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Digitale Abonnements und Konzernumbau

Der Axel Springer Verlag ist ein Konzern im Umbruch. Nach dem Verkauf mehrerer Zeitungen und Zeitschriften setzt das Unternehmen auf Digitalisierung. Denn hier, so die Verlagsansicht, lässt sich künftig das meiste Geld im Medienbereich verdienen.

Von Philip Banse |
    Auf seinem teuren und steinigen Weg zu einem digitalen Medienhaus, konnte der Axel Springer Verlag jetzt einen Erfolg vermelden: Auf "Welt.de" sind seit Anfang des Jahres nur noch 20 Artikel pro Monat kostenfrei, danach liest online nur weiter, wer ein Digital-Abo abschließt. Auch bei "Bild.de" müssen Nutzer für bestimmte Inhalte seit Kurzem zahlen - Ergebnisse wollte Springer-Chef Mathias Döpfner noch nicht verraten. Zwischenbilanz nach sechs Monaten Bezahlmodell bei "Welt.de": 47.000 zahlende Abonnenten.

    "Unsere wichtigste Erkenntnis ist dabei, dass Journalismus den Nutzern auch in der digitalen Welt etwas wert ist. Sie sind bereit für journalistische Angebote, zu bezahlen. Das ist eine sehr wichtige, sehr ermutigende Erkenntnis."

    Fast die Hälfte seines Gewinns macht Springer inzwischen mit Online-Geschäften. Die Gewinne aus dem Netz steigen so stark, dass sie den Erlöseinbruch bei Zeitungen und Zeitschriften - minus zwölf Prozent - ausgleichen. Der Konzernumsatz blieb daher im ersten Halbjahr konstant bei gut 1,6 Milliarden Euro; Springer machte allerdings etwas weniger Gewinn als im Vorjahreszeitraum: Die Digitalisierung des Verlags, die Einführung von Bezahlmodellen sowie der Umbau der Print-Produkte kosteten einfach viel Geld, sagt Döpfner:

    "Das sind sehr gute Ergebnisse angesichts der Tatsache, dass sich auch im zweiten Halbjahr bemerkbar machen werden."

    Mit der knappen Milliarde aus dem Verkauf von "Hamburger Abendblatt", "Hörzu" und Co. will Springer das Onlinegeschäft weiter ausbauen. Journalistische Angebote wie "Bild.de" und "Welt.de" spielen dabei jedoch wohl nur eine Nebenrolle. Springers Netzgeschäfte bestehen zu großen Teilen aus Immobilien-Anzeigen, Werbe-Netzwerken und Partnerbörsen. Der Chefredakteur der "Süddeutschen Zeitung" bezeichnet den Springer Verlag daher als "digitale Gemischtwarenbude". Springer-Chef Döpfner entgegnet, Springer werde in "Bild.de" und "Welt.de" investieren und Bezahlmodelle ausbauen. Guter Journalismus sei nicht ans Medium Papier gebunden. Durch den Verkauf der meisten Zeitschriften und Zeitungen, könne er Springer fit machen fürs digitale Zeitalter:

    "Ich bin mir sehr sicher, dass wir durch diesen Schritt mehr zur Zukunftssicherung des Journalismus beigetragen haben, als diejenigen, die in diesen Tagen das Ende des Verlegertums beklagen."

    Springer-Chef Döpfner sieht sich durch die jüngsten, spektakulären Verkäufe von US-Zeitungen bestätigt: Die "Washington Post", eine der renommiertesten Zeitungen der USA, wurde an Amazon-Chef Jeff Bezos verkauft - auch jemand, der Journalismus auf Papier für ein Auslaufmodell hält - wie Mathias Döpfner:

    "Natürlich bestätigt uns das auch wirtschaftlich. Ich muss allerdings sagen: 188 Millionen Euro - dafür hätte ich die "Washington Post" auch gern genommen."