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Einbürgerungsregeln im Handball
Der "Fall Katar" ist nicht mehr möglich

Wann ist eine Nationalmannschaft eine Nationalmannschaft? Im Jahr 2015 löste die Legionärstruppe Katars eine Debatte im Handball aus. Auch bei der diesjährigen Weltmeisterschaft liefen neue eingebürgerte Profis für den Golfstaat auf. In Zukunft aber sind massenhafte Einbürgerung ausgeschlossen.

Von Erik Eggers | 27.01.2019
    Frankis Marzo im Spiel Katar gegen Russland
    Frankis Marzo im Spiel Katar gegen Russland (Felix König/imago sportfotodienst)
    Der Rückraumspieler Frankis Marzo gehört mit seinen 39 Treffern zu den besten Torschützen der diesjährigen Handball-WM. Geboren wurde der Rechtshänder in Guantanamo, Kuba. Mit Kuba nahm er 2009 noch an der WM in Kroatien teil. Im Jahr 2017 aber bürgerte ihn der Golfstaat Katar ein, seither verstärkt er Team von Trainer Valero Rivera.
    Die Mannschaft des Emirates hatte im Jahr 2015, als sie im eigenen Land Vize-Weltmeister wurde, eine heftige Debatte über eingebürgerte Profis ausgelöst: Nur vier Spieler des damaligen Teams wurden in dem kleinen Golfstaat geboren. Schwedens Kapitän Tobias Karlsson sagte damals: Diese Entwicklung tue ihm im Herzen weh.
    Regeln deutlich verschärft
    Der Fall Marzo wäre heute so nicht mehr möglich. Denn der Handball-Weltverband hat seine Bestimmungen für den Verbandswechsel von Spielern bereits im November 2017 verschärft, weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit. Demnach darf ein Nationalspieler in den drei Jahren vor dem ersten Einsatz für ein Land in keinem offiziellen Spiel für die Auswahl eines anderen Landes gespielt haben.
    Fortan ist ein Wechsel für einen Spieler mit mehrfacher Staatsbürgerschaft nur noch dann möglich, wenn er in dem neuen Land geboren wurde oder "seine leibliche Mutter oder sein leiblicher Vater auf dem Gebiet des betreffenden Nationalverbandes geboren ist" oder in dem Fall, dass er bereits mehr als 36 Monate ununterbrochen auf dem Gebiet des betreffenden Verbandes gelebt hat.
    An Rugby und Basketball orientiert
    Auf Basis dieser Regeln hätte etwa Frankis Marzo nicht mehr eingebürgert werden können. Hinzu kommt: Ein Verband darf künftig nur maximal drei eingebürgerte Spieler einsetzen, die nach Vollendung des 16. Lebensjahres die Nationalität des betreffenden Landes durch Einbürgerung erworben haben.
    Aus IHF-Kreisen heißt es auf Anfrage, man habe sich für die neuen Bestimmungen stark an den Regeln des Rugby-Weltverbandes World Rugby und des Basketball-Weltverbandes FIBA orientiert, deren Bestimmungen als sehr strikt gelten. Die massenhafte Einbürgerung von Profis nach dem Katarer Modell ist jedenfalls nicht mehr möglich.
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