-läuft. Selbst im hohen Alter. Er gehört sicher zu denjenigen Menschen, die die Münsteraner Studie zu folgendem Ergebnis hat führen lassen.
"Das war das Resultat der Studie, dass nämlich die Personen, die eigentlich sonst besser mit ihrem Leben klarkommen, also die Personen, die glauben ihr Leben stark beeinflussen zu können, dass die durch den Tod des Partners sehr viel stärker aus dem Gleichgewicht gebracht werden, als die Personen, die an Zufall oder Schicksal glauben."
Die Psychologin Jule Specht nutzte dafür gemeinsam mit ihren Kollegen die Befragungsdaten, die ihnen das Institut für Wirtschaftsforschung zur Verfügung gestellt hatte. In diesem sozioökonomischen Panel, werden seit 1984 jährlich rund 20 000 Personen befragt und zwar zu ganz unterschiedlichen Aspekten in ihrem Leben wie Familie und Freizeitbeschäftigung. Auch die Frage nach besonderen Ereignissen gehörte dazu.
"Es ist so, dass in jedem Jahr gefragt wird, in dieser Wiederholungsbefragung, wie zufrieden die Personen mit ihrem Leben im Allgemeinen sind, also unter Berücksichtigung aller Aspekte, die ihr Leben beeinflusst und sie eben eine Einschätzung geben, wie zufrieden sie sind mit ihrem Leben. Und wir haben dann geschaut, wie sich diese Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt verändert über die Zeit vor und nach dem Tod des Partners."
Über diese Frage nach der Lebenszufriedenheit hinaus, gibt es auch Fragen, die eine sogenannte Kontrollüberzeugung bei den Probanden erfassen.
"Die Kontrollüberzeugung ist ein sehr zentrales Konstrukt in der Psychologie, also eine sehr zentrale Einstellung in der Psychologie und dabei werden Personen unterschieden danach ob sie glauben, dass sie entweder selbst ihr Leben beeinflussen können oder sie glauben ihr Leben nicht beeinflussen zu können. Das bedeutet, wir sagen Personen mit einer internalen Kontrollüberzeugung glauben, dass sie ihr Leben in der Hand haben, also alles in ihrem Leben beeinflussen können und die Ereignisse, die in ihrem Leben auftreten, beeinflussen können. Während Personen, die eine wir nennen das externale Kontrollüberzeugung haben, also glauben, dass die Kontrolle über ihr Leben nicht bei Ihnen liegt, sondern außerhalb von ihrer Person selbst, dass die an Schicksal oder Zufall glauben."
Eine Unterscheidung zwischen Schicksal und Zufall, wie es Philosophen oder Religionswissenschaftler tun würden, spielte für die Psychologen jedoch keine Rolle. Jule Specht.
"Hier interessiert im Prinzip nur, ob die Person glaubt, selbst Einfluss zu haben oder nicht. Es ist für diese Einstellung irrelevant, was letztendlich wirklich das Ereignis beeinflusst hat, ob es nun der Zufall beispielsweise war oder das Schicksal, wichtig ist letztendlich nur, ob die Person glaubt, selbst Einfluss zu haben."
Und dabei zeigte sich eben, dass Menschen, die nicht glauben, dass alles mehr oder weniger in ihren Händen liegt, weitaus besser mit dem Verlust des Partners umgehen können. Das ist ein Novum in der psychologischen Forschung, ging man doch bislang nicht davon aus, dass der Glaube ans Schicksal für die Lebensführung vorteilhaft ist.
