Dienstag, 16. April 2024

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"Die Geschichte des Islam ist eine einzige Entwürdigung der Frau"

Der Schriftsteller Ralf Giordano hat seine Äußerungen zur Rolle der Frau im Islam bekräftigt. Seine Bezeichnung "menschliche Pinguine" für voll verschleierte muslimische Frauen verletze die Würde der Frauen nicht, sagte Giordano. Die Formulierung habe sich gegen die Menschen gerichtet, die den Frauen diese Kleidung aufzwängten.

Moderation: Elke Durak | 23.05.2007
    Durak: Darf man eine Frau, die den ganzen Körper verhüllt hat, als menschlichen Pinguin bezeichnen und den Anblick derselben als Beschädigung der eigenen Ästhetik beklagen? Man kann es tun, aber sollte man das auch? - Ralph Giordano hat es getan. Der streitbare Schriftsteller lebt in Köln. Er streitet vehement, zurzeit gegen den Bau einer Moschee in der Stadt. Und seine Pinguin-Bemerkung fiel in diesem Zusammenhang. Giordano sieht ganz kritisch die Integration der Muslime in Deutschland als gescheitert und den Bau einer solchen Moschee mitten in Köln als Fremdkörper einer Minderheitsreligion an. Kritiker wiederum haben gewarnt, er spiele Rechtspopulisten wie der Initiative pro Köln in die Hände. Ausgerechnet er, Ralph Giordano. Das kann ihn nicht ungerührt lassen. Er ist am Telefon. Guten Morgen Herr Giordano!

    Giordano: Guten Morgen.

    Durak: Musste das sein mit diesem Pinguin-Vergleich?

    Giordano: Wenn ich das gefragt werde, Frau Kollegin, dann werde ich richtig giftig.

    Durak: Weshalb?

    Giordano: Dann werde richtig böse, was sonst nicht meine Art ist. Aber: die muslimische Empörung oder auch von Deutschen über meine Reaktion auf den Anblick einer gesamtverhüllten Frau als menschlichen Pinguin betrifft doch nicht diese Frau, verdammt noch mal, deren Würde ich verletzt haben soll, wie man sagt, richtet sich doch nicht gegen diese Frau, wiederhole ich. Was soll diese Verfälschung und die falsche Stoßrichtung?

    Selbstverständlich richtet sich diese Wortbildung, dieser Ausdruck gegen die, die diese Frau in einen menschlichen Pinguin verwandelt haben, indem sie sie von Kopf bis Fuß unter schwarzem Tuch begraben. Das sage ich dazu. Da gab es gar keine Missverständnisse. Ich verwahre mich also gegen die böswillige Auslegung meines Wortes vom menschlichen Pinguin mit der Anklage, ich hätte die Würde der Frau verletzt.

    Und ich sage noch was, und ich mache mir damit keine Freunde. Nirgendwo wird die Würde der Frau so verletzt wie in der islamischen Gesellschaft. Die Geschichte des Islam ist eine einzige Entwürdigung der Frau und das bis zur Stunde. Und ich will das sagen dürfen, auch wenn es radikalen Muslimen nicht gefällt.

    Durak: Das dürfen Sie sagen. Wir leben in Deutschland. Deshalb können wir auch weiter öffentlich darüber sprechen. Haben Sie denn mit Frauen schon darüber gesprochen, die so verhüllt sind?

    Giordano: Ich habe mit vielen Musliminnen und Muslimen gesprochen. Ich bin ja nicht von gestern. Wo ich mich da hineingewagt habe, das ist ja etwas, wovon man auch Kenntnis haben muss. Ich habe vor allen Dingen mit Türkinnen gesprochen, die wissen was es bedeutet hat und bedeutet, Frau in der islamischen Gesellschaft zu sein, auch hier in Deutschland, nicht nur in islamischen Originalländern. Ich will hier keine Namen nennen, um denen kein Ungemach zu bereiten, aber es sind Türkinnen selbst, die keinen Zweifel daran gelassen haben, was es bedeutet, Frau in der islamischen Gesellschaft zu sein.

    Durak: Sollte die Burka, die Ganzverhüllung, oder auch der Schleier - das gehört ja auch dazu -, das Kopftuch, sollte dies alles hier in Deutschland verboten werden, um den ästhetischen Anblick nicht zu stören?

    Giordano: Das ist auch solch eine Fangfrage. Wer Verbote fordert, ist gleich von Vornherein im Unrecht. Ich sage dazu nur eines: Ich will auf deutschen Straßen keine Burka-Trägerinnen und Shado-Verhüllten sehen.

    Durak: Weshalb nicht?

    Giordano: Ebenso wenig wie ich will, dass der Muezin-Ruf von Minaretten ertönt.

    Durak: Weshalb nicht?

    Giordano: Weil es meine Ästhetik stört. Ich erinnere mich an ein Erlebnis, das ich hatte vor ungefähr drei Wochen. Morgens beim Frühstück im Hotel kommt da eine Frau rein, die von oben bis unten verhüllt ist. Frau Kollegin ich sage Ihnen, es hat mich erschreckt und hat mich verletzt, was ich da gesehen habe. Das ist ein Anblick, der mich stört. Ich rede hier nicht von Verboten; ich will das nur sagen dürfen.

