Eine musikalische Spurensuche
Egerland - Heimatland?

Die Egerländer Musikanten nennen sich selbst das "erfolgreichste Blasorchester der Welt". Tausende Menschen lieben ihren warmen, gemütlichen Klang. Unzertrennlich mit ihrer Musik verwoben ist die deutsch-tschechische Geschichte: Nationalsozialismus, Vertreibung, Trost und Heimatgefühle.

Von Maria Gnann und Marie König |
Ein Teil der Musiker sitzt und steht lachend vor der Kamera mit ihren Instrumenten in den Händen.
Die Egerländer Musikanten haben Goldene Schallplatten eingespielt und sind in der Carnegie Hall in New York aufgetreten. Unter ihnen der Vater der Autorin: Klarinettist Rudi König, der am nächsten vor der silbernen Tuba steht. (Paul Gärtner)
Seit dem 12. Jahrhundert siedelten Deutschsprachige in den Grenzregionen der heutigen Tschechischen Republik. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die meisten von dort vertrieben. Viel mitnehmen durften sie nicht, aber immaterielle Kulturgüter wie die Musik reisten mit.
In den 1950er-Jahren gründete Ernst Mosch seine Original Egerländer Musikanten, die bis heute böhmische Blasmusik auf große Bühnen bringen. Seit 2000 ist Ernst Hutter der Bandleader – derzeit ist er auf Abschiedstour.

Wer sind die Egerländer?

Der einzige "echte" Egerländer im heutigen Ensemble ist der Vater unserer Autorin, der Klarinettist Rudolf König, 1958 in Sokolov/Falkenau an der Eger geboren und mit seinen Eltern als Spätaussiedler nach Oberschwaben gezogen.
Eine Brücke führt über einen Fluss im Herbstwald. Im Vordergrund eine Reporterin mit blondem Haar, sie trägt einen Beutel des Dlf. Weit entfernt auf der Brücke steht ein Mann mit grauem Haar.
Im kleinen Dorf Luh am Fluss Zwodau verbrachte Rudolf König seine ersten zehn Lebensjahre. Hier scheinen die vielbesungenen böhmischen Wälder ganz nah. (Marie König)
Marie König und Maria Gnann begeben sich auf eine persönliche Spurensuche zu den Wurzeln dieser Musiktradition. In der Sendung untersuchen sie, was die Bevölkerungsgruppe der Egerländer schon im Mittelalter so selbstbewusst machte, wie ihre Traditionen aussahen und welche Rolle sie in der Zeit des Nationalsozialismus einnahmen.
Drei Musiker in Trachten mit braunen Jacken und grauen Hüten stehen und sitzen vor einem Haus mit für den Landstrich typischem Fachwerk.
Postkarte aus den 1930er Jahren: Damals sah eine typische Egerländer Besetzung noch anders aus. Die Besinnung auf die eigene Kultur spaltete die Bevölkerungsgruppen. (imago images / Arkivi / via www.imago-images.de)
In den Liedern der Egerländer Musikanten ist viel von Heimat die Rede, von böhmischen Wäldern und der guten alten Zeit. Welche Bedeutung schlummert in diesen Texten? Kann man die politische Geschichte auch in den Stücken hören? Und welche Sehnsucht erfüllt die Musik der Egerländer heute?
Die Egerländer Musikanten stehen in Tracht auf der Bühne. Es ist ein Blick in den Bühnenraum, wo ein großes Publikum auf mehreren Etagen sitzt. Es ist etwas neblig und das Licht schummerig.
Alle gemeinsam auf der Bühne im niederländischen Tilburg. Rudolf König ist in der hintersten Reihe als Zweiter von rechts zu sehen. (Paul Gärtner)