"Also da gibt es ganz viele Studien, die gezeigt haben, dass es zum Beispiel so ist, dass Personen, die glauben, ihr Leben selbst in der Hand zu haben, beispielsweise im Beruf erfolgreicher sind. Das fängt ja schon in der Schule an, sie bekommen in der Schule eine schlechte Note, dann würden die Personen, die glauben, sie können ihr Leben selbst beeinflussen das möglicherweise darauf zurückführen, dass sie sich möglicherweise nicht genug Mühe gegeben haben oder nicht genug gelernt haben, würden sich also beim nächsten Mal deut-lich mehr anstrengen oder vorbereiten auf eine Klausur, während die Personen, die glauben, dass sowieso alles vom Schicksal oder vom Zufall abhängt, das gar nicht auf ihre eigene Leistung zurückführen würden und sich auch für den nächsten Prüfungstermin nicht besser oder schlechter vorbereiten würden. Und das führt natürlich dazu, dass Personen, die glauben ihr Leben in der Hand zu haben dann eher auch darauf zu arbeiten, um dann etwas in ihrem Leben auch zu verändern."
Bisher wurde in der Psychologie zwar schon viel über die Zeit nach dem Tod eines Part-ners, also über die Trauerzeit geforscht. Wie aber das Befinden der Menschen vor und nach dem Verlust war, ist bislang noch nicht untersucht worden.
Bei dieser neuen Studie schauten die Psychologen auch nach Geschlechterunterschieden. Jule Specht.
"Wir haben in unserer Studie keine Unterschiede gefunden, zumindest keine bedeutenden Unterschiede, das heißt, es scheint so zu sein, dass sowohl Männer als auch Frauen mit dem Ereignis vergleich bar umgehen zumindest ist das das Ergebnis, was wir in unserer Studie gefunden haben. Und das gleiche trifft auch auf das Alter zu. Obwohl es natürlich ein großer Unterschied ist, ob eine Person bereits in sehr jungen Jahren ihren Partner verliert, wo man ja im Allgemeinen weniger davon ausgeht, weil die Wahrscheinlichkeit für den Tod eines Partners in jungen Jahren natürlich deutlich geringer ist, als beispielsweise im fortgeschrittenen Alter. Aber auch hier zeigt sich, dass das Alter kein Einfluss darauf hat, ob der Tod besser oder schlechter verarbeitet wird oder auch der Glaube an das Schicksal einen anderen Einfluss hat."
Religiöse Menschen sind zwar generell zufriedener in ihrem Leben fanden die Psychologen heraus. Das heißt jedoch nicht, dass sie den Tod ihres Partners besser verarbeiten können. Das zeigt also wieder, dass der Glaube an Gott in dieser Befragung nicht gleichzusetzen ist mit dem Glauben an ein schicksalhaftes Leben. Offen bleibt in der Studie bislang, ob und wie sich denn der Glaube an ein Schicksal verändern kann im Laufe des Lebens und welche Auswirkungen das hat. Dem will das Forscherteam jetzt nachgehen.
"Was wir jetzt untersuchen ist, wie stark sich denn die Einstellung tatsächlich verändert. Ist es wirklich so, dass die Personen, die so was Schreckliches unkontrollierbares erleben wie den Tod des Partners, das die sich wirklich in ihrer Einstellung zum Schicksal sehr stark verändern oder wie verändern sie sich und welche Personen ändern sich, gibt es Personen, die sich mehr oder weniger verändern durch dieses Ereignis, das ist, was uns so in nächster Zeit interessiert.
Generell ist es aber so, dass man auch untersuchen könnte und sollte, wie der Glaube an das Schicksal auch andere Situationen beeinflusst. Beispielsweise Arbeitslosigkeit. Hier wäre es auch interessant, ob der Glaube an das Schicksal eine Rolle oder was das für eine Rolle spielt. Führt das dazu, dass die Arbeitslosigkeit, dass sie besser damit umgehen kön-nen oder finden sie schneller einen neuen Beruf oder einen neuen Job. Das sind so die Fragestellungen, die für uns so interessant sind."
"Ich hab das Gefühl, dass das Leben es gut mit mir meint. Ich hab immer Glück gehabt im Leben und ich hab auch viel mit dem Kopf gearbeitet und das hat mir geholfen, aber vermutlich werde ich irgend woanders gesteuert, wo weiß ich nicht, was es für Kräfte gibt, ja, wo meine Frau weg war, dacht ich jetzt ist Schluss im tiefen Loch, aber es war mir bewusst, es kommt keiner wieder, ja und nach Tagen hab ich mich mit abgefunden."
