
52 Jahre im selben Job - und gewaltbereit wie am ersten Tag! Wie hätte James Bond, der Agent mit der Lizenz zum Töten wohl sein Leinwand-Dienstjubiläum gefeiert? Vermutlich mit einem trockenen Spruch und einem trockenen Martini-Cocktail, klar: "geschüttelt, nicht gerührt". Wobei der derzeitige Bond-Darsteller Daniel Craig bei seinem Debüt in "Casino Royale" ja auf die Frage, wie er seinen Martini wolle, eiskalt zurückschoss: "Sehe ich aus, als ob mich das interessiert?" Nun interessiert Craig die ganze prestigeträchtige Rolle nicht mehr, trotz flotter Drinks, flotter Autos und flotter Frauen an seiner Seite.
Apropos Frauen. Fünfzig Jahre im Dienst Ihrer Majestät sind eine lange Zeit. Heute haben deutsche Kommunen Gleichstellungsbeauftragte, Angela Merkel ist die "Kanzlerin der freien Welt", sogar die USA kriegen eine Präsidentin - zumindest vielleicht. Ist die Zeit also reif für einen weiblichen Bond?
Dieser Tage hat die amerikanische Seriendarstellerin Gillian Anderson sich via Twitter auf einem Filmplakat als neue Bond-Darstellerin in Szene gesetzt, prompt tobt die Diskussion, ob es nicht endlich heißen sollte: "Mein Name ist Bond. Jane Bond." In Netz und Medien wird mittlerweile ein halbes Dutzend geeigneter Miminnen gehandelt, darunter die Bollywood-Schönheit Priyanka Chopra, die es in der FBI-Serie "Quantico" buchstäblich krachen lässt, und Emilia Clarke, die feuerfeste Drachenmutter in "Game of Thrones".
Also stellen wir uns das mal illustriert vor. Gut, Jane Bond könnte zweifellos teure Schlitten in Verfolgungsjagden schrotten, übermächtige Bösewichter zu Brei hauen, Sprüche machen und am Ende die Welt retten. Ja, weibliche Filmhelden können all das, wie Quentin Tarrantino in "Kill Bill" und seine cineastischen Vorbilder des asiatischen Kampfsportkinos schon längst gezeigt haben. Bloß sind solche Heroinnen in teuren Hollywood-Produktionen nach wie vor extrem selten zu sehen. Das Entern der globalen Marke James Bond könnte ein Schritt hin zur Gleichberechtigung auf der Kinoleinwand sein - auf den ersten Blick.
Auf den zweiten Blick ist das allenfalls als Idee gut. Bond als Role Model, das bedeutet schließlich: chauvinistischer Frauenverschleiß, kindische Freude an technischen Gadgets, Narzissmus, pathologische Bindungsunfähigkeit, die ungerührt zuschaut, wie diejenige draufgeht, mit der man eben noch das Lager teilte. Und jetzt soll eine Frau diesen ganzen Macho-Quatsch machen? Wozu? Was wäre der feministische Mehrwert?
In der Bond-Welt war die zeitweilige Besetzung des Chefpostens "M" durch Judy Dench, also eine weibliche Führungsfigur, nicht mehr als ein Ausrutscher. Nach Ms Verscheiden hat Agent 007 hat wieder einen Mann zum Vorgesetzten, und das ganze lustige Jungs-Ding der Bond-Reihe kann, von der Realität ungestört, weitergehen bis in alle Ewigkeit.
Apropos Realität. Der Bond-Regisseur Sam Mendes hat jetzt daran erinnert, dass die Fans - gleich welchen Geschlechts - bei der Entscheidung eh nicht gefragt werden, weil das nämlich allein Sache der Produzentin Barbara Broccoli ist. Die Frau ist seit zwanzig Jahren die Chefin des Milliardenunternehmens James Bond. Und damit - im Gegensatz zu 007 - ein wirkliches Rollenvorbild.