Komik entsteht dann, wenn der Mensch in einer lächerlichen und peinlichen Lage handeln muss – das schrieb einst Charlie Chaplin. Aber entsteht dadurch auch Kunst? Das Publikum beurteilt Kunst und Komik für sich genommen erfahrungsgemäß höchst unterschiedlich. Die alten Chaplin-Filme, Dick und Doof, Buster Keaton, Harold Lloyd schaut sich ein breites Publikum seit Generationen gern gemeinsam mit Kindern und Kindeskindern an. Bei Aufführungen von Becketts oder Artauds Theaterstücken verlässt immer noch ein bemerkenswerter Anteil der Zuschauer zur Pause das Theater, weil sie sich weigerten, ihr eigenes Leben für absurd zu halten, wie Wolfgang Hildesheimer einst völlig zutreffend feststellte. Es ist also schon von vornherein eine Aussage, wenn diese Ausstellung im Kunstmuseum Wolfsburg Kunst und Komik demonstrativ vereint. Markus Brüderlin, dem Direktor, dürfte klar sein, dass er sich damit auf eine Gratwanderung begibt.
Mit der Vereinigung von Kunst und Komik ist hier auch keine aggressive Komik gemeint, nichts, was in irgendeiner Form etwa an die burlesken Ausstellungskonzepte eines Harald Szeemann anschlösse, die mit der Enttäuschung traditioneller Publikumserwartungen durchaus auch eine gewisse Situationskomik beinhalten konnten. Hier wird auch kein Museum in einen McGeiz-Schnäppchenmarkt verwandelt, wie vor einigen Jahren Christoph Büchel in Kassel tat. Man wird nicht einmal mit in Dosen verpackter Künstlerscheiße konfrontiert, wie derzeit noch bei der großen Retrospektive von Piero Manzoni in Frankfurt. Hier in Wolfsburg gibt es vorderhand nichts Komisches, wovor sich ein sittlich allzu empfindsamer Besucher fürchten müsste. Markus Brüderlin geht die Angelegenheit zunächst erst einmal kunsthistorisch an: Körperkomik, Kontrollverlust, Kettenreaktionen, absurde Wiederholungen sinnfreier Handlungen – das alles seien doch gleichsam ikonografisch altbekannte Elemente, die man schon aus der Commedia dell’Arte seit dem 16. Jahrhundert und aus dem Vaudeville-Theater kennt.
Die beliebten amerikanischen Slapstick-Artisten wie Chaplin oder Keaton fügen diesem Medium nur die damals neuen Produktions- und Schnitttechniken des Films hinzu, und da sie darüber in die mediale Alltagskultur eingeflossen seien, hätten dann auch die Künstler des 20. Jahrhunderts zunehmend darauf zurückgegriffen. So werden dann in der Ausstellung verschiedene Elemente durchdekliniert: Das klassische Bananenschalen-Requisit, auf dem der traditionelle Komiker planmäßig ausrutscht, ist von Wilfredo Pietro 2006 zu einer kleinen Rauminstallation mit Schmierseife ausgearbeitet worden, die genau auf den historischen Aspekt abzielt: Das vermeintlich unvorhersehbare, komische Unglück ist eigentlich eine sorgfältig komponierte artistische Einlage, die mit einem gewissen konzentrierten Ernst ausgeführt werden muss, um überhaupt ansatzweise lustig zu wirken.
Das berühmte Video mit dem lakonischen Titel "Der Lauf der Dinge" des Künstlerduos Fischli/Weiss, bei der planvoll eine Kettenreaktion unterschiedlichster mechanischer, chemischer und biologischer Prozesse ausgelöst wird, bestätigt diesen Konstruktivismus des Komischen. Natürlich darf ein Bruce Nauman mit seinen frühen Atelier-Videos nicht fehlen, die sich eng an die minimalistische Komik Becketts anschließen. Manchmal werden die Rückgriffe auf das Slapstick-Kino ganz wörtlich genommen, wie bei Gordon Matta-Clark, der sich, an den Uhrzeigern des Clocktower Buildings in New York hängend, die Zähne putzt und damit die berühmte Szene Harold Lloyds aus dem Jahr 1923 zitiert, als der Komiker an den Uhrzeigern eines Wolkenkratzers zappelte.
