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Ebolafieber in Westafrika
Epidemie außer Kontrolle

Eine Ebola-Epidemie hat in Westafrika beispiellose Ausmaße angenommen. Darauf haben Ärzte im Rahmen eines Kongresses für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin hingewiesen. Was sich in den letzten zwei Wochen in Guinea, Liberia und Sierra Leone abspielte, übertreffe alle Befürchtungen, sagen die Mediziner.

Von Mirko Smiljanic |
    Frauen in Liberia sitzen auf Plastikstühlen und lesen Informationsblätter über den Schutz vor dem Ebola-Virus
    Ebola-Virus in Liberia: UNICEF informiert auf Informationsblättern über Möglichkeiten, sich vor der Epidemie zu schützen. (picture alliance / dpa/ Ahmed Jallanzo)
    Das Ebolafieber ist eine in den meisten Fällen tödlich verlaufende Infektionskrankheit. Der winzige Erreger zählt zu den größten RNA-Viren – sein Erbmaterial besteht aus Ribonukleinsäure – er kann sich in fast allen Zellen eines Wirtes vermehren und er löst binnen kürzester Zeit eine breite Palette schwerer Symptome aus.
    "In der Regel bekommen sie hohes Fieber, die Patienten fühlen sich sehr matt, sehr abgeschlagen, können Durchfall entwickeln, und etwas typisches ist das sogenannte hämorrhagische Fieber, das heißt, das Gerinnungssystem bricht zusammen, man blutet diffus in die Haut und in die Schleimhäute ein, das ist dann auch die am schnellsten tödliche Form der Erkrankung",
    sagt Bernd Salzberger, Professor für Infektiologie am Universitätsklinikum Regensburg. Das Virus kommt in den tropischen Regenwäldern Zentralafrikas und Südostasiens vor und wurde wissenschaftlich erstmals 1976 beschrieben. Damals erkrankten mehr als 300 Menschen entlang des kongolesischen Flusses Ebola, der dann auch zum Namensgeber dieser extrem ansteckenden Krankheit wurde.
    "Sie kann von Mensch zu Mensch übertragen werden über Körperflüssigkeiten, was wir aber nicht genau wissen, ist die Initialzündung. Man kann sich sicher an Affen anstecken, wir wissen aber nicht, wo der Herd der Infektion ist, wo sich diese Viren aufhalten. Die beste Vermutung ist, dass es in Fledermäusen ist, von dort auf andere Tierarten übertragen werden kann und dann auf Menschen übertragen werden kann."
    Über 60 Krankheitsherde gefunden
    Immer wieder registrierte die Weltgesundheitsorganisation WHO im Westen Afrikas Ebolafälle, was sich in den letzten zwei Wochen im Dreiländereck Guinea, Liberia und Sierra Leone anspielte, übertrifft aber alle Befürchtungen. Die Epidemie sei außer Kontrolle geraten, sagen Mitarbeiter der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen", man habe bisher über 60 Krankheitsherde gefunden, mehr als 400 Menschen seien gestorben.
    "Dass der Ausbruch so stark ist, hängt vermutlich mit den intensiven Reisen der Menschen dort zusammen. Das sind drei Länder, die sicherlich auch durch Stammesbindungen verknüpft sind, die Menschen dort reisen von den dörflichen Regionen in die Städte, die Menschen reisen auch über die Grenzen hinweg und die Reisen finden auch dann statt, wenn eine Infektion stattgefunden hat, wenn die Symptome nicht vorhanden sind, die Menschen werden dann am Ziel der Reise krank."
    ... und stecken dort Freunde und Familienangehörige mit dem Ebolavirus an. Unterstützt wird der aktuelle Ausbruch durch weitere Faktoren: Verbreitet sei das Verzehren von möglicherweise infiziertem Wildfleisch, berichten Mediziner vor Ort, die Hygienestandards seien unzureichend, immer wieder beobachten sie zudem,...
    "...dass sich die Menschen bei den Beerdigungsriten, also beim Einpacken der Leiche, angesteckt haben, das ist durchaus schon bekannt, dass man sich an einen Verstorbenen anstecken kann."
    Vor dem Berühren Verstorbener wird gewarnt
    Die Sterberate beim aktuellen Ebola-Ausbruch liegt bei 70 Prozent, wegen fehlender Klinikbetten und mangelnder Medikamente werde sich daran auch kurzfristig nichts ändern. Einzige Chance, die Epidemie einzudämmen, sei eine Verhaltensänderung der Menschen: Mehr Hygiene, kein rituelles letztes Berühren Verstorbener, Hände weg von Wildfleisch aller Art – Forderungen, die sich aber kaum kurzfristig umsetzen lassen, sagt der Regensburger Infektiologe Bernd Salzberger.
    "In Bezug auf die Gesundheitssysteme, die dort vorhanden sind, ist das sicherlich eine Situation, die nicht gut unter Kontrolle ist. Die Kollegen, die sich dort um die Patienten kümmern, vor allem Medecins sans Frontieres, also Ärzte ohne Grenzen, die sagen ganz klar, dass sie im Augenblick fast nicht mehr in der Lagen sind, die Patienten zu betreuen und dass sie Sorge haben, dass die Situation noch weiter außer Kontrolle gerät."