Der 88-jährige Rheinländer hat den harten Einschnitt in seinem Leben gut überwunden, auch oder gerade weil er immer in seinem Leben erfahren und akzeptiert hat, dass nicht alles in seinen Händen liegt, und dass das Leben trotzdem für ihn in guten Bahnen weiter-läuft. Selbst im hohen Alter. Er gehört sicher zu denjenigen Menschen, die die Münsteraner Studie zu folgendem Ergebnis hat führen lassen.
"Das war das Resultat der Studie, dass nämlich die Personen, die eigentlich sonst besser mit ihrem Leben klarkommen, also die Personen, die glauben ihr Leben stark beeinflussen zu können, dass die durch den Tod des Partners sehr viel stärker aus dem Gleichgewicht gebracht werden, als die Personen, die an Zufall oder Schicksal glauben."
Die Psychologin Jule Specht nutzte dafür gemeinsam mit ihren Kollegen die Befragungsdaten, die ihnen das Institut für Wirtschaftsforschung zur Verfügung gestellt hatte. In diesem sozioökonomischen Panel, werden seit 1984 jährlich rund 20 000 Personen befragt und zwar zu ganz unterschiedlichen Aspekten in ihrem Leben wie Familie und Freizeitbeschäftigung. Auch die Frage nach besonderen Ereignissen gehörte dazu.
"Es ist so, dass in jedem Jahr gefragt wird, in dieser Wiederholungsbefragung, wie zufrieden die Personen mit ihrem Leben im Allgemeinen sind, also unter Berücksichtigung aller Aspekte, die ihr Leben beeinflusst und sie eben eine Einschätzung geben, wie zufrieden sie sind mit ihrem Leben. Und wir haben dann geschaut, wie sich diese Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt verändert über die Zeit vor und nach dem Tod des Partners."
Über diese Frage nach der Lebenszufriedenheit hinaus, gibt es auch Fragen, die eine sogenannte Kontrollüberzeugung bei den Probanden erfassen.
"Die Kontrollüberzeugung ist ein sehr zentrales Konstrukt in der Psychologie, also eine sehr zentrale Einstellung in der Psychologie und dabei werden Personen unterschieden danach ob sie glauben, dass sie entweder selbst ihr Leben beeinflussen können oder sie glauben ihr Leben nicht beeinflussen zu können. Das bedeutet, wir sagen Personen mit einer internalen Kontrollüberzeugung glauben, dass sie ihr Leben in der Hand haben, also alles in ihrem Leben beeinflussen können und die Ereignisse, die in ihrem Leben auftreten, beeinflussen können. Während Personen, die eine wir nennen das externale Kontrollüberzeugung haben, also glauben, dass die Kontrolle über ihr Leben nicht bei Ihnen liegt, sondern außerhalb von ihrer Person selbst, dass die an Schicksal oder Zufall glauben."
Eine Unterscheidung zwischen Schicksal und Zufall, wie es Philosophen oder Religionswissenschaftler tun würden, spielte für die Psychologen jedoch keine Rolle. Jule Specht.
"Hier interessiert im Prinzip nur, ob die Person glaubt, selbst Einfluss zu haben oder nicht. Es ist für diese Einstellung irrelevant, was letztendlich wirklich das Ereignis beeinflusst hat, ob es nun der Zufall beispielsweise war oder das Schicksal, wichtig ist letztendlich nur, ob die Person glaubt, selbst Einfluss zu haben."
Und dabei zeigte sich eben, dass Menschen, die nicht glauben, dass alles mehr oder weniger in ihren Händen liegt, weitaus besser mit dem Verlust des Partners umgehen können. Das ist ein Novum in der psychologischen Forschung, ging man doch bislang nicht davon aus, dass der Glaube ans Schicksal für die Lebensführung vorteilhaft ist.
