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Der tiefe Fall des Tim de Zeeuw
Früherer ESO-Direktor wegen Fehlverhaltens isoliert

Im Oktober 2022 entließ die Universität Leiden einen ihrer Professoren wegen „Einschüchterung, Verunglimpfung und unerwünschtem Körperkontakt mit einer angestellten Person“. Schnell war klar, dass es sich dabei um Tim de Zeeuw handelt.

Von Dirk Lorenzen | 12.01.2023
Professor Tim de Zeeuw, ESO Director General since September 2007, during a visit to the Paranal Observatory in August 2008. He stands on top of the Very Large Telescope platform in front of the enclosures of the four 8.2m unit telescopes ANTU, KUEYEN, MELIPAL, and YEPUN (from left to right). On the left the dome of AT2, one of the auxiliary telescopes, is seen.
Da schien die Welt noch in Ordnung: ESO-Generaldirektor Tim de Zeeuw beim Besuch des Paranal-Observatoriums 2009. (ESO)
Er gehört zu den bekanntesten Astronomen weltweit, war Direktor der Sternwarte Leiden und später sogar der Europäischen Südsternwarte ESO. In beiden Einrichtungen hat er nun Hausverbot. Jeglicher Kontakt wurde gekappt. Auch das Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching hat sämtliche Verbindungen zu ihm abgebrochen. Seit dem Beginn der Untersuchung im Mai darf Tim de Zeeuw das Institut in Leiden nicht betreten und keine Studenten mehr betreuen.

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Die Universität spricht von „belästigendem und unakzeptablem Verhalten über eine lange Periode“. Das habe viel Schmerz verursacht und man biete den Opfern nun die Unterstützung der Universität an. In einer persönlichen Stellungnahme räumte de Zeeuw ein, dass er „in der Vergangenheit hin und wieder auf eine veraltete Weise unangenehm und ungeduldig gewesen sei, die nicht mehr zum Geist der heutigen Zeit passe.“ Er stimme den Entscheidungen der Universität nicht zu, werde aber alle Maßnahmen akzeptieren. Der Professorentitel wurde ihm übrigens nicht entzogen.
Die Universität bedauerte, dass man nicht schon früher Hinweisen auf unangebrachtes Verhalten nachgegangen sei. In der Astronomie ist es wie in anderen Bereichen des Lebens: Es ist sehr schwer, gegen mächtige Entscheider vorzugehen.