Ingrid Müller-Wüst und Alexandra Meermagen gehören zu den Tausenden von Fluglärmdemonstranten, die seit mehr als einem Jahr jeden Montagabend im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens lautstark gegen die neue Landebahn protestieren. Willkommen geheißen fühlten sie sich als Neu-Genossinnen von der SPD Sachsenhausen zunächst mal nicht:
"Ich habe einen Antrag gestellt, dann sind wir erst mal in einer großen Gruppe abgelehnt worden und dann nach einer Einzelbefragung angenommen worden. Das war in Ordnung."
"Der Unterbezirk hatte dem Widerspruch der verhinderten Sozialdemokraten stattgegeben. Ressentiments bleiben."
"Die Ablehnung war schon unverschämt, auch schon, muss ich sagen, ein bisschen unter der Gürtellinie, und dann wurde sich über uns das Maul zerrissen über die Tussi im Steppmantel und Lerchesberg-Mafia, also ..."
Was so viel heißen sollte wie "Reichenseilschaft" aus protzenden Geländewagenfahrern und besserwisserischen Akademikern - gemeint das "Reichenviertel" Lerchesberg. Klassenneid unterster Schublade, meint Alexandra Meermagen. Dabei versichert Hessens SPD-Landeschef Thorsten Schäfer-Gümbel:
"Ich freue mich über jeden, der in der Sozialdemokratie mitmachen will und sich zu den Werten der sozialdemokratischen Partei bekennt."
Vorrang für sozialen Wohnungsbau - Alexandra Meermagen steht dahinter, will sich auch für die Integration von Einwanderern engagieren. Aber bei der Ortsvereinssitzung in Sachsenhausen trug sie ein offensichtlich nicht SPD-verträgliches Kleidungsstück, wie sie anschließend aus einer Schmähmail eines Altmitgliedes an Parteifreunde erfuhr.
"Ich hatte einen Steppmantel an, an diesem Montagabend. Ich habe mich eigentlich in der Tussi im Steppmantel wiedergefunden","
lacht die sorgfältig geschminkte 41-Jährige, die in der Kosmetikabteilung eines Warenhauses arbeitet, und mit den anderen Eintrittswilligen die Aufnahme in die SPD beim Frankfurter Unterbezirk erstritt. Bislang gehörte Meermagen der kommunalpolitischen Wählergemeinschaft FAG - den Flughafenausbaugegnern - an. Deren Oberbürgermeisterkandidatin Ursula Fechter fuhr vor einem knappen Jahr bei der Oberbürgermeisterwahl im Frankfurter Süden Stimmenanteile von bis zu 30 Prozent ein. Im zweiten Wahlgang verhalf ihre Empfehlung für Peter Feldmann den Sozialdemokraten mit zum Überraschungssieg über den Favoriten von der CDU. Sieben Monate vor der Wahl zum hessischen Landtag leiden die Flughafenausbaugegner unter Mitgliederschwund. FAG-Chefin Fechter ist aber gar nicht unglücklich darüber.
""Eines unserer Gründungsmitglieder ist gerade dabei, seinen Antrag auszufüllen im Internet, um in die SPD einzutreten, also da werden noch mehr kommen. Ich würde hier nicht von einer Unterwanderung reden, sondern ich denke, das sind Leute, die gesagt haben, wir müssen uns jetzt in der Politik engagieren. Wir sind im Augenblick vor einer Landtagswahl. Die FAG ist eine reine kommunalpolitische Wählergemeinschaft. Wenn man also was im Hinblick auf die Landtagswahl erreichen will und auch erreichen will, dass sich das Wahlprogramm der SPD noch ändert, dann macht es wirklich Sinn, noch in die SPD einzutreten."
Also: Landebahngegner - stürmt die SPD! Klingt seltsam, denn die hessischen Sozialdemokraten haben den Beschluss zum Flughafen-Ausbau ja mitgetragen, der Landesverband hält die Forderung, die im Oktober 2011 eröffnete Nordwestlandebahn abzureißen, für unrealistisch, da juristisch nicht durchsetzbar. Doch die neuen Genossinnen beharren auf ihrer Vision, die SPD zur Anti-Landebahn-Partei umkrempeln zu können - da sind sich Ingrid Müller-Wüst und Alexandra Meermagen bis in die Formulierung hinein einig:
Ingrid Müller-Wüst: "Steter Tropfen höhlt den Stein. Und ich denke, wenn genug Leute für die Schließung sind, kann man auch so was durchsetzen."