"Also da gibt es ganz viele Studien, die gezeigt haben, dass es zum Beispiel so ist, dass Personen, die glauben, ihr Leben selbst in der Hand zu haben, beispielsweise im Beruf erfolgreicher sind. Das fängt ja schon in der Schule an, sie bekommen in der Schule eine schlechte Note, dann würden die Personen, die glauben, sie können ihr Leben selbst beeinflussen das möglicherweise darauf zurückführen, dass sie sich möglicherweise nicht genug Mühe gegeben haben oder nicht genug gelernt haben, würden sich also beim nächsten Mal deut-lich mehr anstrengen oder vorbereiten auf eine Klausur, während die Personen, die glauben, dass sowieso alles vom Schicksal oder vom Zufall abhängt, das gar nicht auf ihre eigene Leistung zurückführen würden und sich auch für den nächsten Prüfungstermin nicht besser oder schlechter vorbereiten würden. Und das führt natürlich dazu, dass Personen, die glauben ihr Leben in der Hand zu haben dann eher auch darauf zu arbeiten, um dann etwas in ihrem Leben auch zu verändern."
Bisher wurde in der Psychologie zwar schon viel über die Zeit nach dem Tod eines Part-ners, also über die Trauerzeit geforscht. Wie aber das Befinden der Menschen vor und nach dem Verlust war, ist bislang noch nicht untersucht worden.
Bei dieser neuen Studie schauten die Psychologen auch nach Geschlechterunterschieden. Jule Specht.
"Wir haben in unserer Studie keine Unterschiede gefunden, zumindest keine bedeutenden Unterschiede, das heißt, es scheint so zu sein, dass sowohl Männer als auch Frauen mit dem Ereignis vergleich bar umgehen zumindest ist das das Ergebnis, was wir in unserer Studie gefunden haben. Und das gleiche trifft auch auf das Alter zu. Obwohl es natürlich ein großer Unterschied ist, ob eine Person bereits in sehr jungen Jahren ihren Partner verliert, wo man ja im Allgemeinen weniger davon ausgeht, weil die Wahrscheinlichkeit für den Tod eines Partners in jungen Jahren natürlich deutlich geringer ist, als beispielsweise im fortgeschrittenen Alter. Aber auch hier zeigt sich, dass das Alter kein Einfluss darauf hat, ob der Tod besser oder schlechter verarbeitet wird oder auch der Glaube an das Schicksal einen anderen Einfluss hat."
Religiöse Menschen sind zwar generell zufriedener in ihrem Leben fanden die Psychologen heraus. Das heißt jedoch nicht, dass sie den Tod ihres Partners besser verarbeiten können. Das zeigt also wieder, dass der Glaube an Gott in dieser Befragung nicht gleichzusetzen ist mit dem Glauben an ein schicksalhaftes Leben. Offen bleibt in der Studie bislang, ob und wie sich denn der Glaube an ein Schicksal verändern kann im Laufe des Lebens und welche Auswirkungen das hat. Dem will das Forscherteam jetzt nachgehen.
"Was wir jetzt untersuchen ist, wie stark sich denn die Einstellung tatsächlich verändert. Ist es wirklich so, dass die Personen, die so was Schreckliches unkontrollierbares erleben wie den Tod des Partners, das die sich wirklich in ihrer Einstellung zum Schicksal sehr stark verändern oder wie verändern sie sich und welche Personen ändern sich, gibt es Personen, die sich mehr oder weniger verändern durch dieses Ereignis, das ist, was uns so in nächster Zeit interessiert.
Generell ist es aber so, dass man auch untersuchen könnte und sollte, wie der Glaube an das Schicksal auch andere Situationen beeinflusst. Beispielsweise Arbeitslosigkeit. Hier wäre es auch interessant, ob der Glaube an das Schicksal eine Rolle oder was das für eine Rolle spielt. Führt das dazu, dass die Arbeitslosigkeit, dass sie besser damit umgehen kön-nen oder finden sie schneller einen neuen Beruf oder einen neuen Job. Das sind so die Fragestellungen, die für uns so interessant sind."