
Am Sonntag erreichten erstmals seit Monaten wieder größere Hilfslieferungen den Gazastreifen, teilweise über den Landweg und teilweise aus der Luft. Auch heute meldete das israelische Militär den Abwurf von Lebensmittel-Ladungen. Die Aktion sei in Zusammenarbeit mit Jordanien und den Vereinigten Arabischen Emiraten erfolgt.
Merz appelliert an Israel
Die Bundesregierung bewertete die Entwicklung positiv. Es gehe in die richtige Richtung, erklärte ein Sprecher in Berlin. Bundeskanzler Merz kündigte nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts an, man wolle gemeinsam mit Jordanien die Menschen im Gazastreifen über eine Luftbrücke versorgen. Dabei stimme man sich eng mit Frankreich und Großbritannien ab. Beide Länder seien ebenfalls bereit, eine solche Luftbrücke für Lebensmittel und für medizinische Güter zur Verfügung zu stellen.
Merz forderte Israel auf, die humanitäre Lage im Gazastreifen zu verbessern. Es dürfe keine weiteren Vertreibungen aus den betroffenen Gebieten geben. Zudem appellierte er an Israel und die militant-islamistische Hamas, sich auf einen umfassenden Waffenstillstand zu einigen.
USA für mehr Verteilzentren
Bei seinem Besuch in Schottland ging auch US-Präsident Trump auf das Geschehen im Gazastreifen ein. Mit Blick auf die humanitäre Lage dort sprach er von "echtem Verhungern". Und er fügte hinzu: "Das kann man nicht vortäuschen, und deshalb werden wir uns noch mehr engagieren." Bei einem Treffen mit dem britischen Premierminister Starmer in Turnberry kündigte Trump die Einrichtung neuer Verteilzentren für Lebensmittel an. Der US-Präsident widersprach damit dem israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu. Dieser hatte zuletzt erklärt, es gebe keine Hungersnot im Gazastreifen.
WFP: Hungersnot-ähnliche Zustände
Das Welternährungsprogramm machte nochmals auf die katastrophale humanitäre Lage im Gazastreifen aufmerksam. Um zu einer Entspannung beizutragen, seien jeden Tag 100 Lastwagen mit Hilfsgütern nötig. Fast 470.000 Menschen lebten unter Bedingungen, die einer Hungersnot ähnelten, teilte das WFP mit. Laut der Gesundheitsbehörde im Gazastreifen sind bisher rund 150 Menschen an Hunger und Unterernährung gestorben, darunter 89 Kinder.
"Ärzte ohne Grenzen": Abwurf von Hilfsgütern ineffektiv
Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" hält den Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft über dem Gazastreifen für ineffektiv. Luftabwürfe umfassten weit weniger als 20 Tonnen Hilfsgüter, die man ohne Komplikationen mit einem einzigen Lkw transportieren könnte, sagte Notfallkoordinator Vataux. Aufgrund von Evakuierungsbefehlen des israelischen Militärs hielten sich viele Menschen zudem in einem kleinen Gebiet auf. Hilfsgüter aus der Luft abzuwerfen, sei für die Wartenden gefährlich. Das Einzige, was die Menschen brauchten, sei die Entscheidung der israelischen Behörden, die Einfuhr dauerhaft über den Landweg zu ermöglichen.
Diese Nachricht wurde am 28.07.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.