Montag, 13. Mai 2024

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Der Pianist Werner Haas
Poesie und Bescheidenheit

Mit seiner Vorliebe für französische oder russische Komponisten hätte er ein musikalischer Botschafter sein können: Stattdessen eckte Werner Haas damit beim deutschen Nachkriegspublikum eher an. Große Erfolge konnte er vor allem in Frankreich, Großbritannien und den USA verzeichnen.

Am Mikrofon: Klaus Gehrke | 04.03.2021
    Schwarz-weiß Foto des Pianisten Werner Haas. Er sitzt an einem schwarzen Flügel und spielt, er schaut auf die Tasten, er trägt ein weißes Hemd und darüber einen dunklen Pullover, die Haare sind zurückgekämmt.
    Als "pianistische Sensation" wurde Werner Haas im Laufe seiner gut 20-jährigen Karriere immer wieder gefeiert. (Dabringhaus & Grimm, Detmold)
    Die alte Weisheit, dass der Prophet im eigenen Lande nichts gelte, traf zum Teil auch auf den Pianisten Werner Haas zu: Während man ihn im Ausland, beispielsweise in Frankreich, wegen seiner Debussy- und Ravel-Interpretationen begeistert als Nachfolger Walter Giesekings feierte, störten deutsche Kritiker sich gerade an diesem Schwerpunkt in seinem Repertoire.
    Am 3. März 1931 in Stuttgart geboren, studierte Haas in Giesekings Meisterklasse und debütierte 1955. Er gehörte zu den ersten deutschen Pianisten, die das gesamte Klavierwerk von Debussy und Ravel auf Schallplatte einspielten. Das gilt auch für die Werke für Klavier und Orchester von George Gershwin, die er 1964 aufnahm.
    Auf zahlreichen Tourneen durch Europa wurde Werner Haas von der Kritik gefeiert. Im Oktober 1976 verunglückte er nach einer Tournee tödlich.
    Zu seinem 90. Geburtstag erinnern die "Historischen Aufnahmen" an den Pianisten, mit Werken von Frédéric Chopin, Dmitri Kabalewski, Claude Debussy, Maurice Ravel, Robert Schumann und George Gershwin.