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Deutsche Maschinenbauer
"Wir glauben an die Zukunft des russischen Marktes"

Für Reinhold Festge, Präsident des Maschinenbauverbandes, sei der russische Markt viel zu wichtig, um ihn zu verlassen. Und das, obwohl der deutsche Maschinenbau die Russlandkrise deutlich spürt. Im ersten Quartal sanken die Maschinenexporte nach Russland gegenüber dem Vorjahr um knapp 30 Prozent.

Von Michael Braun | 01.06.2015
    Mitarbeiter der Firma DESMA in Achim schrauben in der Fertigungshalle an einer neuen Schuhbesohlungsmaschine. Statt Sohle und Schuhschaft wie üblich miteinander zu vernähen, spritzen Roboter flüssigen Kunststoff direkt an den Schuhschaft.
    Russland sei seit 2013 von Platz vier auf Rang zehn der wichtigsten Abnehmerländer für den deutschen Maschinenbau abgerutscht. (dpa / picture alliance / Carmen Jaspersen)
    Opel hatte im Februar nur noch 912 Autos in Russland verkauft. Das waren fast 90 Prozent weniger als voriges Jahr. General Motors entschied deshalb, sein Opelwerk in St. Petersburg nicht nur zeitweise, sondern ganz stillzulegen. So wollen es die Maschinenbauer nicht machen. Dafür, so Reinhold Festge, der Präsident des Maschinenbauverbandes, sei der Markt viel zu wichtig:
    "Die meisten, mit denen ich gesprochen habe jetzt in diesen Tagen, haben gesagt: Russland? Wir bleiben in jedem Falle. Wir tun alles, damit wir überlebensfähig und auch im Rahmen der Möglichkeiten gesund bleiben. Wir glauben an den Markt und an die Zukunft des russischen Marktes. Und wir sehen keine Veranlassung, uns zurückzuziehen."
    Es hat womöglich was von Durchhalteparolen an sich, wenn Festge so redet. Denn natürlich spürt der deutsche Maschinenbau die Russlandkrise deutlich. Im ersten Quartal sanken die Maschinenexporte nach Russland gegenüber dem Vorjahr um gut 28 Prozent. Russland sei seit 2013 von Platz vier auf Rang zehn der wichtigsten Abnehmerländer für den deutschen Maschinenbau abgerutscht.
    Russische Wirtschaftskrise verantwortlich
    Aber dafür sei in erster Linie die russische Wirtschaftskrise verantwortlich, der schwache Rubel, der gefallene Ölpreis, alles Tendenzen, die älter als die Sanktionen seien. Die wirkten natürlich als politischer Verstärker. Aber das Auswärtige Amt habe ihm signalisiert, sagte Festge, die Sanktionen gegenüber Russland würden Mitte dieses Jahres um ein halbes Jahr verlängert, danach aber vermutlich langsam beendet:
    "Es sieht so aus, als wenn die Sanktionen bis Jahresende noch einmal verlängert würden. Aber dann sind wir guter Hoffnung, dass Anfang nächsten Jahres da also Bewegung reinkommt."
    Vorausgesetzt, dass Minsker Abkommen über die Ostukraine werde erfüllt.
    Branchengrößen gut informiert
    Festge und andere Branchengrößen fühlen sich so gut informiert, weil sie vorige Woche in Russland waren, mit Unternehmern, russischen Banken und dem Industrieminister gesprochen haben. Fast überall die gleiche Reaktion, berichtete Ulrich Ackermann, der Leiter Außenwirtschaft des Maschinenbauverbandes:
    "Die hatten alle so schön vorgefertigte Statements. Da haben sie uns beschimpft. Und nachdem sie das sozusagen abgearbeitet hatten, da kam man zu dem normalen Teil wieder und dann war man sozusagen auf einer ganz anderen Ebene."
    Und da war die Botschaft: Russland lege weiterhin Wert darauf, Technologie aus Deutschland zu importieren und fordere deutsche Unternehmen weiterhin auf, in Russland zu investieren. Jetzt sei ein guter Zeitpunkt: Ein, zwei Jahre seien die Krisen- und Sanktionsfolgen noch spürbar, Zeit genug, um eine Investition zu tätigen und ans Laufen zu bringen. Wenn sie fertig sei, sei die Krise vorbei.