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Dinosaurier
Riesenwuchs unter Giganten

In Argentinien haben Wissenschaftler den Fund des größten Dinosaurierskeletts präsentiert, das je entdeckt wurde. Der Koloss aus der Kreidezeit war 40 Meter lang und brachte 80 Tonnen auf die Waage. Ein Bauer fand die Knochen 2011 auf seinem Feld, wie Wissenschaftsjournalist Michael Stang berichtet.

Michael Stang im Gespräch mit Ralf Krauter |
    Der Direktor des Museo Egidio Feruglio, Rubén Cúneo, in Trelew (Argentinien) neben einem Knochen des bislang größten entdeckten Dinosauriers
    Der Direktor des Museo Egidio Feruglio, Rubén Cúneo, in Trelew (Argentinien) neben einem Knochen des bislang größten entdeckten Dinosauriers (picture alliance / dpa/ Museo Egidio Feruglio)
    Ralf Krauter: Was für ein Tier haben die Paläontologen da ausgegraben?
    Michael Stang: Bei dem Fund handelt es sich um die Überreste eines Sauropoden, also eines sogenannten Echsenbeckendinosauriers, der zu den riesigen Pflanzenfressern gehörte, die kennzeichnend einen langen Hals und einen massigen Körper haben. Ebenso einen langen Schwanz.
    Die Fundstätte liegt etwa 1.300 Kilometer südlich der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Nach der Entdeckung durch den Bauern 2011 haben spanische und argentinische Experten die ersten Knochen aus den 90 Millionen Jahre alten Schichten freigelegt – mittlerweile sind es mehr als 200.
    Wie die Forscher mitteilten, handelt es sich bei den Skelettfragmenten um die versteinerten Reste von zehn Wirbeln vom Rumpf und 40 weiteren vom Schwanz, zudem Teile des Halses und vollständige Beine. Dennoch zählt dieses Skelett zu dem weltweit vollständigsten Fund dieser Riesen – es war übrigens auch nicht der einzige Fund, sondern vermutlich fanden handelt es ich um acht Tiere.
    Krauter: Wissen die Forscher schon, ob es sich um eine bislang unbekannte Art handelt?
    Stang: Nein, dazu gibt es noch keine Hinweise. Einen Namen gibt es erst, wenn die neue Art wissenschaftlich in einem Fachmagazin beschrieben ist. Die Informationen sind auch noch recht dürftig - Wissenschaftler und Journalisten kennen nur vage Details des Fundes, wo man sich bestimmte anatomische Details mal anschauen könnte, die dann eine Zuordnung im Stammbaum der Saurier ermögliche. Auch die bisherige Rekonstruktion des Tiere ist wirklich nur sehr grob. Erst wenn die Funde alle bearbeitet, beschrieben und präpariert sind, kann diese Art in Form und Statur rekonstruiert werden. Dann soll es – so die Forscher – auch ein schlüssiges Bild ergeben. Vielleicht helfen da auch weitere Knochen: Von der Ausgrabungsstelle sind demnach erst 20 Prozent der Fläche ausgegraben, da könnten also weitere Fossilen zutage treten. Bisher ist mehr oder weniger nur diese unglaubliche Größe von 40 Metern bekannt – vier Meter mehr als der bisherige Rekordhalter Argentinosaurus.
    Krauter: Woher weiß man, wie groß die waren?
    Stang: Durch Körperhöhenrekonstruktion durch Langknochen. Die Tiergruppe ist sehr gut bekannt. Auf den Zentimeter genau ist das schwierig, aber auf plus/minus zehn Zentimeter ist eine solche Rekonstruktion gut möglich, weil man die Anzahl der Wirbel kennt. Da folgt die Anatomie doch strikten Regeln.
    Krauter: Hat denn dieser Dinosaurier die maximale Körpergröße erreicht oder kann es – zumindest theoretisch - noch größere Tiere gegeben haben?
    Stang: Das dürfte schon im Prinzip das Limit sein. Es gibt ja natürliche Grenzen, die den Riesenwuchs einschränken: Der Körper der Tiere muss mit Blut versorgt werden. Ein riesiges Herz muss also auch Blut in den Kopf pumpen können, der 20 Meter über den Boden ragte. Ein stabiles Skelett muss diese Masse von mehr als 80 Tonnen tragen können. Und solch ein Körper braucht einfach viel Energie und diese können sich die riesigen Vegetarier nur durch permanentes Fressen zuführen.
    Krauter: Elefanten fressen auch den ganzen Tag.
    Stang: Ja, und das Futter muss ja auch erstmal wachsen, das heißt, die Tiere waren vermutlich notgedrungen sehr mobil, denn – wie in diesem Fall – eine Gruppe von mehreren dieser Tiere braucht schon gewaltige Mengen Futter. Zusammengefasst: Natürlich kann es noch größere Dinosaurier gegeben haben, die diesen neuen Funde noch einmal um weitere ein oder zwei Meter überragten. Aber flexibel war keiner von diesen Vertretern – weder in der Bewegung noch in der Reproduktion.