Samstag, 11. Mai 2024

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Deutsche Band in Afghanistan
Jamsession mit Verbrüderung (5/6)

Die vier Musiker der Elektro-Pop-Band The Bite spielen vor deutschen Soldaten in Afghanistan. Dabei verwandeln sie den Bereitschaftsraum der Rettungsflieger in eine Karaokebar und erhalten am Ende eine Auszeichnung.

Von Axel Rahmlow | 04.01.2014
    Die Band spielt abends unter freiem Himmel live vor den Soldaten.
    The Bite traten auch abends unter freiem Himmel live vor den Soldaten auf. (Deutschlandradio / Axel Rahmlow )
    Der Bereitschaftsraum der Rettungsflieger sieht aus wie eine kleine Skihütte. Massive Holzbalken halten die Decke. Überall Fotos von Hubschraubern. "The Bite" sind im Heli Inn. Ein gemütlicher Rückzugsort, von der Gemeinschaft aufgebaut und betreut. In der Mitte die Fliegerband "The Captains and the Morgans".
    "Starten wir mal ganz, ganz sachte."
    Die Hausherren spielen einen Song von Udo Lindenberg. Am Schlagzeug sitzt Gabriel, Chris übernimmt ein Gitarrensolo. Im Publikum: Piloten, Techniker, Ärzte, ein Militärpfarrer. Und mittendrin Nadine und Stefan.
    Nadine: "Ich genieß es in vollen Zügen. Es könnte keinen besseren Abschluss geben als dieses Konzert."
    Stefan: "Es ist der Hammer. Ich muss betonen, ohne dass da groß Alkohol im Spiel ist. Eine richtig schöne Party, ohne Exzesse."
    Und exklusiv. Denn nur wer Zugang zu den Rettungshubschraubern hat, kommt auch hier rein. Man kennt sich, vertraut sich. Die Stimmung ist viel gelöster als bei den bisherigen Konzerten.
    Bandwechsel. Der Sänger der "Captains" verabschiedet sich ins Publikum.
    "Wir haben spontan gesagt, wir machen mit denen Musik. Der Sound kommt gut raus und es muss vor allem den Leuten vor der Bühne Spaß machen, dann macht es den Leuten auf der Bühne erst recht Spaß."
    The Bite brauchen einen Freiwilligen. Sie wollen "Highway to Hell" von AC/DC singen. Torsten V. wird von den anderen Soldaten freundlich in Richtung Bühne geschubst.
    Das Heli Inn wird zur Karaoke-Bar. Weil "der Freiwillige" stimmlich ziemlich gut an das Original herankommt. Und weil die Soldaten sich hier auch trauen, mitzusingen und zu johlen. Danach tröpfelt Torsten V. der Schweiß von der Glatze. Zusammen mit Nadine geht es in den Innenhof für ein Erinnerungsfoto.
    "Das war absolut Hammer. Ich wurde ins kalte Wasser geschmissene. Hat geschockt. Absolut Wahnsinn. Herzklopfen pur."
    Das sieht der Rest der Rettungsflieger am Ende des Abends ähnlich. Spontan gibt es eine Abstimmung im Heli Inn: Die Band wird Ehrenmitglied der Einheit. Sie kriegen das Erkennungszeichen der Rettungsflieger. Denselben runden Aufnäher, den Stefan und viele andere hier tragen, den Nazgul aus dem "Herrn der Ringe". Einer der älteren Soldaten im Raum, um die 50, kommt auf die Bühne. Das scheint eine Tradition zu sein.
    "Als wir vor langer, langer Zeit, nach Afghanistan gekommen sind, nur die Besatzungen haben diesen Patch bekommen. Heute war der Beschluss, dass ihr uns einen geilen Abend gemacht habt, dass ihr überhaupt den Arsch in der Hose gehabt habt, nach Afghanistan zu kommen. Und deswegen möchten wir euch hier den Patch geben."
    Die Band ist einen Moment still. Für solche Situationen ist Chris zuständig.
    "Wow. Also … Wir sind echt umgehauen. Vielen, vielen herzlichen Dank. Und hey, wir haben gesagt, ja, wir machen das für die Jungs da unten und alleine der Abend heute, der war es wert. Stay safe und macht weiter so. Jungs, Riesenapplaus."
    Und dann ist ganz schnell wieder 22 Uhr, Sperrstunde. Und Schluss. Keine Exzesse. Die Soldaten machen Fotos mit der Band, Adressen werden ausgetauscht. Dann ist Ruhe im Heli Inn. Morgen müssen alle wieder früh raus. Die Band muss packen. In ein paar Stunden geht es zurück nach Hause.