Ganz sinnfällig freilich wird der Brückenschlag von Kunst und Komik an den hier gezeigten Beispielen dieser Ausstellung noch nicht – weil die modernen Ursprünge umgangen werden, in denen die Kunst mit der Komik selbst zu experimentieren beginnt. Die Ursprünge des dadaistischen und surrealistischen Films und der Kollage und ihre Bezugnahmen auf naturwissenschaftliche, paranormale und psychoanalytische Phänomene, auf das Unterbewusste und Traumartige sind wesentliche Quellen dieser Aneignung – aber die vermisst man in dieser Ausstellung neben den populären Slapstickstreifen ebenso wie die Tradition der Erzkomik von Dalí über Warhol bis zu Mike Kelly und Jonathan Meese.
Mit der Vereinigung von Kunst und Komik ist hier auch keine aggressive Komik gemeint, nichts, was in irgendeiner Form etwa an die burlesken Ausstellungskonzepte eines Harald Szeemann anschlösse, die mit der Enttäuschung traditioneller Publikumserwartungen durchaus auch eine gewisse Situationskomik beinhalten konnten. Hier wird auch kein Museum in einen McGeiz-Schnäppchenmarkt verwandelt, wie vor einigen Jahren Christoph Büchel in Kassel tat. Man wird nicht einmal mit in Dosen verpackter Künstlerscheiße konfrontiert, wie derzeit noch bei der großen Retrospektive von Piero Manzoni in Frankfurt. Hier in Wolfsburg gibt es vorderhand nichts Komisches, wovor sich ein sittlich allzu empfindsamer Besucher fürchten müsste. Markus Brüderlin geht die Angelegenheit zunächst erst einmal kunsthistorisch an: Körperkomik, Kontrollverlust, Kettenreaktionen, absurde Wiederholungen sinnfreier Handlungen – das alles seien doch gleichsam ikonografisch altbekannte Elemente, die man schon aus der Commedia dell’Arte seit dem 16. Jahrhundert und aus dem Vaudeville-Theater kennt.
Die beliebten amerikanischen Slapstick-Artisten wie Chaplin oder Keaton fügen diesem Medium nur die damals neuen Produktions- und Schnitttechniken des Films hinzu, und da sie darüber in die mediale Alltagskultur eingeflossen seien, hätten dann auch die Künstler des 20. Jahrhunderts zunehmend darauf zurückgegriffen. So werden dann in der Ausstellung verschiedene Elemente durchdekliniert: Das klassische Bananenschalen-Requisit, auf dem der traditionelle Komiker planmäßig ausrutscht, ist von Wilfredo Pietro 2006 zu einer kleinen Rauminstallation mit Schmierseife ausgearbeitet worden, die genau auf den historischen Aspekt abzielt: Das vermeintlich unvorhersehbare, komische Unglück ist eigentlich eine sorgfältig komponierte artistische Einlage, die mit einem gewissen konzentrierten Ernst ausgeführt werden muss, um überhaupt ansatzweise lustig zu wirken.
Das berühmte Video mit dem lakonischen Titel "Der Lauf der Dinge" des Künstlerduos Fischli/Weiss, bei der planvoll eine Kettenreaktion unterschiedlichster mechanischer, chemischer und biologischer Prozesse ausgelöst wird, bestätigt diesen Konstruktivismus des Komischen. Natürlich darf ein Bruce Nauman mit seinen frühen Atelier-Videos nicht fehlen, die sich eng an die minimalistische Komik Becketts anschließen. Manchmal werden die Rückgriffe auf das Slapstick-Kino ganz wörtlich genommen, wie bei Gordon Matta-Clark, der sich, an den Uhrzeigern des Clocktower Buildings in New York hängend, die Zähne putzt und damit die berühmte Szene Harold Lloyds aus dem Jahr 1923 zitiert, als der Komiker an den Uhrzeigern eines Wolkenkratzers zappelte.
Ganz sinnfällig freilich wird der Brückenschlag von Kunst und Komik an den hier gezeigten Beispielen dieser Ausstellung noch nicht – weil die modernen Ursprünge umgangen werden, in denen die Kunst mit der Komik selbst zu experimentieren beginnt. Die Ursprünge des dadaistischen und surrealistischen Films und der Kollage und ihre Bezugnahmen auf naturwissenschaftliche, paranormale und psychoanalytische Phänomene, auf das Unterbewusste und Traumartige sind wesentliche Quellen dieser Aneignung – aber die vermisst man in dieser Ausstellung neben den populären Slapstickstreifen ebenso wie die Tradition der Erzkomik von Dalí über Warhol bis zu Mike Kelly und Jonathan Meese.