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Steuerermittlungen
Adidas-Deal mit dem DFB wirft Fragen auf

Der DFB hat wieder einmal Besuch vom Bundesamt für Steuern bekommen - und das nur wenige Wochen vor der Wahl des neuen Präsidenten. Im Fokus der Behörden steht ein Millionen-Werbedeal mit dem Sportartikelhersteller Adidas.

Von Thomas Kistner | 10.02.2022
DFB Zentrale in der Otto-Fleck-Schneise in Frankfurt
Auch der neue Präsident in der DFB-Zentrale wird sich wahrscheinlich erstmal darum kümmern müssen, ob der DFB seine Steuern korrekt bezahlt hat. (imago/ Kirchner-Media/ Christopher Neundorf)
Vier Wochen vor der Wahl des neuen Präsidenten wächst die Unruhe im Deutsche Fußball-Bund. Am Montag ist ein Vertreter des Bundesamts für Steuern beim DFB aufgetaucht, ein stattlicher Fragenkatalog wurde debattiert. Speziell die Werbepartnerschaft mit dem Ausrüster Adidas rückt in den Fokus der Behörden – schon im November hatte der Fiskus die Firmenzentrale des Sportartikelherstellers aufgesucht, um Unterlagen für seine DFB-Ermittlungen einzusammeln.

Adidas zahlt Millionenbetrag für DFB-Logo

Im Adidas-Komplex geht es um eine Reihe steuerlicher Themen, das Verfahren wurde Ende 2020 eröffnet. Als neuer, besonderer Gefahrenquell steht jetzt das Geld im Fokus, dass der DFB mit seinem Logo einnimmt. Adidas zahlt pro Jahr circa sechs Millionen Euro an den Verband, um das DFB-Logo nutzen zu dürfen.

DFB zahlte keine Steuern für die Einnahmen

Der DFB verbucht diese Einnahmen im Bereich der Vermögungsverwaltung. Für solche Einnahmen muss der DFB als gemeinnütziger Verein keine Steuern zahlen. Die Frage ist nur, ob sie da hingehören. Schon 2018 hatte der damalige Finanzdirektor Ulrich Bergmoser in einem Report gewarnt, dass dringend zu prüfen sei, ob diese Einnahmen tatsächlich einfach steuerfrei in die Vermögensverwaltung gebucht werden dürfen – oder ob das Geld für das Logo nicht - wie andere Werbe-Einnahmen - in den wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb fallen. Dann müssten sie versteuert werden.

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Auf konkrete Anfragen dazu will sich der DFB nicht direkt äußern, genauso wie zum Besuch der Finanzbehörde am Montag. Nur ganz allgemein teilt der Verband mit, alle Sachverhalte seien intern und extern beraten und den Beteiligten und Behörden offengelegt worden.

Gerücht: Osnabrügge soll in Beraterfunktion weiterarbeiten

Die Spannungen um die steuerliche Situation nehmen zu. Umso delikater erscheinen nun Hinweise über einen möglichen neuen Job für Schatzmeister Stephan Osnabrügge. Osnabrügge hatte im Zuge des Machtkampfes im vergangenen Jahr angekündigt, auf dem Bundestag im März nicht für ein DFB-Amt kandidieren zu wollen. Jetzt gibt es hartnäckige Gerüchte, dass Osnabrügge in einer Beraterfunktion weiterarbeiten soll - etwa bei der neuen DFB GmbH.
Stephan Osnabrügge ist seit April 2016 Schatzmeister des DFB. Auf dem Bundesparteitag im März wird er nicht mehr kandidieren.
Stephan Osnabrügge ist seit April 2016 Schatzmeister des DFB. Auf dem Bundesparteitag im März wird er nicht mehr kandidieren. (imago/Revierfoto)
Dazu antwortet der DFB erst auf wiederholte Nachfrage – und mit einer sehr bizarren Aussage. „Seitens des DFB“ seien keine Verträge oder Gespräche mit Osnabrügge bekannt, heißt es. Das nährt den Verdacht, dass eine so umstrittene Anschlusstätigkeit angedacht sein könnte. Denn für die neugegründete DFB Gmbh spricht der Verband hier offenbar nicht. Und die äußerst gewundene Aussage, dass ein Vertrag mit dem eigenen Schatzmeister derzeit „nicht bekannt“ sei, lässt völlig offen, ob es in Kürze nicht doch einen solchen geben könnte.