Es tritt typischerweise um Weihnachten herum auf, doch manchmal kommt es auch zu anderen Zeiten: das Wetterphänomen El Niño, das Christkind. Wenn von der Mitte des Pazifiks bis vor der Küste Südamerikas große Mengen an warmem Wasser an die Oberfläche gespült werden, dann spielt das Wetter verrückt - mit Folgen rund um die Welt. Das nächste El Niño scheint vor der Tür zu stehen, sagt Max Dilley, der für Klima-Vorhersage zuständige Direktor bei der Meteorologischen Weltorganisation WMO - doch dort steht es schon ziemlich lange:
"Dieses Mal spielt El Niño schon seit Mai sein Spiel mit uns. Derzeit rechnen wir mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 bis 75 Prozent mit einem schwachen El Niño irgendwann zwischen heute und Februar."
Lima, die Hauptstadt von Peru, ist von Meer und Wüste umgeben, doch wenn El Niño jetzt käme, dann wäre es vorbei mit dem trockenen Sommerwetter, das die Teilnehmer des Klimagipfels zur Zeit verwöhnt.
"Teile von Peru, die normalerweise ziemlich trocken oder sogar wüstenhaft sind, müssen mit gewaltigen Überflutungen rechnen, denn durch die aufsteigende Warmluft fällt sehr viel Regen."
Doch die Folgen gehen um die Welt: In Indonesien und in Südafrika ist es ungewöhnlich trocken, in Ostafrika und Kalifornien fallen Regengüsse und auch in vielen anderen Teilen der Welt bringt El Niño ein bis zwei Mal pro Dekade die vertrauten Wetterverhältnisse durcheinander. Viele Fischer kehren dann mit leeren Netzen heim, sagt Cassandra DeYoung von der Welternährungsorganisation FAO:
"Bei starken El-Niño-Ereignissen gibt es Wanderungsbewegungen von vielen wichtigen Fischarten. Ein Beispiel ist der Anchovis, Peru ist die Nummer eins in der Anchovis-Fischerei und er wird weltweit gehandelt."
Ozeane in Oberflächennähe so warm wie noch nie
Doch wenn das Wetter verrückt spielt, dann kehren die Fischer mit leeren Netzen heim und Landwirte verzeichnen Missernten. Steigende Preise für Fisch und Getreide sind die Folge - letzteres wäre auch spürbar in reichen Ländern wie Deutschland. In ärmeren Regionen kann das Wetterphänomen zu Hungersnöten führen und eine ganze Reihe von Ländern, beispielsweise Indonesien, hat bereits Informationskampagnen gestartet, damit die Betroffenen sich anpassen können. Cassandra de Young von der FAO:
"Es wird wichtig sein, den Fischern zusätzliche Quellen von Einkommen zu verschaffen. Manche Fischer werden durch El Niño stark getroffen und sie müssen sich ihren Lebensunterhalt anders verdienen."
Wenn El Niño wirklich kommt, dann wäre er dieses Mal anders als sonst, und das hat mit dem Klimawandel zu tun, sagt Max Dilley von der WMO:
"Weltweit sind die Ozeane in Oberflächennähe in diesem Jahr bisher so warm wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen. Und das heißt: Es gibt nicht nur eine warme Region im östlichen und zentralen Pazifik, wie bisher bei einem El-Niño-Ereignis, wir haben warmes Wasser überall auf der Welt in den Ozeanen."
Möglicherweise macht der Klimawandel gerade besonders schwere El-Niño-Ereignisse häufiger, doch sicher weiß man das noch nicht. Die reichen Staaten haben zur Anpassung an die Erwärmung Milliardenzahlungen für den Süden versprochen. Ein Teil davon soll auch für die Vorsorge gegen El Niño eingesetzt werden.