    Durak: Das dürfen Sie doch, Herr Giordano. Niemand hindert Sie daran, dies zu tun. Im Gegenteil: Sie können weiter darüber sprechen. Das ist doch nicht das Problem. Ist es tatsächlich ein ästhetisches Problem?

    Giordano: Es ist ein ästhetisches Problem. Ich denke es ist ein soziales Problem. Es ist ein politisches Problem. Natürlich! Diese ganze Verhüllungsphilosophie im Islam ist etwas, was mich stört. Und wenn Sie sagen ich kann es sagen? Ja, ich kann es sagen, Gott sei Dank richtig, weil wir hier in einer Gesellschaft leben, einer demokratischen Republik, einem demokratischen Verfassungsstaat, wo das möglich ist. Aber fragen Sie mich nicht, welche Reaktionen es darauf gibt.

    Durak: Herr Giordano, Worte sind anfechtbar, können missbraucht werden, vor allem von anderen. Sie, vor allem Sie wissen doch, dass Rechtspopulisten dankbarst zugreifen, wenn jemand sie auch nur vermeintlich unterstützt oder seine Worte entsprechend auslegbar sind. Haben nicht Intellektuelle in Deutschland Kraft ihres Verstandes eine gewisse Verantwortung dafür, einem Missbrauch ihrer Äußerungen vorzubeugen?

    Giordano: Frau Kollegen, auch auf diese Frage hin werde ich richtig giftig, richtig bösartig, denn als ich das gesagt habe, als ich diesen Vorstoß gemacht hatte gegen den Bau einer zentralen Moschee, da hat es sofort Leute gegeben, die gesagt haben, damit stellst du dich auf die Seite der Rechten. Und das ist dann ja auch geschehen. Das heißt die lokale Variante des zeitgenössischen Nationalsozialismus, die Initiative pro Köln, hat dann gleich getönt, Giordano auf pro-Köln-Kurs. Ich habe dazu gesagt, meine Motive sind völlig anders, was die Ablehnung der Moschee anbetrifft, und habe dazugesetzt, ich gehöre nicht an die Seite dieser lokalen Variante des Nationalsozialismus. Die würden, wenn sie könnten wie sie wollten, mich in eine Gaskammer stecken. Daraufhin - ich weiß nicht, ob Sie das wissen, Frau Kollegin - habe ich eine Strafanzeige von pro Köln am Hals und das ist eine schallende Ohrfeige für diejenigen, die meinen, mit meinem Vorstoß gegen den Bau der Moschee hätte ich mich auf die Seite dieser Leute gestellt. Wer das sagt und einen Überlebenden des Holocaust auf diese Weise beschuldigt, der richtet sich selbst.

    Durak: Was haben Sie gegen Muslime in Deutschland?

    Giordano: Ich habe überhaupt nichts gegen Muslime in Deutschland. Was heißt denn das? Das ist doch wieder so eine pauschale Aussage. Ich habe etwas dagegen, dass hier in Deutschland Symbole stehen, die ein falsches Signal sind. Diese zentrale Großmoschee in Köln ist ein falsches Signal. Sie täuscht eine gelungene Integration vor, die nicht da ist. Nach 25 Jahren können wir sagen, nach 30 Jahren können wir sagen, die Integration ist gescheitert. Selbstverständlich muss ein so großer Teil, drei oder vier Millionen Menschen, integriert werden, wenn es friedlich ausgehen soll. Es gibt keine friedliche Alternative für die Integration. Das sage ich. Das ist meine Grundhaltung.

    Ich will daran mitarbeiten. Aber das geht nicht, indem man beschönigt. Das geht nicht, indem man Probleme oder Gefühle, Empfindungen, von denen ein großer Teil der Bevölkerung betroffen ist, einfach negiert. Die Reaktionen, die ich bekommen habe auf meinen Vorstoß, lassen überhaupt nicht den geringsten Zweifel daran, dass die Mehrheit diesen Bau ablehnt. Und die Politiker haben so getan, als wenn das gar keine Bedeutung hat. Wieso haben sie nicht gefragt? Ich denke sie haben sie nicht gefragt, weil sie die Antwort wussten, nämlich dass die Bevölkerung damit nicht einverstanden ist, und nicht aus rassistischen und neonazistischen, rechtsextremistischen Gründen. Die Leute, die mich erreichen: Sie müssen mal die Empörung hören, wenn sie sich darüber erregen, dass sie in diese rechte Ecke gestellt werden. Und das schrecklichste bei der ganzen Sache ist: Sie sind der Meinung, der Bau ist falsch, wagen es aber nicht zu sagen, weil sie eben fürchten, entweder in diese rechte Ecke gestellt zu werden oder bedroht zu werden.

    Durak: Die Meinung des Schriftstellers Ralph Giordano heute Morgen hier im Deutschlandfunk. Danke schön, Herr Giordano, für das Gespräch.