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DFB-Krisenkommunikation
"Zu spät und zutiefst ungeschickt"

DFB-Chef Reinhard Grindel forderte im Kicker-Interview eine Stellungnahme von Mesut Özil zu dessen Foto mit mit dem türkischen Ministerpräsidenten Erdogan. "Das kommt alles viel zu spät", sagte Kommunikationsexperte Hasso Mansfeld im Dlf und bezeichnete die aktuelle Krisenkommunikation des DFB als "Katastrophe".

Hasso Mansfeld im Gespräch mit Marina Schweizer |
    DFB-Präsident Reinhard Grindel gibt eine Pressekonferenz.
    Fordert Özil auf, sich zu äußern: DFB-Präsident Reinhard Grindel. (picture alliance/ dpa / Christian Charisius)
    Während der spielfreien Tage bei der Fußball-WM in Russland sorgt der Deutsche Fußballbund (DFB) für Gesprächsstoff: Erst erklärte DFB-Teammanager Oliver Bierhoff in einem Zeitungsinterview mit der "Welt", man habe Fehler gemacht und hätte überlegen müssen, bei der WM sportlich auf Özil zu verzichten. Nachdem Bierhoff nach viel Kritik zurückruderte, folgte nun noch ein Interview mit Reinhard Grindel im Fußball-Magazin "Kicker", in dem der DFB-Chef Mesut Özil zu einer öffentlichen Stellungnahme zu seinem Foto mit dem türkischen Präsidenten Staatspräsidenten aufforderte.
    Hasso Mansfeld, der als Kommunikationsexperte unter anderem Unternehmen berät, bezeichnete diese aktuelle Kommunikation seitens der DFB-Führung im Deutschlandfunk als "Offenbarung und Katastrophe". In der Sendung "Informationen am Mittag" sagte er: "Die Tatsache, dass Spieler der Nationalmannschaft sich für den Wahlkampf eines Despoten hergeben, erfordert von Seiten des DFB auf jeden Fall die Einforderung einer Klarstellung, weil das natürlich den Werten des DFB widerspricht."
    Zu spät und ohne die nötige Selbstreflexion
    Nach Einschätzung von Hasso Mansfeld hätte die DFB-Führung bereits kurz nach Bekanntwerden der Erdogan-Fotos von Ilkay Gündogan und Mesut Özil im Mai 2018 "sofort eine Klarstellung einfordern und sehr viel deutlicher auch die Werte des DFB noch einmal klarstellen müssen." Nun, im Juli 2018, nach einer "völlig verunglückten WM", komme das alles "viel zu spät".
    Zudem fehlt Mansfeld in der Kommunikation des DFB derzeit "die kritische Selbstreflexion: das heißt, die Bereitschaft, darüber nachzudenken, was man denn selber gravierend und grundsätzlich falsch gemacht hat." Er erkenne darin ein Muster, das sich wiederhole: Wenn es um wichtige Fragen gehe, sei der Deutsche Fußballbund "nicht in der Lage, diese zu beantworten", erklärte Mansfeld. Bei der Aufarbeitung der Finanzierung des "Sommermärchens" 2006 sei dies auch schon der Fall gewesen.
    "Der DFB ist von seinen Strukturen her nicht in der Lage, in einer Krise zu kommunizieren", so der Kommunikationsexperte, "deswegen müssen diese Strukturen auf den Prüfstand." Jetzt könne man die Krise "nur noch kitten, indem man auch personelle Konsequenzen zieht: Das heißt, dass Herr Grindel grundsätzlich darüber nachdenkt, was er in der Vergangenheit falsch gemacht hat und ob er den richtigen Mann für den Vorsitz des Deutschen Fußball-Bundes darstellt." Der aktuelle Fall ist nach Einschätzung von Hasso Mansfeld "nicht nur ein Problem der Medienabteilung, sondern der Führung des DFB".
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.