Alexandra Meermagen: "Steter Tropfen höhlt den Stein, und wir haben ja im Grunde keine Partei, schon gar nicht in Frankfurt. Die Grünen sind ja mehr schwarz als grün, die haben vielleicht noch grüne Schühchen, das ist alles. Im Grunde sind wir auf verlorenem Posten, und deshalb müssen wir jetzt von Grund sind wir auf verlorenem Posten für unsere Kinder","
sagt die Mutter eines fluglärmgeplagten 13-Jährigen, der sich nicht mehr auf die Hausaufgaben konzentrieren kann. Zum Parteieintritt hat die Neulinge der Altgenosse Ralf Heider motiviert, Vorkämpfer für die Schließung der Nordwest-Landebahn im Frankfurter Süden. Der Versicherungsagent ist vor 35 Jahren zur SPD gekommen, um ein Jugendzentrum durchzusetzen. Warum also sollten nicht anno 2013 Ärzte, Juristen und Makler in die SPD eintreten, um die Frankfurter Nordwest-Piste abzuschaffen? Heider jedenfalls will einer Platzhirsch-Genossin die bereits sicher geglaubte Landtagskandidatur für den Frankfurter Süden abjagen und der SPD-Führung damit das Personal-Tableau zerschießen. Dass er sich damit keine Streicheleinheiten verdient, scheint klar. Dennoch ist er enttäuscht von seinen Partei-Oberen, mehr Dankbarkeit hätte er schon erwartet.
""Das auf alle Fälle, normalerweise gehe ich schon davon aus, wenn fast 40 Menschen neu dazukommen, vor allen Dingen aus allen Bereichen, ist ja nicht nur diese Lerchesberg-Leute, wie es anfangs hieß, die um ihre Häuser kämpfen, es ist aus allen Bevölkerungsschichten, die da jetzt dabei sind, also genau das, was sich die SPD eigentlich wünscht. Von daher gehe ich davon aus, dass ich demnächst mal was Positives höre."
Heider hofft, dass die Neumitglieder seine Chancen auf eine SPD-Landtagskandidatur für den Frankfurter Süden erhöhen. Zunächst mal aber ist die Wahlkreisdelegiertenkonferenz, auf der er antreten will, auf unbestimmt verschoben. Ob die neuen gutbürgerlichen Wut-Genossen die SPD stärken oder zerreißen - noch ist das nicht entschieden.
"Ich habe einen Antrag gestellt, dann sind wir erst mal in einer großen Gruppe abgelehnt worden und dann nach einer Einzelbefragung angenommen worden. Das war in Ordnung."
"Der Unterbezirk hatte dem Widerspruch der verhinderten Sozialdemokraten stattgegeben. Ressentiments bleiben."
"Die Ablehnung war schon unverschämt, auch schon, muss ich sagen, ein bisschen unter der Gürtellinie, und dann wurde sich über uns das Maul zerrissen über die Tussi im Steppmantel und Lerchesberg-Mafia, also ..."
Was so viel heißen sollte wie "Reichenseilschaft" aus protzenden Geländewagenfahrern und besserwisserischen Akademikern - gemeint das "Reichenviertel" Lerchesberg. Klassenneid unterster Schublade, meint Alexandra Meermagen. Dabei versichert Hessens SPD-Landeschef Thorsten Schäfer-Gümbel:
"Ich freue mich über jeden, der in der Sozialdemokratie mitmachen will und sich zu den Werten der sozialdemokratischen Partei bekennt."
Vorrang für sozialen Wohnungsbau - Alexandra Meermagen steht dahinter, will sich auch für die Integration von Einwanderern engagieren. Aber bei der Ortsvereinssitzung in Sachsenhausen trug sie ein offensichtlich nicht SPD-verträgliches Kleidungsstück, wie sie anschließend aus einer Schmähmail eines Altmitgliedes an Parteifreunde erfuhr.
