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Die vergessene "Force Noire"
Frankreichs Kolonialsoldaten im Ersten Weltkrieg

Ihre Namen stehen nur auf wenigen Denkmälern, und im offiziellen Erinnerungskalender spielen die Kolonialsoldaten 100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg in Frankreich nur eine untergeordnete Rolle. Dabei haben Soldaten aus Afrika und Fernost auf den europäischen Schlachtfeldern einen hohen Blutzoll entrichtet.

Von Andreas Noll | 12.09.2015
    Der französische General Charles Mangin (1866-1925) im Jahre 1916 (geschätzt).
    Der französische General Charles Mangin (1866-1925) im Jahre 1916 (geschätzt). (imago / Leemage)
    Weil Frankreich an einem eklatanten männlichen Geburtenmangel litt, entwickelte der französische General Charles Mangin 1910 das Konzept der Force Noire, das den Einsatz der Kolonialtruppen auch auf den europäischen Schlachtfeldern vorsah. Rund 500.000 Männer aus den Kolonien mobilisierte Paris im Verlauf des Krieges - viele von ihnen wurden zwangsrekrutiert. Vor allem einfache Soldaten kämpften in den verschlammten Schützengräben in Nord- und Ostfrankreich gegen die Deutschen, die ihre schwarzen Gegner nicht selten als "blutrünstige Bestien" verunglimpften.
    Wir besuchen die wenigen Orte, die noch heute an diesen Teil der französischen Geschichte erinnern. Als Zeichen des Dankes finanzierte der Staat nach dem Krieg den Bau einiger Moscheen. Auch das Militär beruft sich 
bis heute auf die Tradition der "Tirailleurs sénégalais", obwohl deren letzte Einheit 1964 aufgelöst wurde. Auf ziviler Seite erinnert die Association Mémoire du Tirailleur Sénégalais in Nizza an die Geschichte der Kolonialsoldaten. Der Brückenschlag in die Gegenwart gelingt dem jungen Verein durch die Unterstützung von Bildungsprojekten in den ehemaligen Kolonien.