Donnerstag, 25. April 2024

DLF-Sportkonferenz
Zwei Ruderer im Kampf der Systeme

Der sportliche Konkurrenzkampf zwischen der ehemaligen DDR und der Bundesrepublik war auch im Rudern allgegenwärtig - und kulminierte unter anderem bei den Olympischen Spielen 1988. Thomas Lange und Peter-Michael Kolbe, zwei Protagonisten von damals, erzählen.

Von Jonas Reese, Sportredaktion | 01.10.2014
    Thomas Lange hebt nach dem Olympia-Finale 1988 triumphierend den Arm, Peter Michael Kolbe lässt den Kopf hängen.
    Thomas Lange hebt nach dem Olympia-Finale 1988 triumphierend den Arm, Peter Michael Kolbe ist geschlagen. (picture-alliance / dpa / Wolfgang Kluge)
    24. September 1988, Olympiafinale auf der Regattastrecke in Seoul. Thomas Lange gewinnt Gold für die Deutsche Demokratische Republik, vor Peter-Michael Kolbe aus der BRD.
    Der Kampf der Systeme im Boot. Eindeutiger Sieger der Staatssport aus dem sozialistischen Teil des Landes. Auch ein Prestigeerfolg sagt der ostdeutsche Gewinner Thomas Lange: "Ich habe mich schon als Vertreter des deutschen Staates der DDR gesehen. Es war so: 1980 hab ich zum ersten Mal an Junioren-Weltmeisterschaften teilgenommen. Da bekamen wir dann Trainingsanzüge, auf denen das Emblem der DDR war. Das hat mich schon mit Stolz erfüllt."
    Nationalstolz - für den unterlegenen Peter-Michael Kolbe eher ein untergeordnetes Motiv: "Ich habe zu Anfang meiner Ruderlaufbahn die Idee gehabt, den schnellstens Einer der Welt zu fahren und wo die Gegner herkamen, war untergeordnet."
    Verschiedene Werdegänge
    So unterschiedlich wie die mentale Ausgangslage, so verschieden war auch der Werdegang der beiden Weltmeister.Thomas Lange wollte ursprünglich eigentlich schwimmen, wurde dann aber ausgemustert. Er hatte nicht die richtigen Erfolgsaussichten.
    Die früheren Ruderer Peter-Michael Kolbe (l.), Thomas Lange
    Die früheren Ruderer Peter-Michael Kolbe (l.), Thomas Lange (DLF / Jessica Sturmberg)
    "Wir sind schon viel geschwommen. Aber um ins Trainingszentrum zu kommen, da hatte ich nach Meinung der Schwimmtrainer nicht die richtigen körperbaulichen Maße. Aber nur den ganzen Tag zu Hause zu sein, ist sicher auch nicht das Richtige und so hatte mein Vater dann die Idee."
    Rudern neben der Lehre
    Anders klingt das bei Peter-Michael Kolbe. Neben der Lehre zum Fernmeldemonteur rudert er und merkt, dass er meistens schneller ist als viele Andere ist:
    "Und dann bin ich zu einem Trainer gegangen, von dem ich wusste der steht hier schon seit 20 Jahren am Ufer und habe mir von dem das Rudern erklären lassen. Und das hat ganz gut funktioniert und dann habe ich zwei Monate später in Luzern gewonnen."
    Die Olympischen Sommerspiele in Seoul sind auch ein vorläufiger Höhepunkt der modernen Doping-Geschichte des Sports. Die unterschiedliche Ausrichtung beider Systeme: Ost und West, sie wird auch an den beiden Ruderern deutlich.
    Eine weiße Weste gab es auch in der BRD nicht
    Der Hallenser Thomas Lange: "Ich war damals auch ein bisschen jünger als heute, mit ein bisschen Abstand sieht man das auch etwas anders. Ich habe das nie als so perfide empfunden und konnte es wahrscheinlich auch nicht in der Unkenntnis vieler Sachen. Aber als perfide habe ich das nicht empfinden können."
    Doch eine weiße Weste gab es auch in der BRD nicht - sagt der damalige Generalsekretär des Nationalen Olympischen Komitees Westdeutschlands Walther Tröger: "Dass bei uns aber gedopt wurde, auch in kleinen Gruppen allerdings, aber nicht flächendeckend, nicht per ordre de mufti, nicht von oben herunter, damit musste man rechnen."
    Walther Tröger, früherer Vorsitzender des dt. #NOK, zum Doping in der #BRD: https://t.co/so43d1eXJN #DLFspoko @DOSB pic.twitter.com/NBw9ulk4Ae— Sport (@DLF_Sport) 1. Oktober 2014