Ein lauer, früher Sommerabend im Parc du Mont Royal kurz vor Semesterbeginn. Viele Studierende, die in der Hauptstadt von Quebec jobben, verbringen hier im Grünen ihren Feierabend. Das ist diesen Sommer so. Im letzten konnte davon keine Rede sein.
"Man musste einschlafen zum Lärm von Polizeisirenen und von Hubschraubern, die über einem kreisten. Das ging monatelang so."
Erinnert sich Clara Hemberg. Sie studiert Literaturwissenschaft an der Universite du Quebec à Montréal. An dem sechsmonatigen Universitätsboykott hatte auch sie sich mit vollem Einsatz beteiligt: Demonstrationen jeden Abend, Topfschlagen bis spät in die Nacht, gegen Tränengas, Festnahmen und Polizeiknüppel. "Maple Spring" wurde der kanadische Frühling nach dem Wahrzeichen des Landes, dem Ahornblatt, genannt, auf Französisch "Le Printemps Érable". Auslöser war die Ankündigung der Quebecer Regierung, die Studiengebühren anzuheben, um 75 Prozent innerhalb von fünf Jahren. Immerhin: Die Wucht der Proteste, an denen sich schließlich auch große Gewerkschaften beteiligt hatten, erzwang Neuwahlen. Die Liberale Partei dankte ab und musste der Parti Québécois weichen. Aber die Erhöhung der Studiengebühren, gegen die sich Hunderttausende wehrten, schaffte die neue Regierung nicht ab. Clara Hemberg wägt ab.
"Ein paar Siege konnten wir erringen. Es gibt zum Beispiel mehr Zuschüsse für Lebensmittel und mehr Wohngeld für Studierende."
"Man musste einschlafen zum Lärm von Polizeisirenen und von Hubschraubern, die über einem kreisten. Das ging monatelang so."
Erinnert sich Clara Hemberg. Sie studiert Literaturwissenschaft an der Universite du Quebec à Montréal. An dem sechsmonatigen Universitätsboykott hatte auch sie sich mit vollem Einsatz beteiligt: Demonstrationen jeden Abend, Topfschlagen bis spät in die Nacht, gegen Tränengas, Festnahmen und Polizeiknüppel. "Maple Spring" wurde der kanadische Frühling nach dem Wahrzeichen des Landes, dem Ahornblatt, genannt, auf Französisch "Le Printemps Érable". Auslöser war die Ankündigung der Quebecer Regierung, die Studiengebühren anzuheben, um 75 Prozent innerhalb von fünf Jahren. Immerhin: Die Wucht der Proteste, an denen sich schließlich auch große Gewerkschaften beteiligt hatten, erzwang Neuwahlen. Die Liberale Partei dankte ab und musste der Parti Québécois weichen. Aber die Erhöhung der Studiengebühren, gegen die sich Hunderttausende wehrten, schaffte die neue Regierung nicht ab. Clara Hemberg wägt ab.
"Ein paar Siege konnten wir erringen. Es gibt zum Beispiel mehr Zuschüsse für Lebensmittel und mehr Wohngeld für Studierende."
Keine Gebührenerhöhung um 75 Prozent
Was vor allem den weniger gut Bemittelten zugute kommt. Für sie wird es außerdem leichter, ein Stipendium zu erhalten. Denn die familiäre Einkommensgrenze dafür wurde auf 45.000 kanadische Dollars erhöht. Das sind 32.000 Euro. Trotzdem: Das Recht auf freie Hochschulbildung bleibt Studierenden in Quebec versagt.
"Die Gebührenerhöhung um 75 Prozent findet nicht statt. Das war ein großer Sieg. Aber das Endergebnis war nicht das, was wir geplant hatten."
Denn nach den Protesten einigten sich Vertreter der neuen Regierung, der Universitäten und der größten Studentenvereinigung auf einen Kompromiss: Die Studiengebühren steigen mit der Inflationsrate. Etwas anderes sei in den Verhandlungen nicht herauszuholen gewesen, sagt Martine Desjardins, die damalige Vorsitzende der University Student Federation of Quebec mit gut 130.000 Mitgliedern, aber die positiven Ergebnisse würden überwiegen.
"Natürlich ist es traurig, dass die Inflationsrate die Höhe der Studiengebühren bestimmt. Aber wir haben viel erreicht für die Studenten, zum Beispiel ein Zuschusspaket von 750 Millionen Dollar. Das ist viel Geld. "
Mehr als eine halbe Milliarde Euro. Dagegen ist das Ergebnis des kanadischen Frühlings aus der Sicht der linken Studierendenorganisation ASSÉ, die 75.000 Mitglieder hat, rundum negativ. Ihr Vorsitzender Jeremie Bédard-Wien boykottierte die Verhandlungen mit der Regierung.
ASSÉ hätte gerne weitergestreikt, zusammen mit den Gewerkschaften, um Reformen im gesamten Bildungs- und Sozialsystem durchzusetzen. Aber nach sechs Monaten ging der Bewegung die Luft aus. Immerhin: Dass die Studiengebühren in Quebec auch weiterhin die niedrigsten in ganz Nordamerika bleiben - dieses Verdienst kann sie sich anheften.
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