"In Wirklichkeit hat eine Nachrüstung ja viel größere Effekte, für die Reinhaltung der Luft, als temporäre Einfahrtsverbote in eine Stadt", so Kretschmann.
Kretschmann zeigte sich überzeugt davon, dass es technisch machbar ist, ältere Dieselfahrzeuge umzurüsten. Ab dem kommenden Jahr sollte das Fahrverbot für Euro 5 vor allem auf Hauptzufahrtsstraßen in Richtung Stadtzentrum an sogenannten Feinstaubalarmtagen gelten. Dadurch wäre eine Fahrverbotszone entstanden, für die die Bundesregierung zuständig ist, hieß es aus dem Landesverkehrsministerium.
Den Vorwurf, die Landesregierung würde mit der Absage des Fahrverbots eine Kehrwende vollziehen, wies Kretschmann heute energisch zurück:
"Schon am 8. April habe ich gesagt, Fahrverbote sind nicht in Stein gemeißelt, wenn es zu Nachrüstungen kommt. Am 8. April. Und es ist klar, Ziel ist saubere Luft und Fahrverbote, Nachrüstung oder was auch immer sind Mittel zum Zweck."
Deutsche Umwelthilfe: Druck der Industrie gegen Fahrvebote hoch
Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, sagte im Deutschlandfunk, der Druck der Automobilindustrie auf die Politik in Deutschland sei so massiv ist, dass selbst ein grüner Ministerpräsident nicht zum ersten Mal einknicke:
"Deswegen sagen wir, wir brauchen jetzt klare Fahrverbote für die Diesel, die die Euro-6-Grenzwerte nicht einhalten. Das wird dann tatsächlich dazu führen, dass die Industrie sehr schnell die Exportqualität, die sie ja für die USA im Moment baut, auch in Europa verkauft. Dann kriegen wir saubere neue Diesel. Und wir hoffen, dass dann auch eine Nachrüstung beginnt, die ehrlich ist. Mit Software können Sie eine kaputte Abgasanlage nicht sauber kriegen."
Am morgigen Mittwoch wird vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart eine Klage der Deutschen Umwelthilfe gegen den neuen Luftreinhalteplan für Stuttgart verhandelt. Nach Angaben von Resch liege ihm mittlerweile ein überarbeiteter Schriftsatz vor. Strittig ist indes, wie Umrüstung von Fahrzeugen älteren Diesel-Typs gelingen kann. Motorexperte Thomas Koch vom Karlsruher Institut für Technologie hält ein Software-Update bei betroffenen Fahrzeugen für möglich. Nachrüstungen in Form von Katalysatoren etwa seien eher schwierig, sagte Koch im Deutschlandfunk:
"Das bedeutet, man schaut, ob man innerhalb dieses vieldimensionalen Optimierungsprozesses, den man hat am Motor, die Stickoxide etwas höher gewichtet, um ein kleines bisschen bei anderen Themen wie Verbrauch, Partikelfilter-Regeneration und Fahrbarkeit ein kleines bisschen nachzugeben."
Daimler: Zukunftsplan für Diesel-Antriebe verbschiedet
Wie die Daimler AG mitteilte, hat der Vorstand heute einen umfassenden Zukunftsplan für seine Diesel-Antriebe verabschiedet. Die öffentliche Debatte um den Diesel sorge für Verunsicherung bei den Kunden, heißt es in einer Pressemitteilung. Man habe sich für weitere Maßnahmen entschieden, um den Dieselfahrern wieder Sicherheit zu geben, und um das Vertrauen in die Antriebstechnologie zu stärken.
Bereits seit März bietet Mercedes-Benz seinen Kunden bei Fahrzeugen der Kompaktklasse eine Verbesserung des Emissionsverhaltens für bestimmte Motorvariante an. Um auch das Emissionsverhalten weiterer Baureihen wirkungsvoll zu verbessern, hat das Unternehmen jetzt die Ausweitung der Servicemaßnahmen auf über drei Millionen Mercedes-Benz-Fahrzeuge beschlossen. Für die Kunden entstehen durch die Servicemaßnahmen keine Kosten.