Freiarbeit in Klasse 7. Zwei Unterrichtsstunden lang können sich die 30 Schüler nun beschäftigen, womit sie wollen. Ihr Lehrer Ulrich Spengler gibt lediglich Tipps, was vielleicht sinnvoll wäre.
"Denkt dran, Mathearbeit, nächste Stunde, guckt noch mal rein, dass ihr euch auch sicher seid, dass das funktioniert und bitte diejenigen mal dran zu denken, dass wir unsere Projekte bis zur ersten Februarwoche fertig haben müssen, ne, deshalb haut mal rein ja. Ok. Gut, dann mal los."
Sofort beginnen die Jungen und Mädchen zu arbeiten, gemeinsam, keiner lernt alleine. Linda, Hellen und Anja erklären sich gegenseitig wie ein Dreieck gezeichnet und vermessen wird – das kommt gleich in der Mathearbeit vor.
"Du malst die Strecke und hälst am Nullpunkt an. Dann machst du zum Beispiel 84 Grad, so, dann verbindest du das und dann hast du den Winkel. Ach so. Ja das ist leicht. Aber ich messe das jetzt nach."
Ein paar Tische weiter hocken einige Jungs vor einem Laptop und suchen im Internet nach Informationen für ihre Projektarbeit, während zwei andere an der Inhaltsangabe eines Buches arbeiten. Die meisten der 12- bis 13-Jährigen finden die Freiarbeit ganz klar besser als Frontalunterricht.
"Ja auf jeden Fall, weil man nicht immer alles vorgesagt bekommt. Man kann das selber rausfinden oder auch mal fragen, wenn mans nicht versteht. Da hat man auch mehr Freiheiten, als wenn man immer vom Lehrer Aufgaben bekommt, und die dann durcharbeiten muss."
"Manchmal langweile ich mich auch in der Freiarbeit, wenn ich nicht weiß, was ich tun kann."
"Ich finds persönlich besser, weil dann ist es nicht ganz so langweilig."
"Von Freundinnen kann man das manchmal auch leichter erklärt bekommen, als von Lehrern."
Ihr Lehrer Ulrich Spengler ist überzeugt, dass starke und schwache Schüler durch den offenen Unterricht lernen, im Team zu arbeiten und sich selbst zu organisieren. Aber er sieht auch die Schwierigkeit, dass man nicht so recht weiß, wie viel Stoff die Schüler so tatsächlich lernen.
"Da sind sicher auch immer einige, die unter ihrem Niveau arbeiten oder vielleicht nicht so konzentriert arbeiten, aber im Frontalunterricht erfahre ich ja auch nicht, wer da vor mir im Tiefschlaf ist, weil ich bei 30 Kindern, die da sitzen, das ja auch nicht ständig im Blick habe oder die Übersicht habe."
Der erfahrene Lehrer weiß, dass so viel Freiheit im Unterricht für manche Schüler - aber auch für viele Lehrer - eine echte Herausforderung ist.
"Ich finde Freiarbeit deutlich anstrengender, weil ich viel mehr Situationen hab, in denen ich schnell umschalten muss, mich wieder auf einen neuen Inhalt, ein neues Bedürfnis einzulassen."
"Denkt dran, Mathearbeit, nächste Stunde, guckt noch mal rein, dass ihr euch auch sicher seid, dass das funktioniert und bitte diejenigen mal dran zu denken, dass wir unsere Projekte bis zur ersten Februarwoche fertig haben müssen, ne, deshalb haut mal rein ja. Ok. Gut, dann mal los."
Sofort beginnen die Jungen und Mädchen zu arbeiten, gemeinsam, keiner lernt alleine. Linda, Hellen und Anja erklären sich gegenseitig wie ein Dreieck gezeichnet und vermessen wird – das kommt gleich in der Mathearbeit vor.
"Du malst die Strecke und hälst am Nullpunkt an. Dann machst du zum Beispiel 84 Grad, so, dann verbindest du das und dann hast du den Winkel. Ach so. Ja das ist leicht. Aber ich messe das jetzt nach."
Ein paar Tische weiter hocken einige Jungs vor einem Laptop und suchen im Internet nach Informationen für ihre Projektarbeit, während zwei andere an der Inhaltsangabe eines Buches arbeiten. Die meisten der 12- bis 13-Jährigen finden die Freiarbeit ganz klar besser als Frontalunterricht.
"Ja auf jeden Fall, weil man nicht immer alles vorgesagt bekommt. Man kann das selber rausfinden oder auch mal fragen, wenn mans nicht versteht. Da hat man auch mehr Freiheiten, als wenn man immer vom Lehrer Aufgaben bekommt, und die dann durcharbeiten muss."
"Manchmal langweile ich mich auch in der Freiarbeit, wenn ich nicht weiß, was ich tun kann."
"Ich finds persönlich besser, weil dann ist es nicht ganz so langweilig."
"Von Freundinnen kann man das manchmal auch leichter erklärt bekommen, als von Lehrern."
Ihr Lehrer Ulrich Spengler ist überzeugt, dass starke und schwache Schüler durch den offenen Unterricht lernen, im Team zu arbeiten und sich selbst zu organisieren. Aber er sieht auch die Schwierigkeit, dass man nicht so recht weiß, wie viel Stoff die Schüler so tatsächlich lernen.