"Ich hatte einen Steppmantel an, an diesem Montagabend. Ich habe mich eigentlich in der Tussi im Steppmantel wiedergefunden","
lacht die sorgfältig geschminkte 41-Jährige, die in der Kosmetikabteilung eines Warenhauses arbeitet, und mit den anderen Eintrittswilligen die Aufnahme in die SPD beim Frankfurter Unterbezirk erstritt. Bislang gehörte Meermagen der kommunalpolitischen Wählergemeinschaft FAG - den Flughafenausbaugegnern - an. Deren Oberbürgermeisterkandidatin Ursula Fechter fuhr vor einem knappen Jahr bei der Oberbürgermeisterwahl im Frankfurter Süden Stimmenanteile von bis zu 30 Prozent ein. Im zweiten Wahlgang verhalf ihre Empfehlung für Peter Feldmann den Sozialdemokraten mit zum Überraschungssieg über den Favoriten von der CDU. Sieben Monate vor der Wahl zum hessischen Landtag leiden die Flughafenausbaugegner unter Mitgliederschwund. FAG-Chefin Fechter ist aber gar nicht unglücklich darüber.
""Eines unserer Gründungsmitglieder ist gerade dabei, seinen Antrag auszufüllen im Internet, um in die SPD einzutreten, also da werden noch mehr kommen. Ich würde hier nicht von einer Unterwanderung reden, sondern ich denke, das sind Leute, die gesagt haben, wir müssen uns jetzt in der Politik engagieren. Wir sind im Augenblick vor einer Landtagswahl. Die FAG ist eine reine kommunalpolitische Wählergemeinschaft. Wenn man also was im Hinblick auf die Landtagswahl erreichen will und auch erreichen will, dass sich das Wahlprogramm der SPD noch ändert, dann macht es wirklich Sinn, noch in die SPD einzutreten."
Also: Landebahngegner - stürmt die SPD! Klingt seltsam, denn die hessischen Sozialdemokraten haben den Beschluss zum Flughafen-Ausbau ja mitgetragen, der Landesverband hält die Forderung, die im Oktober 2011 eröffnete Nordwestlandebahn abzureißen, für unrealistisch, da juristisch nicht durchsetzbar. Doch die neuen Genossinnen beharren auf ihrer Vision, die SPD zur Anti-Landebahn-Partei umkrempeln zu können - da sind sich Ingrid Müller-Wüst und Alexandra Meermagen bis in die Formulierung hinein einig:
Ingrid Müller-Wüst: "Steter Tropfen höhlt den Stein. Und ich denke, wenn genug Leute für die Schließung sind, kann man auch so was durchsetzen."
Alexandra Meermagen: "Steter Tropfen höhlt den Stein, und wir haben ja im Grunde keine Partei, schon gar nicht in Frankfurt. Die Grünen sind ja mehr schwarz als grün, die haben vielleicht noch grüne Schühchen, das ist alles. Im Grunde sind wir auf verlorenem Posten, und deshalb müssen wir jetzt von Grund sind wir auf verlorenem Posten für unsere Kinder","
sagt die Mutter eines fluglärmgeplagten 13-Jährigen, der sich nicht mehr auf die Hausaufgaben konzentrieren kann. Zum Parteieintritt hat die Neulinge der Altgenosse Ralf Heider motiviert, Vorkämpfer für die Schließung der Nordwest-Landebahn im Frankfurter Süden. Der Versicherungsagent ist vor 35 Jahren zur SPD gekommen, um ein Jugendzentrum durchzusetzen. Warum also sollten nicht anno 2013 Ärzte, Juristen und Makler in die SPD eintreten, um die Frankfurter Nordwest-Piste abzuschaffen? Heider jedenfalls will einer Platzhirsch-Genossin die bereits sicher geglaubte Landtagskandidatur für den Frankfurter Süden abjagen und der SPD-Führung damit das Personal-Tableau zerschießen. Dass er sich damit keine Streicheleinheiten verdient, scheint klar. Dennoch ist er enttäuscht von seinen Partei-Oberen, mehr Dankbarkeit hätte er schon erwartet.
""Das auf alle Fälle, normalerweise gehe ich schon davon aus, wenn fast 40 Menschen neu dazukommen, vor allen Dingen aus allen Bereichen, ist ja nicht nur diese Lerchesberg-Leute, wie es anfangs hieß, die um ihre Häuser kämpfen, es ist aus allen Bevölkerungsschichten, die da jetzt dabei sind, also genau das, was sich die SPD eigentlich wünscht. Von daher gehe ich davon aus, dass ich demnächst mal was Positives höre."
Heider hofft, dass die Neumitglieder seine Chancen auf eine SPD-Landtagskandidatur für den Frankfurter Süden erhöhen. Zunächst mal aber ist die Wahlkreisdelegiertenkonferenz, auf der er antreten will, auf unbestimmt verschoben. Ob die neuen gutbürgerlichen Wut-Genossen die SPD stärken oder zerreißen - noch ist das nicht entschieden.