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Elektroautos
Längere Distanzen möglich als gedacht

Mit leerer Batterie liegenbleiben: Ein Szenario, das viele vor dem Elektroauto zurückschrecken lässt. Eine Gruppe von Elektroauto-Enthusiasten in Düsseldorf hat nun jedoch bei einer Wettfahrt bewiesen: Die Fahrzeuge fahren viel länger als häufig behauptet.

Von Kai Rüsberg |
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    Keine Angst vor leerer Batterie: Ein Elektroauto an der "Tankstelle". (dpa/picture alliance/Maximilian Schönherr)
    Ein leises Pfeifen ist vor der Bäckerei in Hilden zu hören. Hier laden die Elektroautos ihre Batterien nach der Wettfahrt wieder auf. So viele sind mit ihren Privatautos gekommen, dass Nino Zeidler schon den Überblick verloren hat.
    "Zwischen 40 und 60 Autos. - 70 - Ach, 70 Autos, das wusste ich auch nicht!"
    Zusammen mit seiner Frau hat er kürzlich seine drei Familienautos mit Benzinmotor verkauft und zwei Elektroautos gekauft. Der Fahrradius, den die Batterien ermöglichen, reicht ihnen für die täglichen Fahrten aus. Doch was sie und die anderen zu der Wettfahrt veranlasste, war ein Bericht in einer Autofachzeitschrift, der nur halb so große Reichweiten auswies, wie sie Danica Dannenberg mit ihrem Elektroauto erreicht.
    "Ich ärgere mich schon, wenn falsch berichtet wird. Und dieser Test war so falsch, dass man sich nur freuen kann, dass die heute das Doppelte gefahren sind. Zum anderen sehe ich das so, dass Nachhaltigkeit wichtig ist und wir nicht den Sprit in die Luft blasen und wenn man sich das leisten kann, dann sollte man das auch machen."
    "Wir wollen nicht mehr Öl verbrennen"
    Etwa 100 Interessierte und Fahrer haben sich an der Ladestation eingefunden. Ein Notar überwacht die Kilometerstände und Restkapazität der Batterien. Sie wollen beweisen, wie weit man tatsächlich mit Elektroautos fahren kann. Angestellte, Studenten, Ärzte, Freiberufler. Nur keine Autohändler oder Werksvertreter, sagt Antonino Zeidler.
    "Das sind einfach Leute, die die gleiche Gesinnung haben. Wir wollen nicht mehr Öl verbrennen. Es geht um die Energiewende."
    Eine Gruppe fährt 90 Stundenkilometer im Schnitt, die andere 120. Mehr als 6 Stunden sind die Autos mit den größten Batterien unterwegs. Einer hat zwischendurch ein Beweisfoto vom Deich an der Nordsee gesendet und ist noch auf der Rückfahrt, als Bäckermeister Roland Schüren schon eine erste Bilanz zieht.
    "Wir kommen dann zur Ergebnispräsentation. Zuerst der Smart ED. AMS hat gesagt, der kommt nur 50 km weit. Unserer 94 Kilometer."
    Die Elektroauto-Fahrer waren aus ganz Deutschland ins Rheinland gekommen. Einer sogar aus Österreich und einer aus der Schweiz. Ein halbes Dutzend verschiedener Fabrikate waren unterwegs. Alle haben die Daten aus der Zeitschrift weit übertroffen. Zuletzt kommt das größte und teuerste Elektroauto an die Reihe:
    "Und jetzt der eigentliche Grund. Was uns im Forum so aufgeregt hat. 184, das ist die Hälfte, was wir so kennen. Und es ist geworden: 363,5 km."
    Falsche Grafik
    Kaum sind die Zahlen bekannt, klingelt schon sein Telefon.
    "Das ist Lars Thomsen, da gehe ich mal dran."
    Lars Thomsen ist ein bekannter Zukunftsforscher, der wie viele andere Elektroautoenthusiasten gespannt auf die Ergebnisse gewartet hat. Kurzerhand wird das Gespräch in der Bäckerei auf Lautsprecher gestellt, sodass alle mithören können, was Thomsen sagt:
    "Ich hoffe, dass das richtiggestellt wird. Denn was uns am meisten geärgert hat, ist dass in der Zeitschrift eine Grafik gezeigt wurde, dass man es noch nicht mal von Stuttgart nach München schafft. Und das ist klargestellt."
    Zum Abschluss spendiert der Bäcker und Organisator der Elektroautowettfahrt noch zwei Torten für die Rekordfahrer, gemeinsam wird begeistert gefeiert. Denn aus ihrer Sicht haben sie mit ihrem Großversuch bewiesen, dass Elektroautos auch für den Alltagsverkehr taugen.