"Da sind sicher auch immer einige, die unter ihrem Niveau arbeiten oder vielleicht nicht so konzentriert arbeiten, aber im Frontalunterricht erfahre ich ja auch nicht, wer da vor mir im Tiefschlaf ist, weil ich bei 30 Kindern, die da sitzen, das ja auch nicht ständig im Blick habe oder die Übersicht habe."
Der erfahrene Lehrer weiß, dass so viel Freiheit im Unterricht für manche Schüler - aber auch für viele Lehrer - eine echte Herausforderung ist.
"Ich finde Freiarbeit deutlich anstrengender, weil ich viel mehr Situationen hab, in denen ich schnell umschalten muss, mich wieder auf einen neuen Inhalt, ein neues Bedürfnis einzulassen."
Mathe-LK in Klasse 12
Andere Klasse, anderer Unterricht. Auf dem Plan steht Mathe-Leistungskurs in Klasse 12.
"So, guten Morgen zusammen. Wir haben uns in der letzten Stunde mit dem alten Herrn Archimedes befasst. Wer kann seine Methode an den Flächeninhalt krummlinig begrenzter Flächenstücke zu kommen noch mal eben zusammenfassen? Judith! Er hat den Abschnitt, den er berechnen wollte in Streifen unterteilt."
Schulleiter und Mathematiklehrer Hans-Willi Winden steht an der Tafel, zeigt auf eine Zeichnung. Vor ihm sitzen rund zwanzig hochkonzentrierte 18- und 19-jährige Schüler. Auf jede Frage, die der Lehrer stellt, schnellen gleich mehrere Finger in die Luft. Der Frontalunterricht scheint hier genau das richtige zu sein.
"Ein perfekter Frontalunterricht muss klar sein, also der Schüler muss sehr schnell erkennen können, was will der Lehrer. Die Lehrerpersönlichkeit steht stark im Vordergrund. Der Lehrer müsste dann gut erklären können, es muss authentisch sein."
Seit mehr als 30 Jahren steht Hans-Willi Winden nun schon vor Schülern, meistens unterrichtet er so wie jetzt, frontal.
"Die anspruchsvollere Form ist die Gruppenarbeit. Wenn sie gut gemacht werden will, bedarf sie umfangreicher Vorbereitung, ist dann auch sehr effektiv. Aber wenn ich bestimmte Inhalte in ganz kurzer Zeit vermitteln will, ist ein Lehrer- oder Schülervortrag eben auch gut geeignet."
Frontalunterricht sei gerade für schwächere, unsichere Schüler leichter, meint er, da sie zu viel Freiheit oft überfordere. Dennoch müsse man sie natürlich auch da heranführen, um sie auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Ein gesunder Mix sei deshalb wohl das Beste, meint der Schulleiter. Und viele seiner Schüler sehen das genauso.
"So ganz am Anfang, bei einem schwierigeren Thema, finde ich es eigentlich ganz ok, wenn der da vorne was erklärt."
"Ich würde schon sagen, dass es immer drauf ankommt, welcher Lehrer das macht und auch in welchem Fach."
"In Mathe finde ich jetzt zum Beispiel den Frontalunterricht besser, aber in Religion oder Deutsch die Gruppenarbeit."
"So, guten Morgen zusammen. Wir haben uns in der letzten Stunde mit dem alten Herrn Archimedes befasst. Wer kann seine Methode an den Flächeninhalt krummlinig begrenzter Flächenstücke zu kommen noch mal eben zusammenfassen? Judith! Er hat den Abschnitt, den er berechnen wollte in Streifen unterteilt."
Schulleiter und Mathematiklehrer Hans-Willi Winden steht an der Tafel, zeigt auf eine Zeichnung. Vor ihm sitzen rund zwanzig hochkonzentrierte 18- und 19-jährige Schüler. Auf jede Frage, die der Lehrer stellt, schnellen gleich mehrere Finger in die Luft. Der Frontalunterricht scheint hier genau das richtige zu sein.
"Ein perfekter Frontalunterricht muss klar sein, also der Schüler muss sehr schnell erkennen können, was will der Lehrer. Die Lehrerpersönlichkeit steht stark im Vordergrund. Der Lehrer müsste dann gut erklären können, es muss authentisch sein."
Seit mehr als 30 Jahren steht Hans-Willi Winden nun schon vor Schülern, meistens unterrichtet er so wie jetzt, frontal.
"Die anspruchsvollere Form ist die Gruppenarbeit. Wenn sie gut gemacht werden will, bedarf sie umfangreicher Vorbereitung, ist dann auch sehr effektiv. Aber wenn ich bestimmte Inhalte in ganz kurzer Zeit vermitteln will, ist ein Lehrer- oder Schülervortrag eben auch gut geeignet."
Frontalunterricht sei gerade für schwächere, unsichere Schüler leichter, meint er, da sie zu viel Freiheit oft überfordere. Dennoch müsse man sie natürlich auch da heranführen, um sie auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Ein gesunder Mix sei deshalb wohl das Beste, meint der Schulleiter. Und viele seiner Schüler sehen das genauso.
"So ganz am Anfang, bei einem schwierigeren Thema, finde ich es eigentlich ganz ok, wenn der da vorne was erklärt."
"Ich würde schon sagen, dass es immer drauf ankommt, welcher Lehrer das macht und auch in welchem Fach."
"In Mathe finde ich jetzt zum Beispiel den Frontalunterricht besser, aber in Religion oder Deutsch die Gruppenarbeit."