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Einwanderer aus Afrika und Haiti
Trump kritisiert Migration aus "Drecksloch-Ländern"

Bei einem Treffen zur US-Einwanderungspolitik hat sich US-Präsident Donald Trump abfällig über Einwanderer aus Afrika und Haiti geäußert. Die Äußerung fiel während einer Debatte über einen neuen Gesetzesentwurf, mit dem sich bestehende Regelungen geändert hätten.

Von Martin Ganslmeier | 12.01.2018
    US-Präsident Donald Trump spricht im Diplomatic Reception Room im weißen Haus in Washington (USA)
    US-Präsident hat afrikanische Länder und Haiti "shithole-countries" genannt. Ihm seien Einwanderer aus Norwegen oder Asien lieber. Ein Sprecher verteidigte Trumps Aussagen. (AP / dpa / Evan Vucci)
    Die umstrittene Äußerung des US-Präsidenten war der Aufmacher in den Abendnachrichten aller großen Fernsehsender in den USA: "Explosive Kommentare des Präsidenten", hieß es bei CBS. Und NBC sprach von "schockierenden Kommentaren im Oval Office":
    "Könnte für einige jüngere Zuschauer nicht geeignet sein"
    Und auch das geschieht nicht alle Tage. In der Anmoderation zum Beitrag über die Äußerungen des Präsidenten warnte NBC-Moderator Lester Holt: "Das was sie gleich hören, könnte für einige unserer jüngeren Zuschauer nicht geeignet sein".
    Was war passiert? Donald Trump hatte Senatoren beider Parteien zu Gast im Oval Office. Eine Gruppe von sechs Senatoren hatte einen überparteilichen Kompromiss erarbeitet: Damit sollten hunderttausende junge Einwanderer, die sogenannten "Dreamer", vor Abschiebung geschützt werden.
    Die Senatoren trauten ihren Ohren nicht
    Die von Trump heftig kritisierte Einwanderungslotterie sollte halbiert werden, dafür aber dürften Einwanderer aus Mittelamerika bleiben, die aufgrund von Naturkatastrophen in die USA kamen. Offenbar gefiel Donald Trump dieser überparteiliche Kompromiss überhaupt nicht. Die Senatoren jedenfalls trauten ihren Ohren nicht, als sie die Reaktion des Präsidenten hörten, berichtete CNN-Korrespondent Jim Acosta und zitierte dann Trumps umstrittene Äußerung:
    "Warum lassen wir all diese Leute aus Drecksloch-Ländern hierher kommen?", habe Trump wörtlich gesagt und sich dann vor allem über Einwanderer aus Afrika und Haiti beklagt. "Warum brauchen wir mehr Haitianer?", habe Trump protestiert: "Schmeißt Sie raus!" Stattdessen schlug Trump vor, mehr Menschen aus Ländern wie Norwegen aufzunehmen. Oder aus asiatischen Ländern, weil die Amerikas Wirtschaft voranbringen.
    Kein Dementi aus dem Weißen Haus
    Aus dem kam kein Dementi. Im Gegenteil: Ein Sprecher verteidigte Trumps Aussagen: Während sich manche Politiker in Washington lieber für Ausländer einsetzen, werde Trump "immer für die Amerikaner kämpfen". Der Präsident heiße jene Einwanderer willkommen, die zum Wirtschaftswachstum beitragen und sich gut assimilieren.
    Heftige Kritik kam anschließend sowohl von Demokraten als auch von einigen Republikanern. Die republikanische Kongressabgeordnete Mia Love, deren Familie aus Haiti stammt, bezeichnete Trumps Verhalten als "unakzeptabel für den Anführer unserer Nation". Trumps Worte seien "ein Schlag ins Gesicht der Werte unserer Nation". Der demokratische Senator Ben Cardin sagte: "Ich hätte nie geglaubt, dass so was aus dem Mund des Präsidenten der Vereinigten Staaten kommt. Das ist extrem schädlich":
    Trump-Bemerkung vor dem 8. Jahrestag des Haiti-Erdbebens
    Mehrere Politiker wiesen darauf hin, dass Trumps abfällige Bemerkungen unmittelbar vor dem 8. Jahrestag des verheerenden Erdbebens in Haiti fielen. Der Sprecher der afroamerikanischen Kongressabgeordneten Cedric Richmond twitterte: Trumps Äußerungen seien ein weiterer Beleg dafür, dass Trumps Agenda "Mach Amerika wieder großartig" in Wirklichkeit das Ziel habe: "Mach Amerika wieder weiß".
    Dass Trump am gleichen Abend sein Verhältnis zum nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un als "gut" bezeichnete, ging in den US-Medien fast unter. In einem Interview mit dem "Wall Street Journal" sagte er dem überraschten Reporter, der ihn mit früheren "Rocket-Man"-Äußerungen konfrontierte: "Sie werden das bei mir häufiger erleben ... Auf einmal ist jemand mein bester Freund ... Ich bin ein sehr flexibler Mensch."
    Heute hat Donald Trump weniger Zeit für umstrittene Äußerungen. Er muss ins Krankenhaus, um seinen jährlichen Gesundheits-Check zu absolvieren.