Der Tag
Israelkritik: Ein deutsches Tabu?

Dürfen Deutsche Israel kritisieren, steht ihnen das historisch überhaupt zu? Eine Frage, die sich nicht nur stellt, wenn die Kanzlerin nach Israel reist. Außerdem: Warum Markus Söders Image als Bayerns Nummer 1 bröckelt und die Kölner Moschee doch noch gezeigt hat, wie interkultureller Dialog geht.

Von Sarah Zerback |
    Am Al-Kuds-Tag demonstrieren Palästinenser auf dem Berliner Kurfürstendamm gegen sogenannte Zionisten und gegen Israel, u.a. mit Transparenten, auf denen zum Boykott gegen Israel aufgerufen wird und Zionisten als Faschisten bezeichnet werden.
    Palästinenser demonstrieren in Berlin gegen Israels Rolle im Nahostkonflikt und die Siedlungspolitik - mit Boykottaufrufen und harschen Worten (picture-alliance / dpa / M.C.Hurek)
    Klar darf man als Deutscher Israel kritisieren, muss man aber nicht! Das sagt Marko Martin. Der Schriftsteller und Publizist lebt in Berlin, bereist Israel seit fast 30 Jahren regelmäßig und hat der Stadt Tel Aviv schon mehrere literarische Liebeserklärungen gemacht. Bei aller - auch berechtigten - Kritik an der israelischen Regierung kommt es für ihn darauf an, ob sich derjenige auch tatsächlich informiert hat. In Deutschland habe fast jeder zu Israel eine Meinung - "vom Taxifahrer bis zum Akademiker". In einigen Fällen vermutet Martin dahinter allerdings das Bedürfnis, die deutsche Schuld zu relativieren, indem Israelis als Verbrecher dargestellt werden - auch wenn das unbewusst ablaufe.
    Markus Söder vor einem riesigen Markus-Söder-Logo, um das neue bayerische Raumfahrtprogramm vorzustellen: Da haben nicht wenige an Satire gedacht und sich gefragt, warum der Mann keine Berater hat, die ihn von einer solchen Egoshow abhalten. Am Oktoberfest könne es nicht liegen, meint Michael Watzke, schließlich trinke der bayerische Ministerpräsident kaum einen Schluck Alkohol. Für den Bayern-Korrespondenten ist der Auftritt eine Wahlkampfstrategie, um der FDP noch auf den letzten Metern Wähler abspenstig zu machen. Ob er, einer der unbeliebtesten Ministerpräsidenten überhaupt, sich damit einen Gefallen getan hat, bezweifelt er aber.
    Alle, die nicht eindeutig in Team Erdogan sind, waren sich einig: Das ist nicht gut gelaufen mit der Moschee-Eröffnung in Köln am vergangenen Samstag. Ganz anders der "Tag der offenen Moschee" gestern. NRW-Korrespondent Moritz Küpper war bei beiden Termin und fragt sich: Warum nicht gleich so?
    Feedback gerne an: dertag@deutschlandfunk.de