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Deutscher Gewerkschaftsbund
Gedämpftes Wiederwahlergebnis für Hoffmann

Reiner Hoffmann ist erneut zum Vorsitzenden des DGB gewählt worden - mit 76,3 Prozent der Stimmen. Das mäßige Wahlergebnis wertet er als Ausruck der schwierigen Debatte der vergangenen Monate. In seiner kurzen Grundsatzrede richtete Hoffmann den Blick wieder nach vorn.

Von Volker Finthammer | 14.05.2018
    Reiner Hoffmann ist auf dem Bundeskongress des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) erneut zum Vorsitzenden gewählt worden.
    Reiner Hoffmann ist auf dem Bundeskongress des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) erneut zum Vorsitzenden gewählt worden (dpa / Wolfgang Kumm)
    Im Vorfeld der heutigen Vorstandswahlen hatte sich der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann noch recht zuversichtlich gegeben und ins Mikrofon gescherzt:
    "Ich möchte zumindest kein Wahlergebnis von Martin Schulz von 100 Prozent."
    Doch die gestrige Generalaussprache hatte bereits gezeigt, dass nicht alle Delegierten des Gewerkschaftskongresses mit dem Kurs der DGB-Führung zufrieden waren, die sich ja früh und deutlich für eine Fortsetzung der großen Koalition ausgesprochen hatte und das bekam bei den heutigen Wahlgängen für den alten und neuen Bundesvorstand allein Reiner Hoffmann zu spüren:
    "Mit Ja haben gestimmt: 289 Stimmberechtigte. Dies entspricht einem prozentualen Anteil von 76,3 Prozent."
    Bei seiner ersten Wahl hatte Hoffmann noch ein Ergebnis von über 94 Prozent erzielt. Alle weiteren Vorstandsmitglieder, also Elke Hannack, Annelie Buntenbach und Stefan Körzell haben Ergebnisse von jeweils über 80 Prozent erreicht. Der wiedergewählte DGB-Chef sieht das Ergebnis als Ausdruck der schwierigen Debatte der letzten Monate, die auch in den Gewerkschaften Spuren hinterlassen hat.
    "Es ist ja gestern in der Debatte deutlich geworden, dass es Kolleginnen und Kollegen gab, die mit unserer Orientierung - dass wir uns für die große Koalition ausgesprochen haben - doch einige kritisch gesehen haben. Das spiegelt einfach die demokratische Kultur in den Gewerkschaften wieder."
    Digitalisierung, Globalisierung, Klimawandel, Migration und Flucht
    Insofern sei das ein ehrliches Ergebnis gewesen, betont Hoffmann und richtet den Blick sogleich nach vorne:
    "Ich werde meine Arbeit daran orientieren, dass ich für alle möglichst gute Ergebnisse raushole. Und das ist ein stabiles Ergebnis auf dem man weitere vier Jahre erfolgreich arbeiten kann."
    Und als hätten es die Gewerkschafter plötzlich eilig gehen alle nachfolgenden Wahlen wie im Fluge über die Bühne, so dass Hoffmann nur kurz seine Grundsatzrede für die kommenden vier Jahre halten konnte. Die war von sechs Themen bestimmt. Digitalisierung, Globalisierung, dem Klimawandel, Migration und Flucht, der demographischen Entwicklung und der zunehmenden Individualisierung von Lebensstilen. Auf all diese Fragen wollen die Gewerkschaften reagieren und antworten können. Vorne an steht jedoch die Digitalisierung von der letztlich der größte Umbruch in Arbeitswelt der Zukunft erwartet wird und schnell landet Hoffmann beim gewerkschaftlichen Grundmotiv, dass diese und alle weiteren Debatten bestimmen sollte.
    "Wir können und wir werden die großen Umbrüche unserer Arbeitswelt und Gesellschaft demokratisch, sozial-gerecht und nachhaltig gestalten."
    Deshalb werde man für eine höhere Tarifbindung in allen Bereichen der Wirtschaft eintreten, denn die Beschäftigen dort würden im Schnitt 20 Prozent mehr verdienen als ohne eine Tarifvertrag. Der wachsende Niedriglohnsektor könne und dürfe jedenfalls keine Antwort auf die Herausforderungen sein. Hoffmann wandte sich auch gegen das digitale Tagelöhnertum der Crowd und Click Worker, oder der Fahrradkuriere und Uber Fahrer aus, die scheinbar selbständig und faktisch doch abhängig beschäftigt sind. Deren Arbeitgeber dürften nicht mehr allein als Plattformbetreiber und Vermittler betrachtet, sondern müssten als Arbeitgeber angesehen werden. Es sind in diesen Zeiten also fast mehr Fragen, als Antworten, mit denen sich die Gewerkschaften konfrontiert sehen und da will sich der DGB als der Ort der notwendigen Debatten und Initiativen sehen, damit ein selbstbestimmtes Leben durch gute Arbeit auch in Zukunft noch möglich sei.